«Die Schrägen des Musters waren eine Challenge»

Das Sideboard hat Jann Curdin Rechsteiner für seine Küche produziert. Bild: VSSM Graubünden/Marco Cadonau

In der Küche von Jann Curdin Rechsteiner steht ein Sideboard, das er für den Bündner Lernendenwettbewerb «Holz kreativ 2023» entworfen und produziert hat. Weshalb das Muster mit Sägeschnittfurnier eine Herausforderung war und er einiges gelernt hat, erzählt der Davoser im Monatsinterview.

Hast du lange überlegt, ob du beim Wettbewerb für Lernende im dritten Jahr mitmachst?

Jann Curdin Rechsteiner: Nein, denn dieser ist eine perfekte Übung für die Individuelle Praktische Arbeit im vierten Lehrjahr. Es wäre schade gewesen, nicht teilzunehmen. Vor allem auch, weil mich mein Lehrbetrieb unterstützt hat.

Weshalb hast du ein Sideboard hergestellt?

Ich wollte etwas produzieren, das einen Nutzen hat. In unserer Küche hatten wir eine Notlösung für unsere Kaffeemaschine. Da dachte ich, dass dies die ideale Gelegenheit wäre, ein Möbel dafür zu machen.

Wie ist die Planung gelaufen?

In der Form habe ich das zum ersten Mal gemacht. Schwer gefallen sind mir die Schrägen des Musters, die von der Seite über die Fronten zur anderen Seite verlaufen. Ich musste zudem darauf achten, dass ich mich nicht schon bei den ersten Entwürfen in den Details verliere.

Und wie lief die Produktion?

Das Sägeschnittfurnier aus Eiche habe ich auf MDF-Platten geklebt und mit der CNC ausgefräst. Ich freute mich, diese mal bedienen zu dürfen. Der CNC-ÜK folgt ja erst noch. Einige Ecken waren leider nicht perfekt. Sie hatten sich teilweise um einen bis zwei Millimeter verschoben. Beim Zusammenfügen der Furnierteile musste ich darauf achten, dass später die ausgefräste Nut immer im Stoss ist. Das war noch schwierig und stimmte nicht überall. Am Schluss hatte sich das Türchen leicht verzogen, da es durch die Ausfräsungen innen und aussen nicht identisch war. Mit einem Verzugsbeschlag habe ich die Lösung dafür gefunden.

Weshalb hast du dich für Eiche entschieden?

Mir gefällt das Holz nach wie vor, auch wenn einige sagen, dass der Trend vorbei sei. Zudem passt das Sideboard so zum Esstisch.

Wie ist dein Möbel von der Wettbewerbsjury bewertet worden?

Es ist gut angekommen und wurde als kreativ und sauber gearbeitet angeschaut. Das hat mich gefreut. Eine Rangierung hat es allerdings nicht gegeben.

Du bist schon 39 und machst eine Zweitlehre. Weshalb?

Bevor ich mich als Jugendlicher für die Lehre als Hochbauzeichner entschieden hatte, interessierte ich mich bereits für den Beruf des Schreiners und ging auch schnuppern. Dann habe ich mehrere Jahre im Bereich Marketing und Kommunikation gearbeitet. Seit ich 30 bin, habe ich immer wieder am Schreiner rumstudiert und mich entschieden, die Lehre doch noch zu machen. Ich wollte es nicht mit 50 einmal bereuen.

Das war bestimmt keine einfache Entscheidung.

Es geht. Natürlich muss man finanzielle Abstriche machen, aber ich konnte mir Rücklagen ansparen. Da ich die Ausbildung in drei statt vier Jahren durchziehen kann, ist die Lehrzeit absehbar. Meine Partnerin hat mich dabei unterstützt, und eine Lehrstelle habe ich auch relativ schnell gefunden. Dass mein Berufsbildner 27 Jahre alt ist, ist weder für mich, noch für ihn ein Problem. Das hatten wir im Vorfeld besprochen.

Dann hast du den Schritt bisher nicht bereut?

Nein, überhaupt nicht. Ich würde jeder und jedem raten, sich beruflich neu zu orientieren, wenn man sich das wünscht. Man hat nichts zu verlieren.

Wie wurdest du von deinen Klassengspänli aufgenommen?

Sehr gut. Natürlich ist es speziell, da ich viel älter als die anderen Lernenden in meiner Klasse und auch im Betrieb bin, aber das ist kein Problem.

Wie gefällt es dir im Lehrbetrieb, der Ambühl Schreinerei und Küchenbau in Davos?

Sehr gut. Wir sind breit aufgestellt und bieten fast alle Arten von Schreinerarbeiten an, hauptsächlich Küchen- und Innenausbau. Ich darf oft selbstständig arbeiten. Zuletzt habe ich zum Beispiel eine Küche selbst produziert und montiert. Das fand ich toll.

Wie stellst du dir deine berufliche Zukunft vor?

Ich weiss noch nicht genau, wohin mich mein Weg führt. Das entscheide ich, wenn ich den Abschluss habe. Ich denke, dass ich im Beruf des Schreiners oder der Branche bleiben werde. In die Planung zu gehen, wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber ich möchte nicht mehr zu 100 Prozent im Büro arbeiten.

Interview mit:

Jann Curdin Rechsteiner wohnt in Davos Platz und hat gerade das vierte Lehrjahr als Schreiner EFZ begonnen. Angestellt ist er bei der Ambühl Schreinerei und Küchenbau in Davos Platz. Er ist 39 Jahre alt und hat zuerst Hochbauzeichner gelernt, den Schreinerberuf aber nie ganz abgehakt und sich zur Zweitlehre entschieden. In seiner Freizeit fährt der Bündner gerne Ski, geht langlaufen und biken. Zudem ist er Fan des HC Davos und verpasst kaum einen Match.

Nicole D'Orazio

www.ambuehl-davos.ch

Veröffentlichung: 03. August 2023 / Ausgabe 31-32/2023

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