«Die Sicherheit hat oberste Priorität»

Der ehemalige Schreiner Max Strohbach (30) arbeitet nun als Bademeister im Strandbad Buochs-Ennetbürgen. Bild: Caroline Schneider

Es ist wolkenverhangen, grau und nass an jenem Tag. Menschenleer präsentiert sich das Schwimmbad. Einziger Gast ist ein Blässhuhn, dass sich auf dem Steg sein Nestchen gebaut hat. Max Strohbach, der Bademeister des Strandbads Buochs-Ennetbürgen, hat eine Absperrung vor dem Steg angebracht. «So kann das Blässhuhn in Ruhe brüten», sagt der tierliebende, ehemalige Schreiner. Der 30-Jährige stammt ursprünglich aus Berlin. «Ich bin ganz im Osten in einer Plattenbausiedlung aufgewachsen.» Vor zehn Jahren kam der Tischler – wie unsere Nachbarn den Schreinerberuf bezeichnen – für einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz in die Schweiz. «Dann bin ich hängen geblieben.» Strohbach musste den Schreinerberuf wegen Rückenproblemen aufgeben und liess sich kurzerhand zum Bademeister umschulen. Er absolvierte diverse Module bei der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft. In der Wintersaison arbeitet er entweder als Pool-Bademeister in einem Wellnesshotel in Arosa oder geht auf Reisen. Dass Bademeister ein anspruchsvoller Beruf mit viel Verantwortung ist, denken viele auf den ersten Blick nicht. «Man hält sich dort auf, wo Menschen ihre Freizeit verbringen, sich entspannen und Spass haben. Doch die Gefahr lauert überall. Besonders bei einer Badeanstalt mit Seezugang», sagt Strohbach. Die meisten Unfälle geschehen, wenn die Baderegeln nicht eingehalten werden.

«Für mich hat die Sicherheit der Badegäste oberste Priorität.» Er schult seine sechs Aushilfen in allen Sicherheitsdispositiven. «Beim Thema Sicherheit herrscht für mich Null-Toleranz. Besonders Urlauber unterschätzen die Gefahr von natürlichen Gewässern», sagt Strohbach, und er spricht aus Erfahrung. Als er Bademeister im Strandbad von Sempach war, kam es zu einem tragischen Unfall mit tödlichen Folgen. «Zwei Touristen – ein Vater mit seinem Sohn – gingen in den See. Der Sohn ging unter», erzählt Strohbach. «Unsere Mannschaft hat innert kürzester Zeit reagiert. Ähnlich wie im Film Baywatch rannten wir in den See. Um den Unfallort bildeten wir eine Kette, tauchten gleichzeitig ab und suchten systematisch nach dem Verunglückten.» Innert weniger Minuten fanden sie ihn. «Wir taten unser Bestes. Der Vater des Jungen hat mich zwei Jahre später kontaktiert und sich für die vorbildliche Rettungsaktion bedankt.» Strohbach wird nachdenklich. «Ein solches Erlebnis vergisst du nie mehr im Leben. Ich bin mir der Gefahren täglich bewusst und stelle mich darauf ein.»

Der Beruf des Bademeisters beruht auf viel Lebenserfahrung. Der Umgang mit schwierigen Situationen und Gästen fordert psychologisches Gespür. «Du musst an dir selbst arbeiten, musst Dinge immer wieder neu ausprobieren und Erfahrungen sammeln», sagt der werdende Vater. Er hat sein Herz auf einer Reise an eine Frau aus den Philippinen verloren. Im Oktober kommt das Kind zur Welt. Spätestens dann muss Strohbach sein «Hippie-Leben» aufgeben. Er lebte nie konventionell in einer Wohnung, sondern stets in Motels, auf Campingplätzen oder auf einem Bauernhof. «Entweder du liebst diesen Job, oder du hasst ihn. Ich liebe ihn.»

Bei gutem Wetter ist der 30-Jährige sieben Tage die Woche im Dauereinsatz. Was er an seiner Arbeit besonders mag, ist die Vielseitigkeit. Einmal bist du Psychologe, dann Gärtner, Elektriker, Maler, Reinigungskraft oder eben Schreiner. Zudem liebt Strohbach die Natur und besonders das Wasser. «Wasser bedeutet für mich Freiheit. Wenn ich gestresst bin, gehe ich eine Runde schwimmen und entspanne mich dabei sofort.»

«Du musst an dir selbst arbeiten, musst Dinge immer wieder neu ausprobieren und Erfahrungen sammeln.»

cs

Veröffentlichung: 28. Juli 2016 / Ausgabe 30-31/2016

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