Die Zielscheibe immer im Blick


Nach getaner Arbeit als Schreiner-Monteur verbringt Roman Häfelfinger (35) fast jede freie Minute mit Bogenschiessen. Bild: PD


Nach getaner Arbeit als Schreiner-Monteur verbringt Roman Häfelfinger (35) fast jede freie Minute mit Bogenschiessen. Bild: PD
Auf dem elterlichen Bauernhof in Diegten BL lag immer viel Holz herum. Holz, das Roman Häfelfinger gemeinsam mit seinen drei Geschwistern und den Nachbarskindern zu abenteuerlichen Hütten verbaute. Holz, aus dem er seine ersten Pfeile und Bögen bastelte, womit er Äpfel von den Bäumen schoss. «Mit Holz zu arbeiten, hat mir immer schon gefallen», erinnert sich der Schreiner. Der 35-Jährige ist dabei, in der Nähe von Thun BE Regalsysteme zu montieren. Gerade hat er Pause. «Ich bin kein Büromensch», erklärt er gutgelaunt, «mir gefällt es, bei den Kunden vor Ort zu sein.» Das Läufelfinger Schreinerunternehmen, für das er seit fünf Jahren arbeitet, ist schweizweit im Laden- und Küchenbau tätig. Und Häfelfinger daher häufig unterwegs. Einen Bogen und Pfeile besitzt er auch heute noch, aber daran ist nichts mehr selbstgemacht – die teuren Hightech-Geräte bestehen aus Aluminium und Carbon. «Als ich zwölf war, überredete mich ein Nachbarjunge, in den Bogenschützen-Verein mitzukommen», erzählt er. Dort gefiel es ihm auf Anhieb, und er erhielt seinen ersten Anfängerbogen aus Holz. Erst mit 20 Jahren nahm er eher zufällig an einem ersten Turnier teil – und leckte Blut. «Von da an wollte ich mich steigern. Ich kaufte einen guten Bogen und trainierte mehr», sagt er.
Das Training verfolgte er so ausdauernd, dass er es 2014 ins Nationalkader schaffte. Der Nachbar aus Kindheitstagen hat mit dem Bogenschiessen längst aufgehört, Häfelfinger hingegen trainiert bis zu fünfmal in der Woche jeweils mehrere Stunden lang. Im Sommer auf dem Aussenplatz seines Vereins in Diegten, im Winter nach Feierabend im Keller des Arbeitgebers, wo er eine Zielscheibe aufstellen darf. Dafür ist er dankbar: «So bin ich flexibler, als wenn ich an eine Turnhalle gebunden wäre», sagt er. Denn für sein Hobby wendet er sehr viel Zeit auf – von der auch seine Freundin etwas abhaben möchte. «Es ist schon schwierig, wenn ich beispielsweise eine Woche lang an einem Turnier bin und anschliessend zwei Wochen auf Montage – aber sie hat sich ein wenig daran gewöhnt.» Dieses Jahr hat es dank kompensierter Überstunden immerhin für zwei Wochen Ferien gereicht, in denen das Paar im VW-Büssli in der Schweiz herumtourte und Wanderungen unternahm. Die übrigen fünf Wochen gingen für Turniere drauf: einen Grand Prix und eine Europameisterschaft in der Türkei und zwei World Cups in Lausanne und Paris. Aktuell ist Häfelfinger die Nummer 84 auf der Weltrangliste, doch belegte er vor einigen Jahren schon einmal den 40. Platz. Ein Resultat, das er künftig toppen möchte. Am Bogenschiessen gefällt ihm die Präzision, die der Sport erfordert. Auf der Zielscheibe mit ihren zehn konzentrischen Ringen trifft er in der Regel in den innersten, für den er die meisten Punkte erhält. Der Sport bedeutet für ihn abschalten. Wenn er auf Montage ist und im Hotel übernachtet, nimmt er die Ausrüstung zuweilen mit. «Ich habe die Scheibe auch schon im Laden aufgestellt, wo wir arbeiteten. Oder draussen unter einer Autobahnbrücke», erzählt er lachend. Dieses Mal hat er sie nicht dabei. Aber das Erste, was er zu Hause machen wird, ist trainieren: «Du kommst einfach in einen Flow und denkst an nichts anderes mehr.»
«Du kommst einfach in einen Flow und denkst an nichts anderes mehr.»
Veröffentlichung: 21. Oktober 2021 / Ausgabe 43/2021
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