Digital sind die Unterlagen immer griffbereit

Der üK-Ordner «Holz sicher und effizient bearbeiten» ist wie der blaue und der rote Ordner auch als E-Book verfügbar. Bild: Nicole D'Orazio

Der Unterricht an den Berufsfachschulen verläuft in der Regel mit digitalen Lehrmitteln. Dass auch die Hilfsmittel für die üK und den Betrieb digital verfügbar sind, ist aber nur wenig bekannt. Lernende berichten von Vorteilen.

Geht es in den überbetrieblichen Kurs (üK), heisst es für die meisten Schreinerlernenden, Ordner zu schleppen. Das muss nicht sein. Denn die Ordner «Ausbildung Schreiner/in EFZ» und «Ausbildung Schreinerpraktiker/in EBA» (rot), «Werkstatt» (blau) und «Holz sicher und effizient bearbeiten» (grün) sind auch als E-Books verfügbar. Das Gute: Diese müssen nicht zusätzlich angeschafft werden, denn die Ordner sind immer nur als Bundle (gedruckt und digital) erhältlich. Wer will, kann also mit dem Code, der sich vorne im Ordner befindet, die digitalen Hilfsmittel aktivieren. In den meisten Berufsfachschulen ist es mittlerweile Alltag, die Lehrmittel digital auf dem Laptop oder dem Tablet zu nutzen. In den üK wird hingegen meistens noch in Papierform gearbeitet.

«Ich wusste zuerst gar nicht, dass ich die Ordner auch digital nutzen kann. Das wurde nicht kommuniziert», sagt Alexia Fellmann aus Sursee LU. «Im üK arbeiten die meisten meiner Gspänli noch mit Arbeitsblättern und nehmen die Ordner mit.» Mittlerweile nutzt die Lernende, die sich im dritten Lehrjahr bei der Albisser AG in Geuensee LU befindet, die Unterlagen jedoch online. «So muss ich nur meinen Laptop statt der Ordner mitnehmen und finde das viel einfacher und komfortabler.» Die Bedienung sei simpel. Man könne die Kapitel einfach öffnen und habe sofort einen Überblick, zählt die 18-Jährige die Vorteile auf. Sie könne ohne Probleme auch digitale Notizen festhalten und Markierungen vornehmen. «Zudem führen Links zu weiteren Informationen zum Thema, teilweise gibt es auch Videos dazu.»

Man hat immer alles dabei

Alexia Fellmann würde die digitale Nutzung allen ihren Kolleginnen und Kollegen empfehlen. «Man kennt die Handhabung ja aus der Berufsfachschule. Und auf dem Laptop habe ich immer alle Unterlagen dabei und finde auch alles in kurzer Zeit.» Nach der Sekundarschule, wo noch mit Büchern und Papier gearbeitet wurde, musste sich die Luzernerin zuerst daran gewöhnen, dass in der Berufsfachschule alles digital gehandhabt wird. Heute sei das völlig normal. Sie finde es aber gut, dass jede und jeder seine Art zu lernen wählen kann. «In der Schule arbeiten alle Lernenden mit dem Laptop. Schon spannend, dass es in den üK nicht so ist. Ich denke, das ist so, da die E-Books von den Kursleitern bisher nicht gefördert wurden. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit.» Dass im Kurs immer wieder mit Arbeitsblättern gearbeitet wird, stört sie jedoch nicht. Diese legt sie einfach im Ordner ab.

In die Berufsfachschule geht die Innerschweizerin gerne. Sie bereut etwas, sich nicht auch noch für die Berufsmatura entschieden zu haben. Vielleicht holt sie das später nach. Dass sie Schreinerin werden möchte, wusste Alexia Fellmann schon mit fünf Jahren. «Mein Vater ist Schreiner. Während der Schulzeit habe ich meine freien Mittwochnachmittage bei ihm in der Werkstatt verbracht und durfte mit Altholzresten arbeiten», erzählt sie. Das hat ihr gefallen. «Ich war auch immer von den tollen Möbeln beeindruckt, die er gemacht hat. Und ich wollte irgendwann mal selbst ein Pult herstellen.» Die Ausbildung findet sie fast besser als erwartet. «Es gefällt mir sehr. Im Betrieb darf ich schon viel selbstständig erledigen und werde gefördert. Ich finde es toll.» Dort wird meistens noch mit Papier gearbeitet. «Ausser bei Grossaufträgen arbeiten wir auch mit den Unterlagen auf dem Tablet. Für mich passt das gut.»

Ordner lässt sie im Kurszentrum

Bei Miriam Signer aus St.Gallen hat der üK-Leiter die digitalen Hilfsmittel erklärt. Dennoch arbeiten die meisten aus ihrer Klasse analog. «Ich lasse meine Ordner mitterweile im Kurszentrum und lerne zu Hause am Laptop», erzählt die Lernende im zweiten Lehrjahr, die bei der Rothmund AG in Lustmühle AR angestellt ist. «Um im üK kurz etwas nachzuschauen, finde ich den Ordner aber nach wie vor praktisch und benutze ihn zum Beispiel auch im Maschinenraum.»

Auch in der Berufsfachschule läuft der Unterricht in der Regel mit digitalen Lehrmitteln ab. «Das kommt vom Lehrer aus, der uns das meiste auf OneNote bereitstellt. Ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt und finde es gut. Auch weil ich so alle Materialien immer beisammen habe.» Zudem findet sie es übersichtlicher und muss keinen schweren Rucksack schleppen, sagt sie.

Die 16-Jährige empfiehlt die digitalen üK-Hilfsmittel weiter. «Ich finde es einfach praktischer. Zudem lerne ich auch gerne mit der Schreiner-App. Diese ist ideal für unterwegs.» In ihrem Betrieb wird allerdings noch mit Papierplänen gearbeitet und nur die Arbeitszeit über eine App erfasst. «Ich mag diese Abwechslung. Es muss ja für jede und jeden selbst stimmen», sagt Miriam Signer. «Notizen schreibe ich zum Beispiel auf Papier, weil ich immer ein kleines Notizbuch dabei habe.»

In der Ausbildung gefällt es der St.Gallerin gut. «Ich finde den Beruf sehr abwechslungsreich, und es macht mir Spass», erzählt sie. Sie hatte sich verschiedene Ausbildungen angesehen. Schreinerin gefiel ihr dann am besten. «Ich gehe auch gerne zur Schule, vor allem auch, um meine Gspänli zu sehen», sagt Miriam Signer. «Das Lernen fällt mir zum Glück leicht.» Allzu weit in die Zukunft blickt sie noch nicht. «Ich konzentriere mich auf die Ausbildung und sehe danach, wo es mich hintreibt.»

Schule digital, ÜK analog

Im Unterricht in der Berufsfachschule läuft auch bei Brithney Torres Solano fast alles digital. «Wer will, kann sich die Unterlagen natürlich ausdrucken», sagt die 18-Jährige aus Zürich. «Lustigerweise schreibe ich mir Notizen aber von Hand auf.» Im üK heisst es jedoch auch für sie, die Ordner mitzunehmen. «Wir arbeiten dort vom Kursleiter aus noch in Papierform.» Zu Hause macht sie die Aufgaben aber alle am Laptop. «Persönlich finde ich das besser. Man hat alles dabei und muss nicht schwer tragen.» In der Sekundarschule war der Unterricht ebenfalls noch analog. «Im zehnten Schuljahr dann war auf einmal alles papierlos. Daran musste ich mich zuerst gewöhnen. Aber jetzt finde ich es super und viel einfacher», sagt sie. Wer die digitalen üK-Hilfsmittel noch nicht nutzt, der oder dem würde sie es weiterempfehlen.

Brithney Torres Solano befindet sich im zweiten Lehrjahr bei der Schreinerei des Zürcher Opernhauses. «Bei uns läuft es nicht wie in einem normalen Betrieb, würde ich sagen. Wir sind hauptsächlich für die verschiedenen Bühnenbilder zuständig. Pro Oper gibt es ein neues. Das gibt immer viel zu tun», beschreibt sie. Möbel stellt die Zürcherin ab und zu auch her, wenn zum Beispiel in einem Büro eines benötigt wird. «Mir gefällt die Ausbildung sehr gut. Ich hatte in der Opernhaus-Schreinerei geschnuppert, und es klappte sofort mit der Lehrstelle.» Die klassische Musik ist indes nicht so das ihre. «Wenn wir wollen, dürfen wir bei den Proben zuhören. Aber das muss nicht unbedingt sein. Ich mag lieber andere Musik.»

Achtung: Wechsel der Plattform

Die digitalen Hilfsmittel des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM), die in den überbetrieblichen Kursen und den Betrieben genutzt werden (der rote, der grüne und der blaue Ordner), müssen von den Benutzenden auf eine neue Plattform transferiert wer- den. Dies, weil die alte Plattform «Ebookx» eingestellt wird. Neu laufen die Hilfsmittel auf der Plattform «Edubase». Bis Ende Februar 2025 kann der Wechsel kostenlos durchgeführt werden. Der VSSM hat dazu eine Website eingerichtet, auf der die durchzuführenden Schritte genau erklärt werden. Alle Lernenden werden vom VSSM gebeten, den Wechsel zeitnah umzusetzen. Weitere Infos: www.vssm.ch/ebook

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 09. Januar 2025 / Ausgabe 1-2/2025

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