Drei Mann in einem Boot


Wer über den Atlantik will, muss auch mal ganz nach oben. Lukas Sutter (29) dichtet eine Stelle am Masten ab. Inzwischen kennt er jede Schraube am Boot. Bild: Lukas Sutter


Wer über den Atlantik will, muss auch mal ganz nach oben. Lukas Sutter (29) dichtet eine Stelle am Masten ab. Inzwischen kennt er jede Schraube am Boot. Bild: Lukas Sutter
Leute. Am Anfang war das Wasser. Und ein paar Feierabendbiere. Im Whirlpool fassten Schreinermeister Lukas Sutter und sein guter Freund Jérôme Siegrist vor knapp drei Jahren einen folgenreichen Entschluss: «Wir machen eine Reise. Auf dem Segelboot über den Atlantik, durch den Panamakanal und weiter über den Pazifik bis nach Neuseeland.»
Damit war der Plan umrissen. Wie man segelt, das wusste er zu dem Zeitpunkt nicht. Aber das Wasser war den jungen Männern am Heimatort Kerzers FR im Seeland, eingebettet zwischen Murtensee und Aare, stets nah. Als der dritte Kindergartenfreund, Luca Comba, dazukam, ging es los mit Kursen und Scheinen samt Funkzeugnis und dem Erwerb des nötigen Know-hows. Der «Point of no return» war ohnehin längst überschritten. Es gab kein Zurück mehr, warum auch? «Wir sind so Typen, die recht spontan und entschlussfreudig Dinge umsetzen, auch wenn sie vielen eher waghalsig erscheinen», erzählt Sutter. So haben die drei auch schon mal einen 4000er bezwungen, ohne grosse Vorbereitung darauf. Aber klar, für mindestens ein Jahr lang zusammen auf einem gerade mal 14,5 Meter langen Boot ohne Unterlass zu sein, so etwas haben auch die drei Freunde noch nie zuvor gemacht. Und davor Respekt zu haben, ist mehr als berechtigt. «Damit das funktioniert, haben wir einiges abgesprochen. Unstimmigkeit etwa sollen sofort auf den Tisch», erklärt Sutter.
«Wegen der Orcas sorge ich mich nicht. Wo die Tiere sind, kann man im Internet sehen.»
Ihr Zusammenhalt war durchaus schon während der letzten zwei Jahre gefordert. «Beim Kauf des Schiffes sind wir etwas blauäugig an die Sache rangegangen», räumt er ein. Das Boot, eine «Beneteau First», Jahrgang 2000, erwarben die Freunde nach Corona in Barcelona. «Der Markt war wie leer gefegt, und die Preise waren ziemlich hoch», sagt er. Vor allem aber kennt man die Tricks und Kniffe nicht, wenn man als Neuling vor so einem Schiff steht und es beurteilen soll. Manches sieht man einfach nicht. «Das Rigg war nicht mehr gut, in Küche und Bad mussten wir mehr machen, als gedacht. Die Elektrik, die Sicherheitstechnik oder das Teakdeck – alles haben wir neu gemacht.» Das bedeutete viele Aktionen mit vollgepacktem Auto in Richtung Spanien. In der Schreinerei Schmutz in Ried bei Kerzers FR, wo Sutter die Werkstatt führt, sich um Arbeitsvorbereitung, Verkauf und Planung kümmert, hat man das ermöglicht und die vielen Tage der Arbeit am Schiff in Barcelona als unbezahlten Urlaub verbucht. «Sonst wäre es nicht gegangen», sagt er.
Etwas Gutes sieht der Schreiner heute aber auch an der anstrengenden Zeit: «Jetzt kennen wir jede Schraube an Bord.» Abreise vom Heimathafen Barcelona soll im Oktober sein, und den Zeitplan, den wollen sie auch halten. Dann geht es erstmal durch die Meerenge von Gibraltar und dann weiter mit Kurs Richtung Süden über die Kanaren, um den Wind des Südostpassates aufzunehmen, der sie über den Atlantik Richtung Panamakanal tragen soll.
Die in jüngerer Zeit häufigen Meldungen von Attacken durch Orcas auf Segelboote bei Gibraltar sieht er recht gelassen. Online könne man nachsehen, wo sich die Tiere gerade aufhalten. «Man kann eine Begegnung eigentlich vermeiden», sagt Sutter.
Andere Dinge gehen da schon tiefer. Seinen Job etwa hat er für die Reise gekündigt. «Sonst wäre ich nicht wirklich frei für die Aktion. Keiner weiss, was auf der Reise passieren wird und wie sich alles entwickelt. Und das ist gut so», sagt der Abenteurer. Auch Neid bekommt er zu spüren. «Viele würden gerne reisen, trauen sich aber nicht.»
Veröffentlichung: 21. August 2023 / Ausgabe 33/2023
Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.
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