Ein Flair für kreative Lösungen

Patrick Zürcher (36) bedient am Display des Steuerungskastens die neu eingebaute Hallenbadtechnik. Bild: Manuela Ziegler

Patrick Zürcher, Hauswart bei der Stiftung Vivala am Ortsrand von Weinfelden, geht übers Gelände der Einrichtung für Menschen mit kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen. Sie wohnen hier, werden gefördert und betreut. «Kein Arbeitstag ist wie der andere», sagt er. Zwar gibt es einen klaren Ablaufplan, aber mal funktioniert der Lift nicht, oder eine Steuerung im Schwimmbad fällt aus, oder, oder … Da seien Know-how sowie Flexibilität und Organisationstalent gefragt. Als Hauswart im technischen Dienst ist er zuständig für den Gebäudeunterhalt, den Umschwung und das Hallenbad. Und er nimmt sich die Zeit, mit den Bewohnern im Garten ein paar Worte zu wechseln. Zürcher betritt eines der Gebäude, auf dem langen Flur passiert er Empfang, Kantine und Klassenzimmer. Auch mit Lehrkräften und Sozialarbeitern vor Ort stimmt er sich bei manchen Aufgaben ab. «In diesen Berufen herrschen andere Ordnungen, denn der Mensch steht im Mittelpunkt, und darauf muss ich mich einlassen, das ist das Spannende an meiner Arbeit», sagt der 36-jährige Schreiner. Die berufliche Laufbahn des gebürtigen Weinfelders ist Spiegelbild seiner Neugierde. Begonnen hat alles mit einem Oldtimer-Baukastensatz, den er in der Schule fertigte und dem Vater zu Weihnachten schenkte. Die Tüftelei damit motivierte ihn zur Lehre als Schreiner EFZ. Doch als Bankschreiner und auch im Bereich Oberflächentechnik bemerkte er bald, dass er noch anderes ausprobieren wollte.

Für das Thurgauer Busunternehmen Apfelcar war er zwölf Jahre lang als Chauffeur im In- und Ausland unterwegs. Beim Umbau von Gebäuden der Firma kamen auch seine handwerklichen Fertigkeiten zum Einsatz. Zürcher hat als Busfahrer viel von Europa gesehen, doch sein Privatleben litt durch sein Fernsein, und der zunehmende Strassenverkehr wurde zum Stressfaktor. So kam der Wink eines früheren Kollegen von der Feuerwehr für diese Stelle als Hauswart bei Vivala für ihn wie gerufen. Das Arbeitsprofil vereint alles, was Zürcher kann und möchte. In der kleinen Schreinerei im Vivala ist er zuständig für Schreinerarbeiten. Und er erhielt kurz nach Stellenantritt vor etwas mehr als einem Jahr die Chance, eine Spezialausbildung für die Badwasseraufbereitung im Hallenbad zu machen. Jüngst durfte er die Bauleitung für den Umbau der gesamten Schwimmbadtechnik übernehmen. Im Keller steht er vor dem grossen Wasserfilter und zeigt auf den neuen Steuerungskasten, über dessen Monitor er die Anlage bedienen kann. «Es ist schön, dass mir die Geschäftsleitung so früh so viel Verantwortung übertragen hat», meint der junge Mann. Auch die Qualifikation «Sicherheitsbeauftragter im Brandschutz» hat er inzwischen in der Tasche. Aktuell macht er den eidgenössischen Hauswart in zweijähriger Abendschule.

«Nach Feierabend die Schulbank zu drücken, ist anstrengend», sagt er. Doch er kann viel leisten. Seit 16 Jahren ist er bei der Feuerwehr und hat die Offiziersausbildung durchlaufen. Der Standort Weinfelden ist kantonaler Stützpunkt für Chemie. Zürcher verantwortet dort als stellvertretender Leiter auch Fachausbildungen. «Alles, was ich beruflich bisher gemacht habe, ist mir nützlich gewesen», zieht er Bilanz. Aber ihm ist auch klar: Während seiner Hauswartausbildung muss er bei der Feuerwehr kürzertreten, um fürs Lernen genügend Zeit zu haben – und für sein zweites Hobby: die Fotografie.

«Alles, was ich bisher beruflich gemacht habe, ist mir nützlich gewesen.»

Manuela Ziegler

Veröffentlichung: 04. Dezember 2025 / Ausgabe 49/2025

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