Ein Koffer als Schmuckkästchen


Übersichtlich undnach Grösse geordnet präsentiert der pensionierte Schreiner Josef Scherrer (71) an Koffermärkten seine sorgfältig angefertigten Holzringe. Bild: Monika Hurni


Übersichtlich undnach Grösse geordnet präsentiert der pensionierte Schreiner Josef Scherrer (71) an Koffermärkten seine sorgfältig angefertigten Holzringe. Bild: Monika Hurni
Kreissäge und Hobelmaschine im Kleinformat, eine Ständerbohrmaschine, etliche Handmaschinen und Werkzeuge, dies alles ist in der Garage von Josef Scherrer zu finden. «Die Werkstatt ist perfekt für mich, und das Auto kann genauso gut draussen stehen», erklärt der pensionierte Schreiner. Bereits vor 40 Jahren hat er damit begonnen, die Reste schöner Massivhölzer zu sammeln und diese bei sich einzulagern. «Ich habe immer gewusst, dass ich daraus einmal etwas Schönes machen kann.» Doch lange Zeit fehlte dem vierfachen Vater die Zeit. 1972 hatte er sich selbständig gemacht. Da habe er tagsüber «gwärchet» und am Abend die Arbeitsvorbereitung gemacht. So wurde aus dem Einmann- ein Zehnmannbetrieb, in welchem Josef Scherrer über die Jahre 22 Lehrlinge ausgebildet hat. Doch dann, nachdem sein Sohn das Unternehmen übernommen hatte, fand der leidenschaftliche Handwerker endlich die nötige Zeit, um seine schönen Hölzer weiterzuverarbeiten. Auf die Idee, Fingerringe herzustellen, war er zufällig gekommen, als er für einen Kunden ein röhrenförmiges Verbindungsstück aus Holz anfertigen musste. Zum Spass habe er das Reststück des Röhrchens über seinen Finger gestülpt und so sei die Idee für die Ringe entstanden. Seither hat Josef Scherrer «bestimmt 1500 Ringe produziert und wohl so an die 4000 Stunden Arbeit reingesteckt», wie er vorsichtig schätzt.
«Am Anfang habe ich für jeden einzelnen Ring drei bis vier Stunden gebraucht», sagt er. Nun benötige er noch eine gute Stunde pro Exemplar. Jeder Ring ist ein Unikat. Erhältlich in unterschiedlichen Formen und Grössen, ausgeführt in den erlesensten Harthölzern, vom hellsten Ahornholz, über Apfel-, Kirsch- und Nuss- bis hin zum dunkelsten Ebenholz. Stolz ist der Holzkenner auch auf die Ringe aus dem Holz des Perückenbaumes. «Die haben genau den Gelbton, der in meiner Sammlung noch gefehlt hat», findet er.
Was das Holz betrifft, hält Josef Scherrer stets die Augen offen; so hat er auch den Perückenbaum im Garten seines Nachbarn entdeckt. «Ich möchte wissen, woher mein Holz stammt und wann es geschlagen wurde», sagt der Willisauer, so könne er dessen Qualität einschätzen. Und auf Qualität legt Josef Scherrer allergrössten Wert: «Auf meine Ringe gebe ich lebenslange Garantie», sagt er. Doch bisher sei noch kein einziger kaputtgegangen. Dies, weil der Schreiner das Holz bereits beim Aushobeln genau prüft. Er führt jeden Arbeitsschritt mit akribi- scher Genauigkeit aus. Mit einem Astflickbohrer bestimmt er den Innendurchmesser des Ringes, mit einem Zapfenbohrer den vor- läufigen Aussendurchmesser. Vom entstandenen Holzrohr trennt er die einzelnen Ringe in einem konischen oder parallelen Schnitt ab. Diese steckt er einzeln auf einen passenden, in die Ständerbohrmaschine eingespannten Dübelstab.
Die Bohrmaschine lässt er langsam laufen und schleift die Ringe sorgfältig. Danach legt er sie in ein Glas mit Öl ein, lässt sie auf einem Karton abtropfen und poliert sie schliesslich mit einem Öllappen bis sie einen seidigen Glanz bekommen.
Seine Schmuckstücke verkauft Josef Scherrer an Koffermärkten. «Da kann ich die Ringe perfekt präsentieren und die Standgebühren sind nicht so hoch, dass ich am Ende ärmer nach Hause gehe, als ich gekommen bin», erklärt er. Doch bei den Ringen geht es dem 71-Jährigen nicht darum, Geld zu verdienen. «Ich möchte den Leuten eine Freude machen und wenn ich dabei noch ein kleines Sackgeld verdiene, ist das schön.»
«Ich möchte den Leuten eine Freude machen und wenn ich dabei noch ein kleines Sackgeld verdiene ist das schön.»
Veröffentlichung: 17. September 2015 / Ausgabe 38/2015
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