Ein Leben mit zwei Lieben

Daniel Strack (24) ist Zimmermann und Filmer – und beides aus Leidenschaft.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte es damals im Hause Strack nicht diese Digitalkamera gegeben. Aber es gab die Kamera, und sie gehörte eigentlich dem Vater. Eigentlich. Denn der Sohn hatte sie so oft wie möglich in den Händen. Der Sohn heisst Daniel Strack, ist inzwischen 24 Jahre alt, und sitzt an diesem Mittwoch auf seinem Balkon ausgangs Flawil SG in der Abendsonne. Er lacht, wenn er sich zurückerinnert an die Zeit, in der er die Faszination fürs Filmen entdeckte. Da war er gerade sechs, sieben Jahre alt. Wann immer es ihm gelang, die Kamera zu ergattern, hielt er das Leben im beschaulichen Weiler fest. Und je öfter er filmte, desto mehr lernte er dazu, und desto mehr wollte er noch lernen. Er lacht wieder: «Mit der Zeit habe ich richtige kleine Drehbücher verfasst, jede Szene im Detail notiert, die Nachbarkinder eingespannt.» Ein altes Stativ und ein Standardprogramm zum Schneiden von Filmen, das zufällig auf dem Computer der Eltern vorinstalliert war, gaben ihm zusätzlich Auftrieb. Mehr noch: «Das Schneiden war für mich wie eine Offenbarung: End- lich konnte ich schöne Übergänge schaffen, den Film kürzen, schlechte Aufnahmen rauskippen – das fand ich grossartig.» Er vertiefte sich ins Programm, schnitt begeistert den ersten Film und führte ihn seinem Publikum vor – auf den Zuschauerstühlen sassen die Familie und die Nachbarn und applaudierten kräftig.

Und so nahm eine Leidenschaft ihren Lauf, die bis heute anhält. Daniel Strack filmte, was ihm vor die Linse kam. Lagerleben, Naturszenen. Familienfeste, Konzerte. Dann verschanzte er sich vor den Computer und schnitt und schnitt und schnitt, bis jedes Detail stimmte. Eines Tages kam prompt der erste offizielle Auftrag: Aufnahmen für ein Tanzprojekt.

Heute, wo er in seinem Können sehr viel weiter ist und schon unzählige Hochzeiten, Konzerte, kleinere Open Airs oder Tanzprojekte gefilmt hat sowie nebenberuflich eine eigene Filmproduktion betreibt, denkt er mit Wehmut an die Anfänge zurück: «Meine Güte, ich war so unbeschwert, kam mit einem Minimum an Technik und Material aus und wusste gar nicht, worauf ich alles hätte achten müssen.» Eines aber hat sich für den jungen Mann mit dem offenen Lachen bis heute nicht verändert: «Ich filme aus dem Herzen heraus. Bei mir dominiert das Gefühl.» Wichtiger als technische Finessen sei es, den richtigen Augenblick einzufangen. «Wenn du solche Momente nicht erfassen kannst, nützt dir auch ein ausgefeiltes Konzept nichts.» Bei so grosser Filmbegeisterung wäre ein Beruf in diese Richtung nur folgerichtig gewesen. Doch Daniel Strack entschied sich dagegen und lernte Zimmermann. Aus Überzeugung, das betont er. Denn die Arbeit mit Holz ist seine zweite grosse Liebe, seit jeher schon, und sie ist es geblieben. «Mein Beruf ist meine Leidenschaft, so wie auch das Filmen.» Nur, dass er mehr Zeit in seinem Beruf verbringe, fügt er an. Der Kontrast sei manchmal fast bizarr: «Da stehe ich unter der Woche auf einer Baustelle im Lärm und Staub, und am Samstag filme ich, schick herausgeputzt, eine glamouröse Hochzeit.»

Andererseits sieht er auch Parallelen: «Als Zimmermann und als Filmer erschaffe ich etwas Neues.» Und schliesslich lassen sich seine beiden Lieben verbinden: So hat Strack bereits einmal einen Videoclip über eine Aufrichtung realisiert. Ganz oben auf seiner Wunschliste steht allerdings etwas, das mit seinem Beruf so gar nichts zu tun hat: «Einen Musikclip über eine berühmte Band zu produzieren, wäre schon cool.»

«Da stehe ich unter der Woche auf einer Baustelle im Lärm und Staub, und am Samstag filme ich, schick herausgeputzt, eine glamouröse Hochzeit.»

hid

Veröffentlichung: 27. August 2015 / Ausgabe 34/2015

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