Ein Meister seines Faches


Seitenmeister Peter Hänggli (64) im Zuschauerraum des Opernhauses Zürich. Während einer Vorstellung gilt seine Aufmerksamkeit ganz dem Geschehen auf der Bühne. Bild: Cornelia Thürlemann


Seitenmeister Peter Hänggli (64) im Zuschauerraum des Opernhauses Zürich. Während einer Vorstellung gilt seine Aufmerksamkeit ganz dem Geschehen auf der Bühne. Bild: Cornelia Thürlemann
Leute. Peter Hängglis Sicht vom zweiten Rang des Zürcher Opernhauses hinunter in die Tiefe, auf die Bühne und in den Orchestergraben ist eindrücklich. Als schaue man von einem hohen Berg hinunter ins Tal und sähe dort winzige Figuren, die stetig in Bewegung sind und die seine Anweisungen befolgen.
Hänggli (64) ist gelernter Schreiner und seit 39 Jahren Seitenmeister am Zürcher Opernhaus. Sein Aufgabe besteht darin, die Arbeiten auf einer Seite der Bühne zu koordinieren, daher der Begriff. Er weist die Bühnenarbeiter an, wie sie die Bühnenbilder in der kurzen Zeit zwischen zwei Aufführungen auf- und abzubauen haben. Gerade wickeln sie, alle in einer Reihe, einen Vorhang zusammen. Sie montieren Bühnenteile, lassen sie wieder im Boden verschwinden und bringen die Drehbühne in Gang. Sie bauen die Bühne für die Oper «Das grosse Feuer» von Beat Furrer auf. Hängglis Arbeit ist gut gemacht, wenn sie niemand bemerkt, wenn bei einer Opern- oder Ballettaufführung alles reibungslos abläuft. Er und sein Team sind quasi der menschliche Motor der Bühne. Dank ihnen entstehen die Räume, in denen sich die Künstler bewegen. Sie bauen ein Bühnenbild rasch auf, versorgen es anschliessend wieder, und zwar so, dass bei der nächsten Aufführung jedes Element schnell hervorgezogen werden kann.
Hänggli ist als jüngstes Kind einer Arbeiterfamilie in Wettingen AG aufgewachsen. Sein Vater arbeitete bei Brown Bovery (heute: ABB). Nach der Schreinerlehre und wenigen Jahren Berufserfahrung wollte er erst einmal reisen und hütete Ziegen in Frankreich. Später arbeitete er als Schreinermonteur in Saudi-Arabien, Ägypten und in ganz Europa. Dann bewarb er sich als Bühnenhandwerker am Opernhaus Zürich. Er erhielt die Stelle und blieb. Er wurde Seitenmeister und absolvierte in Darmstadt die Ausbildung zum Bühnenmeister. Ein Seitenmeister muss ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben, muss die Abläufe jeder Oper genau kennen und schnell reagieren können, wenn einmal etwas anders läuft als geplant, muss wach sein. Im jenem Moment aber sitzt Hänggli auf der Treppe hoch oben im Zuschauerraum und schaut dem Geschehen zu. «Als Seitenmeister muss man sein Team gut kennen und wissen, wie die einzelnen Menschen funktionieren», sagt er. Er lasse sein Team eher selbstständig arbeiten, andere führten es enger. In seiner Arbeit fürs Opernhaus begleitete er Ballette und Opern zu Gastspielen in der ganzen Welt: China, Japan, Kolumbien, Russland, Australien, Südafrika, Spanien und Italien. Hänggli musste sich schnell an andere Menschen und Systeme gewöhnen. Dabei kamen ihm die Sprachenkenntnisse in Englisch, Französisch und Afrikaans zugute. Einem harmonischen Familienleben sei die Arbeit an der Oper allerdings nicht zuträglich. Er ist zweimal geschieden, seine Kinder sind erwachsen, er wohnt in Jona SG, seine Partnerin in Köln.
Hänggli ist sich gewohnt, Abläufe zu planen und zu etappieren. Genauso geht er auch seine Pensionierung in diesem Herbst an. Er wird danach zu seiner Partnerin nach Deutschland ziehen. Der Zeitplan, wann er sich an seinem Wohnort abmelden, den Fahrausweis umschreiben und seine Möbel zügeln wird, steht. Hänggli geht über schmale Treppen hinauf zum höchsten Punkt des Opernhauses, dorthin, wo der riesige Kristallleuchter hängt. Dann hinunter zur Technik, zu den Werkstätten und Büros. Dann geht es hinaus auf den Sechseläutenplatz. «Ich mag die Weite dieses Platzes», sagt er. Draussen scheint die Sonne, auch dieser Platz ist eine Bühne.
Veröffentlichung: 26. Mai 2025 / Ausgabe 21/2025
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