Ein musikalisches Märchen


Matthias Ammann (39) ist Toggenburger mit Leib und Seele, ausgebildeter Schreiner und Berufsdirigent mit Hochschulabschluss.
Matthias Ammann (39) ist Toggenburger mit Leib und Seele, ausgebildeter Schreiner und Berufsdirigent mit Hochschulabschluss.
Es war einmal eine Familie, die lebte hinter den sieben Bergen im Toggenburg, oberhalb von Unterwasser. Die Mutter sang – am liebsten traditionelle Lieder aus der Region. Der Vater sang – im Chörli, im Kirchenchor, im Männerchor, und Chorleiter war er auch noch. Der Sohn sang alsbald mit, was er von seiner Mutter so hörte, zum Beispiel das «Bergbächli». Dann lernte er Klavier und Posaune und dirigierte die erste Musikgesellschaft. Später, als junger Mann, verliess er seine Heimat, um in Luzern das Dirigieren zu studieren. Nach Jahren in der Fremde kehrte er zurück zu den Churfirsten, den Hügeln und den kleinen Seen, zum Brauchtum und zum «Bergbächli». Zurück zu seiner Familie und allem, was ihm Heimat bedeutete. In der Tasche hatte er einen Hochschulabschluss in Blasorchester-Direktion und das Berufsdiplom Chordirektion. Kurz: Aus dem singenden Buben war ein Profi-Dirigent geworden. Und so dirigiert er heute noch glücklich und zufrieden … Was wie ein Märchen klingt, ist die wahre Geschichte von Matthias Ammann aus Alt St. Johann. Aber Moment: Ammann und Toggenburg? Ein Zufall? «Der Skispringer Simon Ammann ist mein Cousin», räumt der 39-Jährige allfällige Zweifel aus dem Weg. Während der eine Cousin die olympischen Bühnen dieser Welt betritt, fühlt sich der andere auf den Musikbühnen heimisch. Und dies als Dirigent des Jodelclubs Männertreu aus Nesslau-Neu St. Johann, der A-Capella-Formation der Hofkirche Luzern oder als Sänger des «21st Century Chorus» in Luzern, dessen Chorprojekte im Kunst- und Kongresszentrum Luzern aufgeführt werden.
Nebenher leitet er die Brassband der Musikgesellschaft Oberhelfenschwil, die Formation «Hüglerbuebe» und hat das Kinder- und Jugendchörli KlangArt– ein Projekt der Toggenburger Klangwelt – unter seine Fittiche genommen. Und bei Führungen in der Klangschmiede erzählt er den Gästen nur zu gern vom reichen Brauchtum seiner Heimat. Wer ihm beim Aufzählen seiner Engagements zuhört, beginnt ernsthaft zu zweifeln, ob auch die Woche des Vollblutmusikers nur sieben Tage hat. Ammann lacht: «Das Zeitmanagement ist ein ziemlicher Balanceakt – und nur möglich, weil mein Schatz so viel Verständnis zeigt.» In seinem Leben hat es Platz für viele Kontraste: für kleine Land- und grosse Stadtbühnen, für den Jodel und die Filmmusik, für das Dirigieren, den Gesang und die Brassband, für die Arbeit mit Erwachsenen und Kindern. Und es hat auch Platz für das Handwerk. Denn zu all den musikalischen Engagements gesellen sich ab und zu noch Einsätze als Schreiner: «Nach fast sieben Jahren Vollzeitstudium an der Musikhochschule war ich nicht sicher, ob ich meinen ursprünglichen Beruf noch beherrschen würde.» Die Entwarnung folgte nach dem ersten Einsatz: «Ich konnte es noch», schmunzelt er und gesteht, dass er die Arbeit mit den Händen während des Studiums schmerzlich vermisst habe.
Überhaupt sei das Studium eine grosse Zäsur in seinem Leben gewesen: «Raus aus dem Toggenburg und rein in die Stadt, kein Verdienst, kein Auto und so viel Theorie, dass ich Kopfschmerzen bekam.» Aber Ammann biss sich durch und schloss mit Bestnoten ab: «Ich wollte in der Musik weiterkommen.» Heute ist er da, wo er hinwollte – Berufsdirigent für Orchester und Chor. Wenn er in der Klangschmiede in Alt St. Johann mit den Kindern Toggenburger Lieder übt oder einen Evergreen von Trio Eugster schmettert und ihre Begeisterung sieht, geht ihm das Herz auf. Gut möglich, dass hier schon bald ein neues Märchen beginnt …
«Das Zeitmanagement ist ein ziemlicher Balanceakt – und nur möglich, weil mein Schatz so viel Verständnis zeigt.»
Veröffentlichung: 19. März 2015 / Ausgabe 12/2015
Leute. Ja, es sei genauso, wie erhofft, respektive so, wie sie es erwartet habe. Wenn Claudia Gerber über ihre neue Arbeit spricht, tut sie dies ebenso freudvoll wie unaufgeregt. Denn nein, grosses Aufsehen machen über sich und über das, was sie erreicht hat, ist gar nicht ihr Ding.
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