Ein Plädoyer für Schweizer Holz

«Gestalten mit Ressourcen aus der Region» war das Thema der Veranstaltung. Bild: Proholz Lignum Luzern

Holzbranche. Am 19. Januar trafen sich auf Einladung der Proholz Lignum Luzern rund 70 Entscheider aus der Holzbranche, um über Möglichkeiten zur Förderung von Schweizer Holz zu diskutieren.

«Gestalten mit Ressourcen aus der Region» war das Thema der Informationsveranstaltung, welche am 19. Januar in der Haupt AG im luzernischen Ruswil abgehalten wurde. Das Interesse war gross. Rund 70 Fachpersonen aus Schreinerbranche, Holzindustrie, Holzbau, Architektur und Planung folgten der Einladung von Holzcluster Luzern.

Regionale Beziehung

Der Bündner Architekt Gion A. Caminada, ausserordentlicher Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich, appellierte in seinem Impulsreferat dafür, Bauten in ihrer Beziehung zur Region zu sehen. «Wenn immer möglich greife ich auf Materialien zurück, die in der Umgebung des Bauwerks vorhanden sind», sagte er, «denn im engen Umfeld entstehen Beziehungen, von denen das Bauwerk lebt. Dazu gehört auch die Ökonomie des Lokalen.»

Als Botschafter für Schweizer Holz einstehen

Materialwahl als kulturelle Verpflichtung also? Durchaus. «Wichtig ist es, dass wir in diesem Sinne als Botschafter für Schweizer Holz einstehen», sagte Beat Bucheli, Präsident der Luzerner Schreiner. «Das heisst, wir müssen Schweizer Holz in unseren Ausstellungen erlebbar machen, die Geschichte des Schweizer Holzes erzählen und den Mehrwert aufzeigen.» Und die Liste der Argumente, die für Schweizer Holz sprechen, ist lang: Aktiver Klimaschutz, Schutz vor Naturgefahren, Erhalten attraktiver Lebens- und Erholungsräume, nachhaltige Nutzung eines nachwachsenden Rohstoffes, Arbeitsplatzerhalt in der Region, kurze Transportwege, ökologische Bauweise.

Geringer Mehrkostenanteil

«Schön und gut – aber leider zu teuer», sagen sich viele. «Stimmt nicht», entgegnet Pirmin Jung, Geschäftsleiter der Pirmin Jung Ingenieure AG und Präsident der Proholz Lignum Luzern. Er rechnete dem Publikum vor, dass sich in Bezug auf die Investitionskosten in ein neues Mehrfamilienhauses (inkl. Landkauf) in Holzbauweise ein Mehrkostenanteil von nur gerade 0,06 bis höchstens 0,6 Prozent ergibt, wenn man konsequent auf Schweizer Holz setzt. «Seit wir Schweizer Holz von Beginn an konsequent ins Devis hineinnehmen, konnten wir den Anteil an Schweizer Holz in unseren Vergaben von 17 auf 79 Prozent steigern», sagte Pirmin Jung. Auch die Haupt AG, so Projektleiter Eugen Amstutz, rechnet mit Schweizer Holz als Basis im Baukostenplan, um davon ausgehend die Preisdifferenzen anderer Holzherkünfte als Variante auszuweisen. Pius Renggli, Mitinhaber der Holzprojekt GmbH, und Reto Schüpbach von den A6 Architekten AG berichteten von ähnlichen Methoden, um den Bauherren die Wahl zu lassen. Wichtig sei, dem Bauherrn die Holzherkunft offen zu legen. Die Verordnung des Bundes über die Deklaration von Holz und Holzprodukten verpflichtet alle Akteure dazu.

Mutige Krienser

Bei den privaten Bauherren ist die Vorgabe, Schweizer Holz zu verwenden, kein Problem. Schwieriger wird es bei den öffentlichen Bauten. Denn dort gelten die allgemeinen Richtlinien der Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT) der Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) und diese verbieten Vorgaben bezüglich eines Produktes. «Ausser der Kanton Luzern kann als öffentlicher Bauherr den Rohstoff aus den eigenen Wäldern zur Verfügung stellen», erklärte Pirmin Jung. Auch bei begründetem Zeitgewinn kann der öffentliche Bauherr den Rohstoff separat beschaffen. Zudem lasse sich bei den Beurteilungskriterien im Bereich Ökologie etwas machen. «Warum nicht die Transport-Tonnenkilometer dort ins Spiel bringen?», fragte Pius Renggli in die Runde. Besonders hervorgehoben wurde der Mut der Gemeinde Kriens. Sie gab beim Bau des Werkhofs und Feuerwehrdepots, trotz GATT/WTO-Bestimmungen, Schweizer Holz vor und nahm das Risiko einer Bauverzögerung wegen möglichen Einsprachen bewusst in Kauf. Aber es gab keine.

Das Fazit der Veranstaltung ist klar: Grundsätzlich kann man immer mit Schweizer Holz bauen – man muss nur wollen.

www.lignumluzern.ch
www.holz-bois-legno.ch

Veröffentlichung: 23. Januar 2018

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