Ein Schreiner auf neuen Wegen

Nach Jahren im nationalen Boardercross-Kader ist der gelernte Schreiner Laurin Clavuot (25) nun in der Ausbildung zum Stadtpolizisten. Bild: Franco Brunner

«Es war eine tolle Zeit mit unheimlich vielen schönen Erlebnissen.» Wenn Laurin Clavuot von seiner Zeit als aktiver Boardercross-Fahrer erzählt, tut er dies mit Leidenschaft und sichtlicher Freude. Die Rennfahrerzeiten des gelernten Schreiners scheinen fast schon aus einem anderen Leben zu stammen. Dies, obwohl Clavuot gerade einmal 25 Jahre alt ist.

Bereits als Vierjähriger stand der Churer zum ersten Mal auf einem Snowboard. «Ich glaube, man hat schnell gemerkt, dass das etwas für mich ist», erinnert sich Clavuot. Zuerst versuchte er sich im Freestylebereich. Danach entdeckte er das Boardercross-Spektakel für sich, in welchem jeweils vier Fahrer in einem Direktduell gegeneinander antreten. «Gemeinsam mit meinem Vater machte ich einfach mal so aus Spass an solch einem Boardercross-Event mit», erzählt Clavuot. Bei diesem ersten Rennen schaute gleich ein beachtlicher vierter Platz heraus. Danach ging es Schlag auf Schlag: Podestplätze in den Rennen zwei und drei bedeuteten die Qualifikation für die Junioren-Schweizermeisterschaften. Eine Meisterschaft, die Clavuot dann auch gleich gewinnen konnte – in seinem erst vierten Rennen notabene. Die Folge war zwei Jahre später die Aufnahme in das C-Kader von Swiss Ski sowie rund vier Jahre mit diversen Einsätzen im Europa- und einem im Weltcup. Dann aber kam der Bruch: Der damals 21-jährige Clavuot entschied sich, dem Leistungssport den Rücken zu kehren und stattdessen beim Schreinereibetrieb seines Cousins und Göttis in Flims Vollzeit auf seinem angelernten Beruf zu arbeiten. «Ich hatte Motivationsprobleme und war auch nicht ganz einverstanden mit ein paar Vorkommnissen im Ski-Verband», erklärt Clavuot seinen Rückzug.

Groll hegt er jedoch keinen. «Es hat für mich einfach nicht mehr gepasst.» Und sowieso: In Flims habe er sehr schöne Jahre erleben dürfen. Nicht nur, weil ihm das Schreinerhandwerk grosse Freude bereitet habe, sondern auch deshalb, weil er jeweils während der Wintermonate als Snowboardlehrer arbeiten konnte. «Für mich als kommunikativer Mensch, der sehr gerne auf Leute zugeht, war das eine grossartige Erfahrung», sagt Clavuot. Und zudem habe er so auch immer noch genügend Zeit auf dem Snowboard verbringen können. Ebenfalls hat er in dieser Zeit American Football für sich entdeckt und spielte vier Jahre für die Calanda Broncos – zeitweise auch in der obersten nationalen Liga.

Heute ist Clavuot nur noch selten auf der Piste oder bei anderen sportlichen Betätigungen anzutreffen. Seit vergangenem Sommer befindet sich der ehemalige Leistungssportler in der Ausbildung zum Zürcher Stadtpolizisten. Der Weg vom Snowboarder und Schreiner hin zum Polizisten mag auf den ersten Blick erstaunen. Im Falle von Laurin Clavuot kommt er aber nicht ganz überraschend: «Ich war schon immer von der Polizei fasziniert», erinnert er sich. So habe er bereits als Vierjähriger in den Ferien in Italien in einem Polizeiauto mitfahren dürfen. «Ich habe für den Polizisten eine Zeichnung von ihm und seinem Fahrzeug gemacht, und da hatte dieser derart Freude, dass er mich gleich auf eine kleine Ausfahrt mitnahm.» Als Stadtpolizist in Zürich scheint Clavuot nun angekommen zu sein.

«Für mich als kommunikativer Mensch, der sehr gerne auf Leute zugeht, war das eine grossartige Erfahrung.»

FB

Veröffentlichung: 23. Februar 2017 / Ausgabe 8/2017

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