Ein Schreiner will hoch hinaus

In den Bergen tankt Martin Kunz (43) Energie für den strengen Arbeitsalltag. Bild: Christian Bärtschi

Martin Kunz ist ein zielorientierter Mensch, und er liebt Herausforderungen. Das spürt man im Gespräch. Bereits im Alter von 22 Jahren machte er sich als Schreiner selbstständig. Nächstes Jahr kann er mit seinen fünf Mitarbeitenden das 20-Jahr-Jubiläum der Kunz Martin Schreinerei GmbH in Ostermundigen feiern.

Auch sportlich ist das ehemalige Mitglied des Karate-Nationalkaders sehr ambitioniert: Hätte es mit der eigenen Schreinerei nicht geklappt, so hätte Kunz eine Karateschule, ein sogenanntes Dojo, eröffnet. Der «Plan B» hat sich erübrigt, aber hoch hinaus will der 43-jährige Geschäftsinhaber noch immer: Er ist ein leidenschaftlicher Bergsteiger und Kletterer. Dabei setzt er auf Vielfalt. Ob Sommertouren, Wintertouren, Skitouren oder Eisklettern – Kunz betreibt die unterschiedlichen Akti- vitäten in den Bergen mit einer grossen Leidenschaft. «Es ist schön, draussen in der Natur zu sein», sagt er. «Aber auch der technische Aspekt interessiert mich sehr; der Bergsport ist eine Wissenschaft für sich. Spannend sind auch die Einflüsse des Wetters, ebenso der Faktor Mensch – die Tagesform, das Mentale und das Zusammenspiel mit den Kollegen am Berg.»

«Das ist eine grosse Parallele zu meinem Beruf als Schreiner: Eine sorgfältige und saubere Planung ist das A und O.»

Begonnen hat seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen beim Wandern. Er habe sich immer wieder gefragt, wie es dort weiter gehe, wo man üblicherweise umkehre, erklärt Kunz. Entscheidend für den Erfolg auf Kletter- und Bergtouren ist aus seiner Sicht eine gute Vorbereitung: Man muss seine Route akribisch planen, die richtige Ausrüstung wählen, allfällige Wetterwechsel einberechnen und auch flexibel auf die eigene Befindlichkeit eingehen können.

«Das ist eine grosse Parallele zu meinem Beruf als Schreiner: Eine sorgfältige und saubere Planung ist das A und O.» Und auch hier habe der Faktor Mensch einen grossen Einfluss auf das Gelingen eines Projektes. Als Geschäftsinhaber verbringt Kunz viel Zeit im Büro, nimmt aber auch oft an Bausitzungen und Besprechungen teil. Ob am Berg oder in seinem Betrieb, für Kunz ist eine Regel wichtig, manchmal sogar überlebenswichtig: «Übereiltes Handeln, also noch schnell etwas abschliessen wollen, ist gefährlich und führt oft zu Unfällen.» Wer die Ruhe bewahrt und seine Stärken ausschöpft, kann Grosses erreichen.

Als einen seiner grössten Erfolge empfindet der Bergsteiger die Besteigung der Dufourspitze – mit 4634 Metern über Meer der höchste Schweizer Berg. Ein grosser Moment und eine bleibende Erinnerung war für ihn auch die technisch anspruchsvolle Breithorn-Überschreitung. Doch natürlich hat der ambitionierte Sportler noch viele weitere Ziele. So möchte er zum Beispiel das Finsteraarhorn und das Schreckhorn – beides sind 4000er – bezwingen.

Ihn reizen aber auch Berge, die weniger bekannt sind und nicht so oft begangen werden. «Im Prinzip sind diese sogar interessanter für mich», sagt er. So oder so wird sich der erfahrene Alpinist auf jedes dieser Ziele sorgfältig vorbereiten und wahrscheinlich auch jedes von ihnen erreichen. Und auch wenn die Zeit nicht reicht, um in die Berge zu fahren, geht er seiner Leidenschaft nach und lässt so manchen Feierabend in der Kletterhalle ausklingen.

cb

Veröffentlichung: 01. November 2018 / Ausgabe 44/2018

Artikel zum Thema

20. Mai 2024

Auch für guten Speck brauchts Holz

Leute. Seinen Bastelraum im Keller nutzt Simon Schifferle nicht fürs Schreinern. Er baut darin auch keine Modellflugzeuge und stellt keine Modelleisenbahnanlagen auf.

mehr
13. Mai 2024

Ein Nautiker für alle Fälle

Leute. Eigentlich hat Tom Hofer einen Beruf im Winter und einen im Sommer. Winters arbeitet der gelernte Schreiner als Abteilungsleiter der Schreiner und Zimmerleute in der Werft der BLS Schifffahrt AG in Thun BE.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Leute