Ein schwebendes Aquarium

Der Unterbau für ein Aquarium wurde von der Jury mit dem zweiten Platz belohnt. Bild: Gewerbliche Berufsschule Wetzikon

Wettbewerb. Jedes Jahr wird in den Zürcher Bezirken Hinwil, Pfäffikon und Uster ein Lehrlingswettbewerb für verschiedene Berufsfelder durchgeführt. Die Arbeiten der Schreinerlernenden gehörten auch dieses Mal zu den Highlights.

Da hätte wohl der Clownfisch Nemo seine liebe Freude daran gehabt. Nein, die Rede ist nicht von einem grosszügigen Aquarium mit Korallen und bunten Zierfischen, sondern von einem Aquarienunterbau. Diesen haben die drei Schreinerlernenden Daniel Schmid (26), Andreas Gautschi (21) und Jonas Bratt (19) für den Lehrlingswettbewerb Züri-Oberland konstruiert. Für das Trio von der Hinwiler Schreinerei Holz2 ist der Bau von Aquarienmöbeln nicht aussergewöhnlich, weil ihr Lehrbetrieb öfters Aufträge von einem Aquariengeschäft erhält. Aber das Wettbewerbsmöbel sollte anders werden als die bisherigen Unterbauten. Die jungen Schreiner entschieden sich für einen Korpus aus massiver Eiche, der von vier Gewindestangen getragen wird. Die Kiesblende, die das Aquarium trägt, liegt nicht direkt auf dem Korpus auf, sondern schwebt ein paar Zentimeter darüber. «Auf den Gewindestangen lastet ein enormes Gewicht. Sie müssen über 500 kg tragen, da darf bei der Statik nichts schiefgehen», erklärt Daniel. «Der Boden der Kiesblende besteht aus einer 27 mm starken Dreischichtplatte, die Kiesblende selbst ist aus MDF. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.» Mit dem Aquariummöbel erreichte das Trio den zweiten Platz bei den Teamarbeiten. Bei den Einzelarbeiten schaffte es ein angehender Schreiner sogar auf den ersten Platz. Yves Müller (18) aus Uster wurde für seine Kombination aus Kleider- und Allzweckschrank zum Sieger gekürt. «Ich habe schon gedacht, dass ich gute Arbeit geleistet habe, aber mit dem ersten Platz habe ich nicht gerechnet», sagt er. Der Kombischrank ersetzt ein bestehendes Bücherregal und einen Kleiderschrank. «So kann ich Platz sparen», freut sich Yves. Besonders viel Mühe hat er sich bei der Front gegeben. Die Türen und Schubladen sind auf Gehrung konstruiert. Zudem sind die massiven Schubladen gezinkt und innen weiss lackiert. Aussen hat der Lernende Strukturlack verwendet. «Das fühlt sich an wie Schleifpapier.» Da Yves im Winter gerne auf dem Snowboard die Pisten hinunterflitzt, hat er als Frontsujet die Silhouette von sich mit Snowboard gewählt. «Als Handballer hätte mich auch ein Handballer als Sujet gereizt, aber das wurde mir dann zu anspruchsvoll. Auch für die Snowboarder-Silhouette brauchte ich mit dem Cutter rund 15 Stunden.» Sie ist aus Vogelaugenahorn, der Hintergrund besteht aus Wengenholz.

Lehrreiche Wettbewerbsarbeit

«Die grösste Schwierigkeit war die Planung, besonders bezüglich Eckverbindungen. Da konnte ich einiges lernen. Als dann die Planung stand, war die Ausführung nicht mehr besonders anspruchsvoll.» Durch die Teilnahme am Wettbewerb konnte Yves auch seine Kenntnisse der Furniertechnik und Oberflächenbehandlung vertiefen. «Bei Wettbewerben kann man häufig Neues ausprobieren und dadurch viel profitieren.» Dieser Meinung ist auch Marco Eyer aus Pfäffikon. Der 16-Jährige aus Wila im Tösstal befindet sich im zweiten Lehrjahr bei der Scherer AG Pfäffikon ZH. «Ich wollte mit dem Wettbewerb für die Abschlussprüfungen üben. Im Nachhinein kann ich sagen: Das hat sich definitiv gelohnt. Besonders auch das Expertengespräch war aufschlussreich.» Marco Eyer hat selbst einen Designstuhl entworfen. Der Stuhl besteht aus zwei Pyramidenformen, die mit Clamex verbunden sind, und der Lehne. Besonders auffallend sind die schrägen Zinken. Zudem arbeitete Marco mit Ahorn und Nussbaum, was einen schönen Kontrast ergibt. «Ich suchte eine Herausforderung, insbesonders mit den Verbindungen ist mir dies gelungen. Zudem war es spannend, in Eigenregie die Arbeitsschritte und den Zeitplan zu erstellen. Weiter hat sich gezeigt, dass ich beim Reissen und bei der Oberflächenbehandlung noch Luft nach oben habe. Aber der Stuhl ist mir gelungen, und ich bin sehr zufrieden damit.» Ein Blickfang gelang auch Florian Schmid aus Greifensee. Der 17-jährige Lernende der Schreinerei Scharrenberg in Mönchaltorf ZH hat eine Armbrust mit eigenem Schaft aus gedämpfter Buche gebaut. «Sie liegt gut in der Hand und hat eine Reichweite von 50 Metern», sagt der Lernende stolz.

ms

Veröffentlichung: 03. Dezember 2015 / Ausgabe 49/2015

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