Ein Skatepark Marke Eigenbau

Dank der Anleitungdes Schreiners Raphael Kull (34) konnten Jugendliche einen eigenen, mobilen Skatepark bauen. Bild: Franziska Herren

Während der Frühlingsferien herrschte vor dem Treff der Jugendarbeit Kelleramt im aargauischen Oberlunkhofen reger Betrieb. Raphael Kull und sein Geschäftspartner David Meier bauten zusammen mit Jugendlichen aus der Region einen mobilen Skatepark. «Die Idee für einen Skatepark kam von den Jugendlichen selbst», erzählt Kull. Die Jugendarbeiter aus dem Kelleramt nahmen den Wunsch ernst und baten die beiden Schreiner um fachliche Unterstützung. «Ich holte mir das Know-how von einem Kollegen, der in Aarau einen Skatepark gebaut hatte», verrät Kull. Als Erstes schnitten die beiden Schreiner die Platten aus Seekieferholz zu. Dann erklärten sie den Jugendlichen die Pläne und zeigten ihnen Tricks und Kniffs. Manchmal packten zehn, manchmal sogar bis zu zwanzig 9- bis 14-Jährige aus der Region mit an. Sie sägten, bohrten, schliffen, leimten und schraubten Kicker (Schanzen) und Boxen aus Siebdruckplatten zusammen. Diese montierten sie auf die Unterkonstruktion aus Seekieferholz. Dazu montierten sie Metallwinkel, um mit dem Skateboard zu «grinden», also daran entlangzurutschen. «Die Jugendlichen machten 90 Prozent aller Arbeiten selbst. Es gab unter ihnen richtige Talente», sagt Kull. So konnten sie den selber gebauten, mobilen Skatepark bereits nach fünf Tagen mit ihren Skateboards, Rollerblades, Kickboards und BMX in Betrieb nehmen.

«Ich wäre überglücklich gewesen, wenn ich in diesem Alter einen Skatepark hätte bauen können», sagt der 34-Jährige. Als Jugendlicher wühlte er zusammen mit Kollegen im Alteisen und baute sich mit dem, was er fand, Schanzen im Garten – zum Leidwesen der Eltern. In der Jugendkommission kämpfte er für einen Skatepark. Als dieser dann gebaut wurde, war Kull bereits in der Schreinerlehre und hatte kaum noch Zeit fürs Rollerbladen. Heute liegen die Rollerblades unbenutzt in seinem Schrank. Kull ist ein kommunikativer und weltoffener Mensch. Auf seinem Körper finden sich Tattoos, die vieles über ihn erzählen. Auf seinem Hals hat er sich die Initialen seiner Eltern und Geschwister tätowiert. Auch sein Sternzeichen Wassermann und sein Jahrgang 1985 liess er in seine Haut stechen. Auf seinem Arm erinnert der Satz «Live your life» (lebe dein Leben) an eine Kollegin, die mit 20 Jahren an einer Krankheit starb. «Ich liebe nichts mehr, als herumzukommen und Menschen kennenzulernen», sagt Kull. Das Reisen in die Wildnis ist seine grösste Leidenschaft.

Während eines längeren Aufenthalts in den USA lernte er seine Frau kennen. Leben möchte er aber an keinem anderen Ort als dort, wo er aufgewachsen ist. So kam es, dass seine Frau von Los Angeles nach Villmergen AG zog. Zurzeit baut er mit seinem Geschäftspartner die Eventfirma «Spectrum Event» auf, und daneben arbeitet er als Schreiner. «Am Schreinerberuf gefällt mir, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.»

Gerade ist er ausserdem daran, die «Überseh-Bar» zu organisieren, eine Sommerbar in Villmergen. «Das Dorf zu beleben und die Leute zu unterstützen, ist mir ein grosses Anliegen. Und auch, dass die Menschen wieder miteinander reden und nicht nur mit Whatsapp kommunizieren.» Dies erreicht er auch mit dem Skatepark, wo er Jugendliche mit einem gemeinsamen Interesse zusammenbringt. «Für mich war es ein perfekter Auftrag», schwärmt Kull. Der mobile Skatepark wurde so konstruiert, dass er in einen Anhänger passt und in einer Viertelstunde aufgebaut werden kann. So könnten bei Interesse auch andere Jugendarbeitsstellen den Skatepark nutzen und die Jugendlichen mit gemeinsamem Hobby zusammenbringen.

«Am Schreinerberuf gefällt mir, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.»

fh

Veröffentlichung: 13. Juni 2019 / Ausgabe 24/2019

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