Ein Sprungbrett für Schreiner

Projektleiterin Melanie Brunner bei der Preisverleihung des Prix Lignum 2018. Bild: Roberto Conciatori (Prix Lignum)

Wettbewerb.  Der dreijährlich stattfindende Prix Lignum geht heuer in die fünfte Runde. Der Wettbewerb präsentiert sich mit einer wichtigen Neuerung: einem Sonderpreis für Schreiner. Eine Chance, die es nicht zu verpassen gilt. Die Anmeldefrist läuft.

Seit seiner ersten Durchführung im Jahr 2009 geniesst der Prix Lignum ein hohes Ansehen in der Holzbranche. Dieses Jahr findet der renommierte Wettbewerb bereits zum fünften Mal statt. Dies mit einer wichtigen Konstante: der Projektleiterin Melanie Brunner. Für die Geschäftsführerin der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz ist der Prix Lignum eine Herzensangelegenheit. Im Interview erklärt sie die Bedeutung des Wettbewerbs und wie es zum Sonderpreis für Schreiner gekommen ist.

SchreinerZeitung: Frau Brunner, was zeichnet für Sie den Prix Lignum aus?
Melanie Brunner: Der Prix Lignum ist ein Leuchtturmprojekt. Der Wettbewerb gibt den Vertretern der Holzbranche die Chance zu zeigen, was man mit diesem einzigartigen Werkstoff alles machen kann. Er bietet eine Plattform für die Handwerkskunst, für Innovationen und aussergewöhnliche Konstruktionen. Ich stelle fest, dass man die Leute noch immer für diesen wertvollen Werkstoff sensibilisieren und ihnen zeigen muss, was damit alles möglich ist. Wenn ich die Entwicklung in den zwölf Jahren ansehe, seit der ersten Durchführung des Prix Lignum, dann bin ich selber immer wieder erstaunt über die schier unendliche Vielfalt des Holzes und die rasante Entwicklung des Holzbaus.
Inwiefern können die Teilnehmenden vom Wettbewerb profitieren?
Der Prix Lignum hat in den vergangenen Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Sein Renommee reicht bis über die Schweizer Grenzen und – was für die Teilnehmenden noch wichtiger ist – weit über die Branche hinaus. Jedes eingereichte Projekt wird auf der Prix-Lignum-Website gezeigt und kann auf die Website des jeweiligen Unternehmens verlinkt werden. Der Wettbewerb wird auch auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram begleitet. Daneben werden sämtliche eingereichten Arbeiten in der Broschüre der Wanderausstellung gezeigt, welche jeweils im Anschluss an die Preisverleihung folgt. Nicht zu unterschätzen ist ausserdem die Veröffentlichung der Gewinner-Objekte im Themenheft der Architektur-Fachzeitschrift Hochparterre, weil damit auch die Architekten erreicht werden, was wiederum zu spannenden Aufträgen für die Wettbewerbsteilnehmer führen kann.
In diesem Jahr ist zum ersten Mal ein Sonderpreis für Schreiner ausgeschrieben. Wie ist es dazu gekommen?
Für die diesjährige Durchführung des Prix Lignum ist es uns gelungen, den Verband Holzbau Schweiz und den Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten als Träger des Wettbewerbs ins Boot zu holen. Da die Schreiner bei der Projekteingabe gegenüber den Holzbauern in den vergangenen Jahren jeweils stark untervertreten waren, haben wir in Zusammenarbeit mit dem VSSM das Konzept für den Sonderpreis ausgearbeitet. Er soll den Schreinern einen zusätzlichen Anreiz bieten für die Wettbewerbsteilnahme.
Wie erklären Sie sich die bis anhin eher zögerliche Beteiligung der Schreiner?
Ich denke, das hatte vor allem einen Grund: Die Holzbauprojekte fallen wegen ihrer grösseren Dimensionen und architektonischen Würfen gleich auf den ersten Blick ins Auge, wohingegen die feinen Konstruktionen der Schreinerobjekte erst auf den zweiten Blick ihre Wirkung entfalten. Es ist schwierig, ein grosses Holzbauprojekt mit einem filigranen Möbel zu vergleichen. Das hat dazu geführt, dass sich die Schreiner weniger Chancen ausgerechnet haben und sich nicht gleichermassen mit dem Wettbewerb identifizieren konnten. Doch die Schreiner sind ein wichtiger Teil der Holzkette, deshalb sollten sie unbedingt angemessen vertreten sein. Dies gilt insbesondere auch für kleinere Betriebe.
Sie sprechen gezielt KMU an. Ist für diese die administrative Hürde bei der Eingabe nicht zu hoch?
Nein. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir haben grossen Wert darauf gelegt, die Eingabe der Projekte so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Die Anmeldung erfolgt ausschliesslich online und ist vollkommen selbsterklärend. Die Teilnehmenden können auf der Internetseite des Prix Lignum ein persönliches Konto erstellen und ihre Bilder, Pläne sowie einen Beschrieb der Projekte raufladen. Bei der ersten Durchführung des Wettbewerbs mussten die Projekte von deren Produzenten noch auf Holztafeln dargestellt werden. Ab 2012 gestalteten die Teilnehmenden eine Projekttafel und ab heuer wird die gesamte Projektpräsentation für die Ausstellung von einem Grafiker gestaltet. So ist der Aufwand selbst für Kleinstbetriebe tragbar.
Der Prix Lignum findet auf regionaler und nationaler Ebene statt. Wie muss man sich das vorstellen?
Die Preise werden von verschiedenen Fachjurys in fünf Grossregionen der Schweiz vergeben. Aus den Preisträgern der ersten drei Ränge ermittelt eine nationale Jury die Sieger schweizweit. Der Sonderpreis wird nur auf nationaler Ebene vergeben.
Gilt die Anmeldung der Schreiner für den Prix Lignum automatisch auch für den Sonderpreis?

Nein, um am Sonderpreis teilzunehmen, muss der Schreiner bei der Anmeldung bei entsprechender Kategorie ein Häkchen setzen. Eine Teilnahme am Sonderpreis ist andersherum aber nur möglich bei gleichzeitiger Teilnahme am Prix Lignum.

Wie setzt sich die Jury für den Sonderpreis zusammen?
Wir haben darauf geachtet, dass die siebenköpfige Jury zur Mehrheit aus Schreinern besteht. Das Verhältnis liegt bei 4:3. Der Fokus soll auf dem Handwerk liegen. Wir wollen schreinerspezifische Konstruktionen und kein praxisfremdes Design.
Was erhoffen Sie sich dieses Jahr in Bezug auf den Schreiner?
2018 wurden um die 30 typische Schreinerobjekte eingereicht. Dieses Jahr hoffe ich mindestens auf eine Verdoppelung der Eingaben. 80 Projekte wären super, als Gegengewicht zu den Projekten aus Holzbau und Architektur. Mit dem Sonderpreis bieten wir dem Schreiner ein Sprungbrett und hoffen, dass er dieses nutzt.
Was gibt es abschliessend noch zum Prix Lignum zu sagen?
Der Prix Lignum zeichnet sinnstiftende Arbeit aus. Er soll den Leuten sagen: «Arbeitet mit Holz und denkt dabei auch an unser Schweizer Holz.» Wir freuen uns, dass Bundesrätin Simonetta Sommaruga das Patronat für den Prix Lignum 2021 übernommen hat und ihm so eine noch grössere Ausstrahlungskraft verleiht. Nun liegt es bei den «Hölzigen», ihren Berufsstand zu vertreten.

Prix Lignum

Das Wichtigste in Kürze

Der Prix Lignum findet dieses Jahr zum fünften Mal statt. Der Wettbewerb ist offen für Vertreter der gesamten Holzbranche. Anmeldung und Eingabe der Projekte erfolgen unter der Adresse www.prixlignum.ch. Die Teilnahmegebühr beträgt 140 Franken pro Objekt. Anmeldeschluss ist am Mittwoch, 31. März 2021. Es dürfen nur Arbeiten eingegeben werden, die zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 31. März 2021 fertiggestellt wurden. Für den Schreiner ist ein Sonderpreis ausgeschrieben.

www.prixlignum.ch

Monika Hurni, mh

Veröffentlichung: 14. Januar 2021 / Ausgabe 3/2021

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