Ein Stück Heimat auf der Nase


Der 25-jährige Schreiner Dominik Gasser entwirft und produziert pro Jahr rund 300 Holzbrillen und beliefert damit 18 Optikergeschäfte. Bild: Designwerk


Der 25-jährige Schreiner Dominik Gasser entwirft und produziert pro Jahr rund 300 Holzbrillen und beliefert damit 18 Optikergeschäfte. Bild: Designwerk
Der Schweizer Musiker Marc Sway trägt eine, genauso wie sein Namensvetter Marc Dietrich, Ex-Sänger von «Peter, Sue & Marc», und der Obwaldner Nationalrat Karl Vogler. Doch dem Designer und Hersteller der exklusiven, handgefertigen Holzbrillen, Dominik Gasser, ist der Promifaktor nicht wichtig: «Für mich sind alle Kunden gleichwertig.» Knapp vier Jahre nach seiner Schreinerlehre hat er sich selbstständig gemacht und sich dabei gleich seinen eigenen Beruf erschaffen: Holzbrillenbauer. «Mir ist es wichtig, dass ich meine Werte leben kann», sagt der Schreiner. Naturbelassen, hiesig, handgemacht, handfest und mit einem Stück Heimat versehen, lautet seine Philosophie. «Ich würde meine Brillen nie chemisch beizen. Sie müssen ihre natürliche Farbe und Maserung beibehalten.» Jede Fassung ist ein Unikat, da Gasser jede Brille in Handarbeit anfertigt. Vergebens sucht man in seinem Atelier nach einer CNC-Fräse. Der 25-Jährige verwendet am liebsten einheimische Hölzer wie Apfel, Ahorn, Kirsche oder Nuss. Auch wenn sich der zutiefst heimatverwurzelte Lungerer nicht verbiegen lässt, stur ist er trotzdem nicht. «Als die Kunden nach dunklen Brillen verlangten, griff ich auf Tropenhölzer wie Wenge oder Palisander zurück.» Doch wenn schon ausländische Hölzer, dann achtet Gasser darauf, dass sie auch garantiert aus fairem Handel stammen. Der Schreiner trägt zwei Herzen in seiner Brust: Einerseits liebt er schönes Design, andererseits müssen seine Brillen auch praktischen Aspekten gerecht werden. Ein Schliessblock über dem Nasensteg macht es dem Optiker leichter, das Glas einzuspannen. «Meine Gestelle weisen eine gewisse Dicke auf, sodass die Brille nicht gleich kaputt geht, wenn sie auf den Boden fällt.»
Auf Spezialwünsche geht er gerne ein. «Einem Jäger habe ich ein Stück Horn seines erlegten Hirsches in die Holzbrille eingelegt. So trägt er seine Trophäe stets auf seiner Nase», erzählt er und lacht verschmitzt.
Ein weiteres Markenzeichen seiner Brillen ist das geschichtsträchtige Stückchen Wurzelholz mit den eingravierten Initialen DG, das er in jeden Bügel einlegt. Das Wurzelholz stammt aus der Zeit zwischen 1836 und 1921. Damals ist der Lungernsee abgesenkt worden, um das Land urbanisierbar zu machen. Auf dem Seeboden entstand neues Weideland mit Häusern, einer Kirche und einer Sägerei. «Das Wurzelholz stammt vermutlich von Apfel- oder Birnbäumen.» Gasser sammelt es direkt vor seiner Haustür, wenn der Pegel des Lungernsees im Winter tief ist. Bestechend sind auch die Namen seiner Brillen: «Hewwmattli», «Bärbiälä» oder «Miliflio». Was wie kauderwelsch klingt, es ist typischer Lungerer Dialekt. «Es sind hiesige Flurnamen. ‹Ghirmi› ist einer unserer Hügel mit Aussichtspunkt zum ‹Ghirmä›, also zum Ausruhen», erklärt Gasser.
Der Lungerer erzählt von den Fleckchen seiner Heimat und deren Bedeutung, und als Zuhörer wird man von seinen Schwärmereien in den Bann gezogen. «Hier oben hilft man einander und hält zusammen.» Und deshalb werden seine Holzbrillen immer aus Lungern kommen. Mit dem typischen Stückchen Wurzelholz als Zeichen seiner Heimatverbundenheit.
«Ich würde meine Brillen nie chemisch beizen. Sie müssen ihre natürliche Farbe und Maserung beibehalten.»
Veröffentlichung: 10. März 2016 / Ausgabe 10/2016
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