Ein suchender Daniel Düsentrieb

Der gelernte Schreiner Roman Dörig (41) testete als Freerider jahrelang die Ski grosser Hersteller, bevor er sich selbst an die Ski-Produktion heranwagte.

Es riecht nach Küche beim Eintritt in die kleine «Skizophren»-Apéro-Bar hier oben direkt an der Talstation der Bergbahnen Hochwang. Nach guter Küche. «Nur einen kleinen Moment, ich komme gleich», ruft eine Männerstimme aus eben dieser Küche hervor, aus der auch ein gluschtigmachendes Brutzeln zu vernehmen ist. «Wir erwarten eine etwas grössere Gruppe zum Mittagessen, und deshalb hat Roman heute Küchendienst», sagt Roman Dörigs Frau Daniela, während sie hinter dem Tresen die Gläser reinigt. Seit rund drei Jahren betreibt das Paar hier am Fusse dieses kleinen, aber feinen Bündner Skigebiets irgendwo zwischen Chur und Arosa seine schmucke Apéro-Bar. Barbetreiber ist jedoch nur eine Seite des gelernten Schreiners Roman Dörig. Eine von schier unzähligen Seiten, wie es scheint, denn der Mann, der nach seiner Ausbildung zum Schreiner auch eine Ausbildung zum Koch absolviert hat, führt gleich neben der Bar zusätzlich noch einen Shop. In diesem wird unter anderem die hauseigene Streetwear und Skimarke «Skizophren» angeboten. Ein Label, das Dörig 2003 ins Leben gerufen hat – damals übrigens als erster Freeski-Shop Europas. In seiner kleinen Skischmiede im Schanfigg-Tal erfindet der 41-Jährige Ski mit viel Holz und viel Hightech und veredelt die Unikate jeweils mit aufwendigen Holzintarsien.

Bis vor Kurzem jedenfalls. Denn wie der Allrounder, der mittlerweile aus der Küche hervorgetreten ist, erklärt, hat er die Skiproduktion mittlerweile stark zurückgeschraubt. Waren es zuvor noch rund 50 Paar Ski, die er pro Jahr entwickelt und gebaut hatte, tüftelt der Freerider der ersten Generation heute nur noch selten an neuen Modellen herum. «Ich baue heute nur noch Ski nach Lust und Laune und nehme keine Kunden- aufträge mehr an», stellt Dörig klar. Dies schlicht und einfach aus dem Grund, weil ihm die Freude etwas verloren gegangen sei. «Mit der Produktion in jener Grössenordnung, die das Ganze mit der Zeit angenommen hatte, hatten für mich die Ski keine Seele mehr», erklärt er. Und so sei bei ihm die Leidenschaft ein wenig erloschen. Leidenschaft scheint ein zentraler Aspekt im Leben Dörigs zu sein. Eine Leidenschaft, die den gebürtigen Appenzeller auch immer wieder zu neuen Ideen treibt. «Ja, ich suche immer wieder nach neuen Herausforderungen», sagt er. Eine solche hat er kürzlich zum Beispiel in der Lancierung einer neuen Sommer-Geschäftsidee gefunden. So importiert Dörig neuerdings Natursteinwaschbecken aus Indonesien, ergänzt diese mit selbst hergestellten Stahl- oder Holzmöbeln und verkauft sie während den Sommermonaten im Shop. «Im ersten Jahr haben wir immerhin rund 15 solcher Waschtische verkauft», sagt er nicht ganz ohne Stolz. Ob nun Ski- oder Waschtisch-Bau – an Ideen fehlt es Dörig ganz bestimmt nicht. Deshalb bezeichnet Daniela ihren Mann auch gerne als «kleinen Daniel Düsentrieb». Dörig selber sieht sich als «Suchender». Nach was er suche, wisse er jedoch auch nicht so genau. Vielleicht einfach stets nach etwas Neuem, etwas Nicht-Alltäglichem.

Sein Lebensglück scheint der 41-jährige Dörig mittlerweile aber hier, am Fusse des Hochwang, gefunden zu haben. «Ja, wir sind sehr zufrieden und glücklich hier oben.» Er sagt es und macht sich wieder auf in die Küche, denn die Mittagszeit und somit die rund 20-köp- fige Gästegruppe naht.

Risotto mit Pouletbrüstli, feinem Gemüse und einem Überraschungsdessert steht auf dem Menüplan. Riechen tut es jedenfalls äusserst einladend.

«Ich baue heute nur noch Ski nach Lust und Laune und nehme keine Kundenaufträge mehr an.»

FB

Veröffentlichung: 07. Januar 2016 / Ausgabe 1/2016

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