Ein Tag als Ausbildner

Die Kinder erstellen unter der Anleitung von Renato einen Stiftehalter. Bild: Melanie Krebs

Schnupperkurs. Der lernende Schreiner Renato Spiegel betreute am nationalen Zukunftstag acht Kinder und erzählte ihnen von seinem Beruf. Es war für ihn eine tolle Erfahrung, jemanden zu betreuen und eine Führungsrolle zu übernehmen.

«Ich fand es extrem spannend, einen Tag in die Haut des Lehrlingsbetreuers zu schlüpfen und den Kindern den Schreinerberuf näherzubringen», erzählt Renato Spiegel begeistert. Er absolviert eine Lehre als Schreiner bei der Späti Innenausbau AG in Bellach. Soeben ging der nationale Zukunftstag über die Bühne und Renato konnte dabei die 12- bis 13-jährigen Mädchen und Jungen betreuen, die für einen Tag Schreinerluft schnuppern wollten.

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Im Vorfeld des nationalen Zukunftstags erhielt Renato vom Betriebsleiter das vorgesehene Tagesprogramm. «Ich studierte das Dokument und machte mir einige Notizen darüber, was ich den acht Kindern erzählen will», blickt der 18-jährige Lernende auf die Vorbereitung zurück. «Ich versetzte mich zurück in die Zeit, als mich meine Schwester ermunterte, in einer Schreinerei zu schnuppern. Welche Fragen brannten mir damals auf der Zunge? Was wollte ich im Betrieb unbedingt sehen? Was war ausschlaggebend dafür, dass ich mich für den Schreinerberuf entschieden habe? Im Vorfeld war ich schon etwas nervös, dass ich auf sechs Mädels und zwei Jungs aufpassen musste, aber die gute Vorbereitung gab mir Sicherheit. Und so legte sich die Nervosität am Besuchstag schnell.»

Geordneter Tagesablauf

Der Zukunftstag begann bei der Späti Innenausbau AG um 9 Uhr 30 mit einem Betriebsrundgang für die Kinder. Renato und die KV-Lehrtochter Melanie stellten den Betrieb vor und zeigten den neugierigen Besuchern die verschiedenen Räumlichkeiten und Arbeitsplätze. Anschliessend teilten sie die Kinder in zwei Gruppen auf. Eine Vierergruppe ging mit Melanie auf Interviewjagd. Die Kinder konnten Mitarbeitenden Fragen zu Beruf, Familie, Freizeit und Lebensträumen stellen. So konnten sie beispielsweise herausfinden, warum sich andere Personen für den Schreinerberuf entschieden haben und wie deren Arbeitsalltag aussieht.

Die andere Vierergruppe nahm Renato unter seine Fittiche. «Bei mir erstellten die Kinder einen Stiftehalter aus Massivholz. Das heisst, zuerst schnitten wir die einzelnen Teile zu. Anschliessend konnten die Kinder hobeln und das Material zusammenleimen und -nageln. Dann wurden die Löcher gebohrt, der Behälter verputzt und geschliffen. Ich habe die Arbeitsschritte zuerst vorgezeigt und die Kinder anschliessend bei der Arbeit unterstützt. Sie hatten grossen Spass und waren von ihren Werken begeistert. Nach einer gewissen Zeit tauschten Melanie und ich die Gruppen aus.»

Alle profitierten

«Der Zukunftstag ist eine grosse Chance für die Kinder, um einen Einblick in ein Arbeitsfeld zu gewinnen. Ich habe den Kindern von meinem Beruf erzählt, sie konnten selbst anpacken und etwas erstellen. Aber nicht nur die Kinder haben profitiert. Auch für mich war es eine tolle Erfahrung, Verantwortung zu tragen und jemandem mein Wissen weiterzugeben.

Es ist toll, junge Leute zu motivieren. Ich musste schauen, dass stets alle beschäftigt waren, damit sie sich nicht langweilten und auf dumme Gedanken kamen. Da die Jungs nur zu zweit waren, waren sie etwas pflegeleichter», sagt Reto lachend. «Dank der Erfahrung vom Zukunftstag kann ich mir gut vorstellen, mich weiterzubilden und später als Ausbildner tätig zu sein.»

Vom Tochtertag zum Zukunftstag

Der Zukunftstag hat das Ziel, Kindern Einblicke in unterschiedliche Arbeitsfelder zu gewähren. Dabei haben Mädchen und Jungen die Gelegenheit, auch geschlechtsuntypische Berufe kennenzulernen. Auf diese Weise wird bereits frühzeitig die Gleichstellung von Mann und Frau bei der Berufswahl und bei der Lebensplanung gefördert. Den nationalen Zukunftstag gibt es bereits seit 2001. Er wurde damals als nationaler Tochtertag gegründet und ist seit Beginn eine Erfolgsgeschichte.

Jahr für Jahr nehmen tausende Mädchen und Buben sowie nahmhafte Unternehmen daran teil. Weitere Informationen zum Zukunftstag sind unter folgendem Link ersichtlich. ms

www.nationalerzukunftstag.ch

Veröffentlichung: 04. Dezember 2014 / Ausgabe 49/2014

Artikel zum Thema

04. Dezember 2025

Zwischen Schleifstaub und Spitzenleistung

Schreinerlehre und Leistungssport zu kombinieren, verlangt Ausdauer, Disziplin und Zeitmanagement. Vanessa Rüegg aus Uster gibt Einblick, wie sich der Alltag in der Werkstatt mit intensivem Training vereinbaren lässt.

mehr
04. Dezember 2025

«Das Schlagzeug war für mich eine klare Vision»

Am diesjährigen «Schreiner Nachwuchsstar» an der Holzmesse in Basel nahmen 82 zukünftige Schreinerinnen und Schreiner teil. Einer davon war Lian Blunschi, der ein einmaliges Schlagzeug herstellte. Wie er das vom Traum in die Realität umsetzte, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.

mehr
04. Dezember 2025

Berner zum zweiten mal im Cupfieber

Unter Zeitdruck und nur mit Handwerkzeug bauten 80 Lernende am Berner-Cup einen Hocker aus Massivholz. Die beste Leistung zeigte Noelle Aeschlimann, die sich schliesslich den Sieg sicherte.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Lehrziit