Ein Tausendsassa mit Herz

Der 31-jährige Kontrabassist Carlo Gwerder bringt mit dem «Quartett waschächt» im Herbst die dritte CD heraus. Bild: Caroline Schneider

«Ohne Musik würde mein Herz stillstehen», sagt Kontrabassist Carlo Gwerder. In seiner Freizeit schlüpft er in die Rolle des Vollblutmusikers – sein tägliches Brot verdient er sich mit zwei Jobs: Carlo arbeitet zum einen als Betriebsdisponent, Lokführer und Zugbegleiter bei der Rigibahn. «Touristen aus der ganzen Welt besuchen die Rigi. Das macht den Austausch spannend und vielseitig», sagt der Bergliebhaber. Zudem ist der Ibacher fasziniert von der Technik der Bergbahnen. Zum anderen arbeitet Carlo beim Kontrabass-Shop von Musiker Mark Schuler in Rothenthurm. Am liebsten sei er im Verkauf und in der Beratung tätig. «Ich mag den Kontakt zu den Kunden», sagt der kommunikative 31-Jährige. Die Dienstleistungspersönlichkeit ist ihm in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern führten ein Restaurant im Muotathal. Das «Schlattli» war weitherum bekannt als Ländlermusiklokal. «Die ganze Familie ist musikalisch veranlagt. In unserer Wohnung lief immer Volksmusik», sagt der ehemalige Schreiner. Seine Grossmutter hat ihm das «Schwyzerörgele» gelernt. Das Klavierspielen habe er sich selbst beigebracht. «Als kleiner Bub schaute ich den Musikern, die im ‹Schlattli› auftraten, genau über die Schultern. Danach probierte ich das Gesehene an unserem Klavier aus.»

Später entdeckte er sein Lieblingsinstrument, den Kontrabass, und startete seine Musikkarriere. «Für mich ist die Bassgeige ein magisches Instrument», sagt Gwerder und kommt in Fahrt. Die Form der Bassgeige sei so rund und harmonisch wie ein Frauenkörper und die Holzarbeit bestechend schön. Er streicht über den Hals der Bassgeige, die er in seinen Händen hält: «Fein geschliffen – wie ein ‹Babyfüdli›.»

Nebst dem Verkauf und der Beratung arbeitet er auch gerne in der Werkstatt. «Da kommt mir mein erlernter Beruf als Schreiner zugute. Ich liebe es, mit Holz zu arbeiten.» Der Bass verleihe der Musik Boden. «Musik ohne Bass ist wie ein Kafi Lutz ohne Zwetschgen.» Seit 2010 spielt Carlo in der Formation «Quartett waschächt». Die vier «Giele», die bereits zwei CDs herausgegeben haben und im Herbst die dritte lancieren, verbindet eine tiefe Kameradschaft. «Wenn du so viel gemeinsam unterwegs bist, schweisst das zusammen», sagt Gwerder. «Unser Quartett ist wie eine Ehe. Auch wir führen unsere Auseinandersetzungen.» Er selber schlüpft in der Gruppe meist in die Rolle des Schlichters und sorgt dafür, dass wieder Ruhe einkehrt. Bis zu 80 Mal pro Jahr tritt er mit dem Quartett auf, und rund 30 Mal hilft er in anderen Formationen aus. Ja, das sei intensiv, aber: «Es ist etwas vom Schönsten, wenn du das Strahlen in den Augen des Publikums siehst. Das gibt mir so viel zurück und macht mich glücklich», erklärt der Menschenfreund. Wie kriegt man diese vielseitigen Engagements unter einen Hut? «Der Tag hat 24 Stunden. Wenn man mittags durcharbeitet, hat der Tag 25 Stunden», sagt der Sprücheklopfer, und sein lautes, schallendes Lachen bringt die Saiten der Kontrabässe in der Werkstatt zum Schwingen.

Dann wird er für einen kurzen Moment ernst: «Wenn du die Dinge mit Leidenschaft und Freude machst, dann belasten sie dich nicht. Im Gegenteil: Meine vielen Tätigkeiten geben mir Kraft. Ich brauche diese Abwechslung. Erst die Vielseitigkeit verleiht dem Leben die Würze», sagt er mit Überzeugung. Seine Begeisterung ist ansteckend. Selbst wenn man nie Ländlermusik hört, so kriegt man spätestens nach einem Treffen mit Carlo Gwerder Lust auf eine urchige «Stubete».

«Wenn du die Dinge mit Leidenschaft und Freude machst, dann belasten sie dich nicht. Meine vielen Tätigkeiten geben mir Kraft.»

cs

Veröffentlichung: 28. April 2016 / Ausgabe 17/2016

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