Ein wackerer Handwerker

Seit sechs Jahren ist der gelernte Schreiner Nino Gruber (28) bei Wacker Thun unter Vertrag. Hier setzt der linke Flügel gerade zu einem Torschuss an. Bild: PD

Leute. Nino Gruber kann es derzeit etwas ruhiger angehen. Der Handballer bei Wacker Thun steht vor vier Wochen fast trainingsfreier Zeit und zwei Wochen Ferien. Danach ist der gelernte Schreiner zurück auf der Baustelle und wenige Wochen später wieder beinahe täglich in der Halle.

Seit sechs Jahren steht Nino Gruber als linker Flügel bei Wacker Thun unter Vertrag. Vor Kurzem hat er seine persönlich beste Saison abgeschlossen. Mit 28 Jahren ist er im besten Alter für den Sport in der höchsten Handballliga der Schweiz, der «Quickline Handball League». Für den Bewegungsmenschen war immer klar, dass er eine handwerkliche Ausbildung machen will. Nach verschiedenen Schnupperlehren hat er sich für das Schreinern entschieden. «Das war die richtige Entscheidung, weil ich etwas mit den Händen machen wollte», sagt Gruber. Ihm sind genaues Arbeiten und Details wichtig. Bis zum heutigen Tag arbeitet er rund 70 Prozent, das heisst drei bis vier Tage die Woche, als Schreiner. Zurzeit im Stundenlohn, damit er Arbeit, Training und die Spiele optimal verbinden kann. Die Handballsaison dauert von August bis April; wenn es das Team in die Play-offs schafft, noch länger. Dort spielen die besten Mannschaften aus der Hauptrunde um den Meistertitel. Dieses Jahr ist Gruber mit Wacker Thun im Viertelfinal gegen die Kadetten Schaffhausen, die späteren Schweizermeister, ausgeschieden.

«Der Schreinerberuf und Spitzensport sind vereinbar. Allerdings sind meine Überhosen die einzigen in der Umkleidekabine.»

Gruber kommt aus einer Handballerfamilie – seine Mutter und sein Vater haben ebenfalls auf sehr hohem Niveau gespielt, und seine Schwester spielt in einer Damenmannschaft. Bis er 14 war, hat er Handball und Fussball gespielt und sich dann auf Handball fokussiert. Die Trainings wurden intensiver. Es hat sich herauskristallisiert, dass der linke Flügel die optimale Position für den Rechtshänder ist. Bis er 19 war, hat der Schreiner bei den Junioren von TV Steffisburg, dem Partnerverein von Wacker Thun, in der zweithöchsten Liga der Schweiz gespielt. Im dritten Lehrjahr hat er nebst der Ausbildung viermal die Woche trainiert und am Wochenende Spiele in der ganzen Schweiz absolviert. Seit 2019 spielt die Nummer 21 nun für Wacker Thun. Während der Saison absolviert er fünf bis sechs Trainings in der Woche plus einen Match. Ausser an Sonntagen hat der Schreiner jeden Tag einen Ball in den Händen. «Ja, Spitzensport und ein handwerklicher Beruf sind vereinbar», ist Gruber dennoch überzeugt. Es braucht jedoch Biss, Durchhaltewille und ein Feuer, das für beide Bereiche brennt. Oft bedeutet es auch Verzicht, besonders in privaten Bereichen. «Meine Überhosen sind schon die einzigen, die in der Umkleidekabine hängen», sagt der Schreiner mit einem Schmunzeln. Die körperliche Arbeit als Schreiner nimmt er als Extraportion an Fitness mit. Zurzeit wird alles dem Handball und dem Schreinerberuf untergeordnet.

Gruber hofft, dass er noch einige Jahre im Spitzensport dabei sein kann und er von Verletzungen verschont bleibt. Er möchte in keinem anderen Verein spielen. Wacker ist seit der Jugend sein Verein, seine Wacker-Familie, da hat er viele Freunde und die Unterstützung treuer Zuschauer – in seiner Brust schlägt eben ein wahres «Wackerhärz»

Fränzi Hurni

Veröffentlichung: 07. Juli 2025 / Ausgabe 27-28/2025

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