Endlich wieder Geburtstag

Heute feiert der Schreiner und begeisterte Skifahrer Bruno Burger seinen 10. respektive 40. Geburtstag. Bild: Franziska Hidber

Leute. Heute ist es so weit! Bruno Burger feiert seinen 10. Geburtstag, dabei wird er schon 40.

Der Schreiner und Geschäftsführer im familieneigenen Betrieb lacht: «Bei mir ist es halt anders.» Nicht, dass ihn das fuchsen würde: «Der Geburtstag ist mir nicht so wichtig», sagt der St.Galler. Er wird ihn auf seine Art feiern. Dort, wo er sich am liebsten aufhält: mit Kollegen auf der Skipiste von Davos. Auch die Geburtstage seiner Kindheit hatten oft genug mit Schnee zu tun: «Mindestens einmal war ich im Skilager», erinnert er sich. Und in den Jahren ohne 29. Februar fand die Geburtstagsparty halt am 28. statt. «Du hast heute gar nicht richtig Geburtstag, das gilt nicht», haben ihm die Klassengspändli jeweils beschieden. «Gut möglich, dass ich das mit der Zeit geglaubt habe und mir der Tag deshalb nicht so viel bedeutet», mutmasst der 40-Jährige. Zum Ausgleich gönnt er sich in den Jahren ohne Schalttag gleich zwei besondere Tage: den letzten im Februar, den ersten im März. Wer sich jetzt zwei Tage lang ausufernde Partys vorstellt, liegt falsch. Burgers Party ist das Skifahren – es ist mehr als eine Passion oder ein Hobby. Denn der Ostschweizer fährt nicht einfach gemütlich vor sich hin, er ist unter den Profis einzureihen. Schon in jungen Jahren hat er jeweils im Winter sein Werkzeug an die Wand gehängt und als ausgebildeter Skilehrer mit Kindern, Frauen und Männern Schwünge geübt – in Graubünden ebenso wie zwei Saisons in Neuseeland an den Hängen des Vulkans Mount Ruapehu auf fast 3000 Metern über Meer.

«Die Stimmungen waren unbeschreiblich», schwärmt er. «Wenn wir für den Sonnenuntergang den Krater hochstiegen und der Himmel in Gelb und Orange leuchtete und der Schnee in zartem Pink und wir runterfuhren, nannten wir es ‹Skiing in the pink snow›.» Gewöhnungsbedürftig sei das alles zuerst schon gewesen: die häufigen Wetterwechsel etwa, der feuchte Schnee, die Sprache. Denn bei seinem ersten Einsatz am anderen Ende der Welt beherrschte der Schreiner nur einige Brocken Englisch. «Ich habe mir alles selber angeeignet.» Zum Skifahren und Skilehrerdasein in der Schweiz gesellte sich das Formationsskifahren. Bruno Burger gehört zum Demoteam «Rookies Davos». Schon zweimal haben sie den Europameistertitel geholt, einmal sind sie Vize-Schweizermeister geworden. Leider musste er da wegen eines gerissenen Kreuzbandes zuschauen. Am Demoskifahren fasziniert ihn die Mischung aus höchster Konzentration, technischem Können und Rhythmus. «Du musst jede Sekunde voll bei der Sache sein, sonst geht es schief.» Bei der Pflichtfahrt erhält das Team die Choreografie im Voraus, fein säuberlich aufgezeichnet. «Zuerst laufen wir die Formation ab, dann üben wir Sequenz um Sequenz, bis jede Bewegung, jeder Schwung verinnerlicht ist. Bei der Kür hingegen ist die Choreografie Teamsache.»

«Die Klassengspändli sagten jeweils zu mir: ‹Du hast heute ja gar nicht richtig Geburtstag.»

Dass sich Bruno Burger gerade überlegt, nach dieser Saison endgültig mit dem Demoskifahren aufzuhören, hat weniger mit den 40 Kerzen auf seiner Torte als mit 2 Knieverletzungen zu tun. Doch die Meisterschaften wird er weiterverfolgen, möglichst live. «Man kennt sich, die verschiedenen Teams sind wie eine grosse Familie geworden mit den Jahren – davon möchte ich mich noch nicht verabschieden.»

Fällt in Zukunft das Training weg, öffnet sich Raum für Neues. Auch, weil ganze Wintersaisons als Skilehrer ebenso der Vergangenheit angehören. Dafür lockt der Sommer, der Sommer in Neuseeland. Vielleicht wird es ja ein verspätetes Geburtstagsgeschenk.

Franziska Hidber

Veröffentlichung: 04. März 2024 / Ausgabe 9/2024

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