Endspurt in der neuen Oase


Hochmotiviert: Jonas Cahenzli nimmt vor Ort die letzten Änderungen vor. Bild: Josephine Kern
Hochmotiviert: Jonas Cahenzli nimmt vor Ort die letzten Änderungen vor. Bild: Josephine Kern
Grossprojekt. In wenigen Tagen wird das ehemalige Gwatt-Zentrum am Thunersee unter dem neuen Namen Deltapark wiedereröffnet. Für die Lernenden der Schreinerei Oesch Innenausbau AG in Steffisburg BE geht damit ein spannendes Grossprojekt zu Ende.
Die Wiedereröffnung des Vitalresorts Deltapark am 14. März in Gwatt BE wird Florian Bähler und Jonas Cahenzli noch lange in Erinnerung bleiben. Vier Monate haben sie und zwei andere Lernende hochmotiviert an der Innenausstattung der neuen Hotelanlage gearbeitet. Von der Empfangstheke über die Bibliothekregale bis hin zu den Wandverbauten gab es diverse Stücke, die angefertigt, bearbeitet und montiert werden mussten. Das Auftragsvolumen war eine Herausforderung für die ganze Schreinerei Oesch Innenausbau AG, wie Geschäftsführer Urs Schmid offenlegt. Neben der Auftragsgrösse war der straffe Zeitplan die grösste Herausforderung. Darum mussten auch die Lernenden kräftig anpacken.
Florian Bähler aus Steffisburg BE befindet sich im 4. Lehrjahr. Für den 19-Jährigen ist es toll, dass er auf der Zielgeraden seiner Lehre noch an einem solchen Grossprojekt mitarbeiten kann. «Natürlich habe ich während meiner Ausbildung bereits bei grösseren Aufträgen mitgeholfen», berichtet er stolz. «Es war aber keiner so umfangreich wie dieser. Ausserdem durfte ich zuvor noch nie so viele Arbeiten selbständig erledigen.» Für Grossaufträge holt sich die Schreinerei jeweils Unterstützung von externen Arbeitern. Diese helfen tage- oder wochenweise am Projekt mit. Es kommt deshalb vor, dass Arbeiten von einer Person angefangen, aber nicht abgeschlossen werden. Florian ist gerade damit beschäftigt, solche Arbeiten fertigzustellen. Es sei aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen immer etwas schwierig, die Arbeit von Externen fortzusetzen, gesteht er mit einem Schmunzeln.
Zwischen Plattenlegern und Gipsern ist Jonas Cahenzli aus Oppligen BE mit Montageleiter Peter Jordi auf der Baustelle. Sie besprechen, welches Element als Nächstes montiert werden soll. In die Tablare der Wandregale wurden LED-Lampen eingelassen. Beim Montieren ist deshalb Vorsicht geboten. Die durch die Tablare gezogenen Stromkabel müssen sorgfältig hinter der Regalrückwand zusammengeführt werden. Für Jonas ist dies allerdings kein Problem. Mit geübten Handgriffen platziert der Lernende im 3. Lehrjahr zusammen mit Peter Jordi die Bretter. Auf die Frage, ob er den enormen Zeitdruck im Alltag spüre, antwortet der 18-Jährige gelassen: «Klar, wir müssen alle vorwärtsmachen, aber für uns Lernende ist der Zeitdruck klein. Wir mussten bis jetzt keine Überstunden machen.» Im Gegensatz zu Jonas hat Florian, dem später die gleiche Frage gestellt wird, den engen Zeitplan durchaus gespürt: «Man merkt den Zeitdruck. Zum Beispiel kommt es schneller zu Fehlern in Vermessungsplänen und Materiallisten.»
Lehrlingsbetreuer Fabian Krebs erklärt die Meinungsverschiedenheit der beiden Lernenden folgendermassen: «Der Zeitdruck war zu Beginn des Projekts sicherlich grösser. Zum Jahresbeginn gab es auf dem Bau allerdings einige Verzögerungen. Da die Maler- und Gipserarbeiten nicht wie geplant beendet wurden, gab es für uns einen Montagestopp. Dieser verschaffte uns etwas mehr Zeit für die Produktion.»
Als Lehrlingsbetreuer ist Fabian Krebs bestrebt, seinen Lernenden neues Wissen zu vermitteln. Mit den Arbeiten, die er ihnen zuteilt, stellt er sie immer wieder vor neue Herausforderungen. Neben Holz wurden im Projekt Deltapark auch andere Materialien verwendet. Für Fabian Krebs war das der interessanteste Aspekt: «Die unterschiedlichen Materialien machen das Projekt sehr vielseitig». Jonas nickt zustimmend. So seien zum Beispiel die Restaurantbänke mit Stoff überzogen und Belichtungselemente in die Regale eingesetzt worden, erzählt er. Auf die Frage, mit welchem Spezialmaterial er am liebsten arbeite, gibt er keine eindeutige Antwort: «Ich mag viele Materialien in Kombination mit Holz. Alu gefällt mir beispielsweise sehr gut, doch richtig kombiniert sieht vieles toll aus.» Welche Arbeiten aussergewöhnlich für sie waren, darüber sind sich Florian und Jonas einig. Normalerweise gibt es in ihrem Lehrbetrieb eher weniger Aufträge, bei denen sie furnieren können. Das Deltaparkprojekt war auch in dieser Hinsicht anders. Florian berichtet: «Bisher konnte ich noch recht selten furnieren. Dieses Mal gab es jedoch viele Furnierarbeiten, wodurch ich meine Fähigkeiten eindeutig verbessern konnte.»
Kurz vor Abschluss des Projekts kristallisieren sich für Florian und Jonas die Aspekte heraus, die ihnen besonders gefallen haben. Florian hat der Auftrag Spass gemacht, trotzdem bevorzugt er eher kleinere Aufträge: «Bei einem solchen Grossprojekt gibt es viele Serienarbeiten. Es ist weniger Individualität bei den einzelnen Stücken vorhanden. Deshalb arbeite ich lieber an einzelnen Möbelstücken. Die finde ich einfach interessanter.»
Auch für Jonas bleibt das Auftragsvolumen am präsentesten: «Im Gegenteil zu kleineren Aufträgen war bei diesem das Ende weniger schnell in Sicht. Wir arbeiteten Tag für Tag an diesem einen Projekt. Das wurde mit der Zeit etwas langweilig, ich mag lieber mehr Abwechslung.» Auf jeden Fall bleibt ihnen der Deltapark in Erinnerung. Mit Stolz können Florian, Jonas und die anderen beiden Lernenden der Schreinerei Oesch auf ihre Mitwirkung am Umbau des Gwatt-Zentrums zurückblicken.
www.deltapark.chVeröffentlichung: 03. März 2016 / Ausgabe 9/2016
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