Er begeistert Kinder fürs Handwerk


Stefan Jäggi (32) arbeitet freiwillig auf der Kinderbaustelle in Frauenfeld mit und hofft auf weitere Helferinnen und Helfer. Bild: Nicole D'Orazio


Stefan Jäggi (32) arbeitet freiwillig auf der Kinderbaustelle in Frauenfeld mit und hofft auf weitere Helferinnen und Helfer. Bild: Nicole D'Orazio
Leute. Sechs Kinder und Jugendliche trotzen der Hitze. Statt in die Badi zu gehen, werken sie an einem Mittwochnachmittag auf der Kinderbaustelle in Frauenfeld TG an ihren Projekten. Zwei Buben tragen eine dicke Mehrschichtplatte zu ihrem Objekt und holen sich Akkuschrauber. «Ich bin gespannt, was sie mit der Platte anstellen wollen», sagt Stefan Jäggi. Er gehört zu den freiwilligen Helfenden, hat die Übersicht über den Bauplatz und hilft den Kleinen bei Bedarf gerne weiter.
«Den Ideen der Besucherinnen und Besucher sind keine Grenzen gesetzt», sagt Jäggi. Die einen erstellen Türme, andere basteln etwas. «Ein Mädchen hat zum Beispiel eine gelbe Ente hergestellt, zwei andere ein Puppenhaus. Diese durften sie natürlich mit nach Hause nehmen.» Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es die Kinderbaustelle Frauenfeld. Eine Gruppe Interessierter gründete einen Verein, die Stadt stellte ein Stück Land zur Verfügung, und verschiedene Bauunternehmen haben Container, Material und Werkzeug gespendet. Kindern und Jugendlichen von sieben Jahren bis zur Oberstufe steht das Angebot gratis zur Verfügung. Jeweils am Mittwochnachmittag und an einem Samstag im Monat ist die Anlage geöffnet – ausser in den Schulferien. Jüngere Kinder sind in Begleitung ebenfalls willkommen. Es gibt zudem einen Sandkasten und eine Feuerstelle, oder sie können malen und basteln.
Stefan Jäggi gehört zum Vorstand und den freiwilligen Helfenden. Der 32-Jährige aus Frauenfeld arbeitet als Fachmonteur bei der Meier Schreinerei AG in Weinfelden TG. Sein Pensum hat er auf 80 Prozent reduziert, um am Mittwochnachmittag auf der Kinderbaustelle anwesend sein zu können. Nach seiner Lehre als Schreiner war er zuerst als Monteur tätig, ehe er fünf Jahre lang Holzleitern hergestellt hat. Dann zog es ihn zurück auf die Baustellen. «Ich bin kein Bankschreiner, sondern mag es, draussen zu sein», erzählt er und lacht. Er findet es toll, mit dem Bus unterwegs zu sein und schöne Möbel an die Kunden auszuliefern oder zu montieren. Derzeit ist er mit dem Umbau eines Kinos in Zürich beschäftigt. «Dorthin fahren wir allerdings mit dem Zug. So entkommen wir dem Stau.» Dem Thurgauer gefällt die Arbeit auf der Kinderbaustelle. Ihm war immer klar, dass er Schreiner werden möchte. Diese Begeisterung möchte er weitergeben. «Die Kleinen kommen hier mit Maschinen und Material in Berührung. Es ist erstaunlich, wie kreativ und furchtlos sie sind und einfach ausprobieren», erzählt er. Akkuschrauber seien sehr beliebt. Die grossen Maschinen dürfen hingegen nur die Erwachsenen benutzen. Damit das Angebot bestehen kann, sucht der Verein dringend helfende Hände. «Das müssen keine Handwerker sein. Gerne Pensionierte und natürlich auch Frauen. Man kann zum Beispiel das Beizli betreuen», sagt Jäggi. Er würde sich wünschen, dass eine lokale Schreinerei ihre Lernenden zur Betreuung zur Verfügung stellt, wie es an anderen Orten gemacht wird. «Für die Lernenden wäre dies ein Mehrwehrt.»
Der Thurgauer hat kürzlich mit einem Freund an der Rallye «Viking Sun» des Superlative Adventure Club teilgenommen. Sie fuhren in einem Chevrolet Blazer von Dänemark über Schweden bis nach Norwegen, um Spenden für ein Herzensprojekt zu sammeln. Ohne digitale Unterstützung. Sie haben für die Kinderbaustelle gesammelt. Über 2000 Franken sind zusammengekommen. «Mit diesen finanzieren wir Seifenkistenbausätze. Darauf freue ich mich.»
nicole d'orazio
Veröffentlichung: 21. Juli 2025 / Ausgabe 29-30/2025
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