Finish im Sport und auf den Möbeln


So präzise Claudio Böckli (30) im Biathlon mit dem Gewehr umgegangen ist, so sorgfältig restauriert er nun alte Möbel. Bild: Barbara Gasser


So präzise Claudio Böckli (30) im Biathlon mit dem Gewehr umgegangen ist, so sorgfältig restauriert er nun alte Möbel. Bild: Barbara Gasser
Ehrgeizig sei er, sagt Claudio Böckli von sich selber. Das galt während seiner Profikarriere als Sportler im Biathlon, und es gilt heute für seine Arbeit als Möbelrestaurator. Mit grösster Sorgfalt behandelt er zum Beispiel die alten, wieder hergerichteten Stücke in der Werkstatt in Seegräben mit Schellack, und zwar so lange, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. Und das ist er erst, wenn alles perfekt ist. Mit derselben Beharrlichkeit hat er sich im Biathlon behauptet. «Ich war zehn Jahre lang Profi und habe alles auf eine Karte gesetzt», sagt der 30-Jährige. Mit 14 Jahren hat er mit Langlauf angefangen beim Skiclub am Bachtel. Der Club bot auch ein Schiesstraining an, von dem Böckli fasziniert war. Der Grundstein für seine sportliche Laufbahn im schweizerischen Biathlon-Nationalteam war gelegt. Vor einem Jahr hat der gelernte Schreiner mit dem Profisport aufgehört, um sich wieder ganz seinem Beruf zu widmen, für den er sich nun ebenso engagiert wie vorher für den Sport. «Dort habe ich gelernt, mich durchzubeis-sen», erklärt er. Seine Entscheidung bereut er nicht. «Klar kribbelt es, wenn ich am Fernsehen Biathlon schaue, aber jetzt gibt es wieder viel Neues zu lernen, und darauf konzentriere ich mich.» Deshalb ist er auch nicht in ein Loch gefallen, nachdem die Olympiade in Sotschi vorbei war, seine letzte grosse sportliche Herausforderung. Für ihn war immer klar, dass danach Schluss sei.
«Dieser Entscheid war ein Prozess. Ich habe alles gegeben, es war eine gute und äusserst intensive Zeit. Die Teilnahme an einer Olympiade ist natürlich gigantisch.» Das sportliche Ziel, auf das Claudio Böckli all die Jahre diszipliniert hingearbeitet hat, ist erreicht. Rückblickend auf seine Zeit als Profisportler sagt er: «Das eine oder andere Rennen vergesse ich lieber. Aufgeben musste ich aber nur ein einziges Mal, und das war aus gesundheitlichen Gründen.»
Nach seiner Rückkehr von Sotschi habe er erst einmal drei Wochen lang gar keinen Sport gemacht. Doch einmal Sportler, immer Sportler. «Jetzt kann ich nach Lust und Laune joggen, velofahren oder im Fitnessstudio trainieren und muss mich nicht mehr an einen strikten Trainingsplan halten.» Auch mit den Langlaufski wird er in Zukunft noch unterwegs sein, das Schiessen verfolgt er nicht weiter. Das Gewehr behält er aber. Es ist eine Anfertigung nach Mass, die viel Geld gekostet hat. «Rund 14 000 Franken habe ich wohl reingesteckt.» Mit dem Gewehr sei es ähnlich wie mit den Skischuhen der Skirennfahrer, man lässt diesen Teil der Ausrüstung nie aus den Augen. Für Claudio Böckli war immer klar, dass er nach seiner Sportkarriere im Schreinerbetrieb seines Vaters einsteigen kann. Dieser ist pensioniert und kümmert sich noch um das Lager, die Ausstellung und den Handel. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder hat Claudio Böckli die Werkstatt Anfang dieses Jahres übernommen. «Ich wusste immer, dass diese Möglichkeit da ist und ich in meinem angestammten Beruf weitermachen kann», sagt Böckli.
Er befinde sich laufend in einem Lernprozess, was das Handwerk betreffe. Zudem hat er eine Ausbildung im Rechnungswesen angefangen, mit dem Ziel, auch jenen Teil der Arbeit zu übernehmen, für den jetzt noch seine Mutter zuständig ist. Und noch etwas Neues kommt auf den 30-Jährigen zu: Er wird Vater. Zusammen mit seiner Freundin, die ihn während der ganzen sportlichen Aktivzeit unterstützt hat, gründet er eine Familie. «Damit beginnt wieder ein neuer Lebensabschnitt, auf den ich mich sehr freue.»
«Klar kribbelt es, wenn ich am Fernsehen Biathlon schaue, aber jetzt gibt es wieder viel Neues zu lernen, und darauf konzentriere ich mich.»
Veröffentlichung: 18. Februar 2015 / Ausgabe 6/2015
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