Fliegen wie ein Vogel


Die Welt aus der Vogelschau zu sehen, fasziniert Jvo Müller (67), hier beim Schulflugzeug der Segelfluggruppe Basel Fricktal. Bild: Cornelia Thürlemann


Die Welt aus der Vogelschau zu sehen, fasziniert Jvo Müller (67), hier beim Schulflugzeug der Segelfluggruppe Basel Fricktal. Bild: Cornelia Thürlemann
Leute. «Beim Segeln ist es ganz still», erzählt Jvo Müller, «man hört nichts, ausser den Funk.» Segelflieger gleiten einen Meter pro Sekunde in die Tiefe und steigen dann mithilfe der Thermik wieder auf, was sich während des Flugs mehrmals wiederholt.
An der Decke des Hangars auf dem Flugplatz Schupfart im Fricktal AG hängt der älteste in der Schweiz zugelassene Segelflieger der Schweiz, die eidottergelbe HB-87. Am Boden steht der erst drei Jahre alte Schulsegelflieger mit zwei Sitzplätzen, dahinter die Motorflugzeuge, mit denen die Segelflieger in die Höhe gezogen werden, um dann den Piloten im Segelflugzeug sich selbst, seiner Flugkunst und der Thermik zu überlassen. «Beim Segeln ist es ganz still», erzählt Jvo Müller, «man hört nichts, ausser den Funk.» Segelflieger gleiten einen Meter pro Sekunde in die Tiefe und steigen dann mithilfe der Thermik wieder auf, was sich während des Flugs mehrmals wiederholt. «Wo es Kumuluswolken hat, hat es Aufwind», sagt der pensionierte Schreinermeister. Segelflieger setzen auf die Natur, auf Sonne und Wind. Sie geniessen zwar den Moment, den Blick in die Weite und die Landschaft, zugleich beobachten sie Wetter, Wolken und Aufwinde, um sich nach oben tragen zu lassen. «Es ist wie früher im Beruf: Segelfliegen heisst, Entscheidungen zu treffen. Das Auf und Ab unseres Fluges gleicht der Zahnung einer Handsäge», erklärt Müller. Zuhinterst im Hangar zeigt er auf ein nigelnagelneues Segelflugzeug, das mit einem Elektromotor ausgerüstet ist und sich selbst in die Höhe tragen kann. «Einmal oben, wird der Motor aber abgeschaltet und nur in Notfällen gebraucht.»
Der 67-jährige Jvo Müller gehört zu den erfahrenen Mitgliedern der Segelfluggruppe Basel Fricktal. 1995 lernte er Segelfliegen und machte das Segelflugbrevet. Der Flugplatz Schupfart liegt direkt vor seiner Haustür. Das Fliegen faszinierte ihn früh. Während seiner Wanderjahre in der Westschweiz lernte er Deltafliegen. Zurück im Fricktal übernahm er mit seinem Bruder die Schreinerei seines Vaters. Nun war es naheliegend, der Segelfluggruppe Basel Fricktal beizutreten. Seit der Pensionierung und dem Verkauf der Schreinerei hat er mehr Zeit, sich seinem Hobby zu widmen – und das tut er mit grosser Hingabe.
Er nimmt an Fluglagern im In- und Ausland teil, oder er verbessert die Ausrüstung des Vereins. «Segelflieger sind Bastler», sagt er lächelnd. Tüfteln, elegante Lösungen für schwierige Aufgaben zu finden, das machte er schon als Schreinermeister gerne. Jedes Vereinsmitglied muss pro Jahr mindestens 30 Arbeitsstunden leisten. So kommt Müllers handwerkliches Geschick auch dem Verein zugute. Kürzlich hat er einen zehn Meter langen Klapptisch gebaut, auf dem die Notfallschirme zusammengefaltet werden. Der Tisch kann mithilfe einer Kurbel sicher und platzsparend unter der Decke versorgt werden. Müller hat auch die Metallschränke im Hangar montiert, in denen die Flugutensilien übersichtlich aufbewahrt werden, und er hat einige Kästen mit Lüftung und Heizung versehen.
Segelfliegen galt als Sport für Wohlhabende. Müller verneint dies. Natürlich koste das Segelfliegen, genauso wie jedes andere Hobby, aber wenn man sich auf eine Tätigkeit konzentriere, könnten sich auch Handwerkerinnen und Handwerker das Segelfliegen leisten. «Gerade sie fehlen in unserem Verein», betont er. Müller würde sich freuen, wenn mehr Handwerksleute dem Verein beitreten würden. Für ihn ist die Segelfluggruppe Basel Fricktal ein Paradies und eine zweite Heimat. Segelfliegen fasziniert ihn wie am ersten Tag. «Am schönsten ist es, wenn man den Eindruck hat, eins mit dem Segelflugzeug zu werden und wie ein Vogel fliegen zu können.»
Veröffentlichung: 12. Mai 2025 / Ausgabe 19/2025
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