Formenkontrast für neue Wohnlichkeit


Bilder: SZ, Andreas Brinkmann Klare, schlichte Formen mit Rundungen, wie diese Modelle von Porada, schaffen den Bezug und auch den Kontrast zu kubischen Formen.


Bilder: SZ, Andreas Brinkmann Klare, schlichte Formen mit Rundungen, wie diese Modelle von Porada, schaffen den Bezug und auch den Kontrast zu kubischen Formen.
SaLone del MObile. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist eine gute Modellstrategie von grösster Wichtigkeit. Die Möbelmesse in Mailand hat vom 14. bis 19. April 2015 gezeigt, was die Branche dieses Jahr bewegt und welche Trends im Einrichtungsbereich bestehen.
Wer dieses Jahr nach Mailand zur Messe fuhr, kam bereits davor an grossen und architektonisch speziellen Bauten vorbei. Die Weltausstellung im Schlussspurt war eine sehr imposante Kulisse, um zu einer der grössten Möbelmessen zu gelangen. Die Hallenstruktur mit den Möbelpräsentationen war glücklicherweise etwas kleiner und übersichtlicher als die der Expo. Dennoch: 152 200 m2 reine Präsentationsfläche und 1504 Aussteller für den Bereich der Wohnmöbel und Wohnaccessoires waren beeindruckende Werte. Am 14. April 2015 öffneten zum 54. Mal die Tore zum Salone del Mobile Milano, und das Interesse war gross. Über 310 000 Menschen aus aller Welt drängten sich während sechs Tagen über die luftig weiten Passagen zu den einzelnen Hallen, um das Neueste aus der Möbelwelt zu sehen.
Parallel zu dieser Messe fanden die Beleuchtungsmesse Euroluce sowie der Salone Ufficio für die Bürowelt statt. Und zum 18. Mal rundete der Salone Satellite mit der Präsentation von 700 Jungdesignern das Programm ab.
Die angespannte Lage am Markt hat zu bewussteren Weiterentwicklungen bewährter Produkte geführt. Linien wurden ergänzt und weitergezogen. Der herrschende Zeitgeist bewirkt dann auch ein gewisses Wiederkehren von Grundformen, die sich behauptet haben, was bei verschiedensten Produzenten ähnliche Formen und Ausführungen zur Folge hat. So haben sich beispielsweise Grundtypen von Sitzmöbeln entwickelt, welche dem Besucher hie und da ein Déjà-vu-Erlebnis bescherten. Die Strategie scheint aber aufzugehen. Gemäss Aussage der Messeleitung in der anschliessenden Pressemitteilung verliefen die Geschäfte zur Zufriedenheit der Aussteller, und man spricht von einer möglichen Erholung des Marktes.
Die Messe in Mailand hat immer wieder Möbelideen hervorgebracht, welche dem Markt Impulse vermittelten. Womit wollen also die Hersteller 2015 überzeugen? Eiche und dunkle Hölzer sind auch bei vielen neuen Kollektionen vorherrschend. Die sonstigen Farben liegen vor allem bei grau-beige-braun (grisch), gedeckteren Pastelltönen oder knallig bunt – Letzteres aber eher als dekorativer Kontrast. Bunte Farben werden als Dekor oder als Hintergrund – Wände, Teppiche und dergleichen – eingesetzt, und die Möbel wirken eher mit ihrer klaren Form. Dort scheinen dafür die kantigen, kubischen Formen fliessenderen Übergängen zu weichen.
Auffallend ist vor allem, dass immer mehr Holz vorkommt. Selbst Polstermöbelhersteller verwenden immer mehr Sichtgestelle mit teilweise aufwendigen Massivholzrahmen und sogar reduzierten Polstern. Das Resultat ist oftmals feiner und beansprucht optisch nicht derart dominant Platz wie kubische Polsterformen. Aber auch Letztere werden immer öfter mit Holzfüssen gezeigt.
Kubische Möbel werden bewusster eingesetzt und mit Dingen ergänzt, die genauso klare Formen haben – aber mit Rundungen. Dieses Wechselspiel ergibt dann eine gewisse Sortimentsspannung und sorgt für ein wohnliches Ambiente. Wenn die farblich eher zurückstehenden Oberflächen in diesen Grisch-Tönen und die warmen Holztöne mit farbigen Accessoires ergänzt werden, entsteht einrichtungsmässig etwas Neues, Persönliches.
In der formalen Ausführung hat sich das, was sich letztes Jahr schon angekündigt hat, weiterentwickelt: Sehr feine Konstruktionen wechseln sich mit eher starken Dimensionen ab. Parallele Rundstäbe und aus gleichmässig dickem Material geschnittene Formen bilden die Grundlage vieler Modelle. Feinere Elemente bestimmen dann den Innenraum oder schliessen das Möbel nach oben hin ab.
Als Gegengewicht zu diesen klaren Formen hat sich ein Angebot an massiv wirkenden und an Werkstattsituationen erinnernden Möbeln etabliert. Diese in die moderne Wohnwelt übertragenen Möbel tragen den Charme eines Lofts und erinnern an die Suche nach Ursprünglichem, Urwüchsigem. Gerade Dinge, die schlicht aussehen, können durchaus handwerklich anspruchsvoll sein.
Mailand ist aber auch der Ort, an dem Marken zelebriert werden. Und so gibt es verschiedene Automarken und Modelabels, die – zusammen mit ihrem eigentlichen Produkt – eine eigene Möbelkollektion präsentieren. Das schafft eine zusätzliche Möglichkeit der Verbindung zu einer Marke. Es erinnert aber auch daran, dass Möbel nicht einfach eine isolierte Produktschiene sind, sondern dem gleichen Zeitgeist unterliegen wie alles andere auch.
www.porada.itwww.swanitaly.comwww.lemamobili.comwww.rolf-benz.comwww.woodnotes.fiwww.riva1920.it
Veröffentlichung: 30. April 2015 / Ausgabe 18/2015
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