Fugenabdichtungen vom Profi

Sauber ausgeführte Dichtfugen runden die gelungene Arbeit des Schreiners ab, auch wenn es selten seine liebste Tätigkeit ist. Bild: Sven Bürki

Fugen.  Das abschliessende Abdichten der Anschlussfugen ist für so manchen Handwerker nur ein notwendiges Übel nach der eigentlichen Arbeit. Für Daniel Rihs ist das Fugen und Abdichten hingegen täglich Brot. Wie sein Arbeitsalltag aussieht, erzählt der Fugenspezialist im Interview.

Auch beim Fugen trifft die Redewendung zu: Übung macht den Meister. Für den Schreiner wird dieser Meistertitel aber weniger ein Ziel sein, denn sein Spezialgebiet liegt bekanntlich woanders. Natürlich lohnt es sich trotzdem, sich damit zu befassen. Denn bei vielen Schreinerarbeiten gilt es, abschliessend eine Fuge oder einen Spalt zu füllen, damit das Eindringen von Wasser, Luft, Staub oder Schmutz verhindert oder die Bewegung zweier angrenzender Bauteile ausgeglichen werden kann. Für Handwerker, die ihr Wissen vertiefen wollen, bieten Dichtstoffhersteller wie etwa Würth oder Gyso praxisorientierte Kurse und Seminare an. Auch beim Bildungszentrum Polybau, der Bildungsstätte für das Berufsfeld Gebäudehülle, kann ein entsprechender Fachkurs besucht werden.

Toll, ein anderer machts

Und wer beim Thema Kittfugen schon denkt: «Kann das nicht jemand anders machen?», hat durchaus die Möglichkeit, die abschliessenden Fugenarbeiten auswärts zu vergeben. So finden sich diverse spezialisierte Anbieter in diesem Bereich. Einer davon ist Daniel Rihs aus Biberist SO. Er hat sich ganz den Fugenabdichtungen verschrieben und sich auf diesem Gebiet selbstständig gemacht. Im nachfolgenden Interview gibt der Fugenspezialist einen Einblick in seinen Berufsalltag.

 

Schreinerzeitung: Herr Rihs, gleich vorab die wichtigste Frage: Wie schneidet der Schreiner im Vergleich zu anderen Handwerkern ab, wenn es um schöne Dichtungsfugen geht?

Daniel Rihs: Der Schreiner arbeitet generell präzise, was sich im Allgemeinen auch bei den Fugen zeigt. Aus meiner Sicht gehört der Schreiner zu der Gruppe der Handwerker, die sich mit ihren Fugen nicht verstecken müssen.

Kommt da noch ein Aber?

Ja, aber nur ein kleines. Denn oft ist der Schreiner dafür nicht der Schnellste. Bei einer einzelnen Küche und zwei bis drei Metern Fuge fällt das natürlich kaum ins Gewicht. Aber wenn es um 50, 60 oder auch 100 Laufmeter Fugen geht, wird er schnell einmal drei Arbeitstage beschäftigt sein.

Das geht demnach schneller?

Durchaus. Eine Person, die sich auf diesem Gebiet spezialisiert hat, rechnet für die 100 Meter wahrscheinlich eher mit einem Tag Arbeit.

Apropos «spezialisiert auf diesem Gebiet»: Sie haben sich ganz dem Bereich der Fugenabdichtungen verschrieben. Wie kam es dazu?

Eigentlich bin ich gelernter Metallbauer. Nach meiner Ausbildung bin ich über meinen Stiefvater aber schnell einmal mit dem Fugen und Abdichten in Kontakt gekommen. Die Arbeit und die Abwechslung dabei gefallen mir.

2013 haben Sie sich mit Ihrem Fachbetrieb Fugen Rihs selbstständig gemacht. Wie sehen da Ihre Einsatzgebiete aus?

Ich arbeite überall dort, wo es Fugen braucht. Das können Abschlussfugen in Küche und Badezimmer sein, bei Türen und Fenstern, aber auch Fassadenabdichtungen und Dehnungsfugen an der Gebäudehülle oder bei Bauwerken wie etwa Brücken. Auch beim Innenausbau von Zügen bin ich gelegentlich gefragt.

Dementsprechend vielfältig wird auch Ihr Kundenstamm sein?

Ja genau, von Privatkunden über Architekten bis zu Generalunternehmen oder anderen Handwerkern ist eigentlich alles dabei. Oft sind es etwa die Fliesen- oder Bodenleger, die auf mich zukommen.

Einfamilienhaus oder Grossbaustelle, was ist Ihnen lieber?

Aufträge, die mich über mehrere Wochen blockieren, mag ich nicht. Bei meinen grösseren Aufträgen habe ich aber durchaus einige Tage zu tun, was völlig in Ordnung ist.

Gibt es einen Auftrag, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es sicher einige. Da sind etwa das Café Felix in Zürich und das Burgerspital in Bern. Oder auch eine Villa in Feldbrunnen. Da wurde ein Treppengeländer montiert, das alleine schon fast eine Million gekostet hat. Ich musste da unzählige einzelne Stäbe rundum abfugen. Eigentlich keine schöne Arbeit, aber am Ende hat es eben doch richtig toll ausgesehen.

Ist bei einem Auftrag auch schon mal etwas schiefgelaufen?

Das ist leider auch schon vorgekommen, ja. Als ich noch angestellt war, sollten wir damals Abschlussfugen an pulverbeschichteten Metallelementen in einer Grossmetz-gerei machen. Der Hersteller hat uns ein spezielles Silikon für den Lebensmittel- bereich empfohlen. Als ich gesehen habe, dass dieses auf Essig-Basis war, habe ich noch nachgefragt, ob da nicht die Gefahr bestehe, dass der Untergrund zu rosten beginnt. Nachdem mir der Hersteller versichert hat, dass dies nicht passieren kann, habe ich entgegen meinem Bauchgefühl das empfohlene Produkt genommen. Natürlich hat sich am Ende dann doch Rost gebildet.

Wofür aber der Silikon-Hersteller mit seiner Empfehlung verantwortlich war?

In der Theorie ja, aber ich habe mir seine Aussage leider nicht schriftlich geben lassen. Deshalb bin ich als ausführende Fachperson am Ende haftbar für die Produkte, die ich verarbeite. Die Angaben der Hersteller sind letztendlich eben nur unverbindliche Empfehlungen.

Wie gehen Sie heute in solchen Situationen vor?

Ich vertraue auf mein Wissen, und wenn ich mir nicht sicher bin, lasse ich mir eine Empfehlung schriftlich geben. Will mir niemand verbindlich bestätigen, dass das Produkt geeignet ist, nehme ich den Auftrag nicht an.

Ist das schon vorgekommen?

Ja, das kommt vor. Vor einigen Jahren hätte ich etwa bei der Glasfassade der UBS-Filiale in Albisrieden rund 5000 Meter Fugen ersetzen können. Allerdings wollte mir niemand schriftlich bestätigen, dass das Silikon für das Glas geeignet ist. Deshalb habe ich den Auftrag nicht angenommen.

Das müssen Sie nun aber erklären.

Glas zeichnet sich doch besonders durch die chemische Beständigkeit aus.

Warum sollte es ausgerechnet bei diesem Material zu Problemen kommen?

Auf der Fläche und generell bei Glas als reinem Material kann auch kaum etwas passieren. Bei einem Isolier- oder Sicherheitsglas mit einem Glasverbund sieht es allerdings etwas anders aus. Denn da besteht das Risiko, dass das Silikon die Verbundfolie angreift und dass dadurch nach einer gewissen Zeit die ganze Scheibe matt wird. Die Gefahr besteht etwa bei Festverglasungen, wenn der Raum zwischen Rahmen und Glas vollständig mit Silikon gefüllt wird. Ich sehe jedoch immer wieder, dass dies viele nicht wissen – auch viele Fugenspezialisten nicht.

Wie kann man sicherstellen, dass man am Ende nicht vor einer Glasfassade mit matten Scheiben steht?

Man sollte sich unbedingt beim Glashersteller informieren, welches Silikon im Kontakt mit der Verbundfolie unbedenklich ist. Und, wie ich zuvor schon gesagt habe, sich das Ganze schriftlich geben lassen. Denn hier geht es schnell einmal um riesige Schadenssummen.

Beobachten Sie allgemein bestimmte Fehler, die beim Fugen immer wieder gemacht werden?

Oftmals werden die Oberflächen einfach nicht sauber geputzt oder der Staub in den Fugen wird vorgängig nicht entfernt. Darunter leidet natürlich die Haftung der Dichtmasse.

Ihre Tipps zur Reinigung?

Ich arbeite hier gerne mit einem feuchten Mikrofasertuch. Damit lässt sich der Staub sehr effektiv aus der Fuge holen. Zum Reinigen verwende ich vorwiegend Reinigungsalkohol. Das funktioniert auf den allermeisten Oberflächen problemlos.

Wann sollte der Untergrund mit einem Primer behandelt werden?

Das Primern macht vor allem bei Beton oder ähnlichen Untergründen Sinn. Denn da wird sich immer etwas Staub lösen, egal wie gut geputzt wurde. Der Primer bindet die losen Partikel. Bei glatten Oberflächen kann man es sich in den meisten Fällen schenken, sofern sauber geputzt wird.

Thema Abkleben: unnötiger Zeitaufwand oder für eine saubere Arbeit durchaus sinnvoll?

Es gibt Situationen, in denen ich auf das Abkleben verzichte, weil es da sehr aufwendig oder kompliziert wäre. Aber wenn möglich, klebe ich immer ab. Die Zeit hole ich am Ende wieder rein, da in der Regel die Reinigung der Oberflächen entfällt. In vielen Fällen wird die Arbeit auch einfach sauberer. Ein Klassiker sind zum Beispiel Anschlüsse bei Kunststofffenstern. Wird nicht abgeklebt, bleibt in den Rillen der zusammengeschweissten Stösse oft etwas Silikon hängen, was mich persönlich stören würde.

Dann ziehen Sie Fugen trocken ab?

Wenn ich beide Seiten abgedeckt habe, dann ziehe ich hauptsächlich trocken ab, ja. Am Ende nehme ich dann schon etwas Glättmittel, aber das erste Abziehen ist in der Regel trocken. Auf einigen Untergründen ist der Einsatz von Glättmittel generell heikel, etwa auf Parkett, einer Trockenputzwand oder auf ähnlichen offenporigen Oberflächen.

Apropos Fugen abziehen: Wie gelingt dies zufriedenstellend in speziellen Situationen mit wenig Platz?

Zum Beispiel hinter einer Armatur.

Diese Stellen sind etwa mit einem Sperrholzstreifen gut zu erreichen. Generell nutze ich lieber solche Sperrholzabschnitte zum Abziehen als die Glättspachtel aus Gummi. Diese sind oft so klein, dass man früher oder später Silikon an den Fingern hat. Die Holzstreifen habe ich mir mal von einem Schreiner richten lassen.

Und das Fugenprofil passen Sie jeweils individuell an?

Ja, genau. Die passende Form und Grösse des Profils schleife ich mir jeweils mit dem Handschleifklotz zurecht.

Damit ist das Abziehen an beengten Stellen geklärt. Gehen wir aber noch einen Schritt zurück. Wie kommt man denn mit der Kartuschenpresse am besten an diese Stellen heran?

Inzwischen gibt es eine breite Auswahl an langen oder abgewinkelten Düsen sowie Verlängerungen auf dem Markt. Damit sind die meisten Stellen gut erreichbar. Mit einem Feuerzeug können die normalen Düsen aber auch verformt oder zusammengeschweisst werden. Dadurch lassen sich Verlängerungen oder Winkeldüsen ganz einfach selbst herstellen.

Gab schon Situationen, in denen auch solche Verlängerungen oder Winkeldüsen nichts gebracht haben?

Ich musste mal eine Fuge neben einem Liftschacht und über vier Stockwerke machen. Die Nische war 1,5 Meter tief und nur gut 15 Zentimeter breit. Da kam ich auch mit der längsten Silikondüse nicht weit. Mit einem an die Kartusche geschweissten Elektrorohr konnte ich die Fuge dann füllen. Und wenn es gar nicht anders geht, habe ich die Silikonmasse auch schon mit einem Spachtel in die Fuge gedrückt. Das funktioniert gut, solange es nur ein kleines Stück ist.

Machen wir thematisch einen Sprung von der Verarbeitung hin zu einer fertigen Silikonfuge in einem Badezimmer. Vorausgesetzt, die Fuge wurde fachlich korrekt gemacht, von welcher Lebensdauer kann man hier ausgehen?

Das kommt sehr stark auf die Belastung an, der die Fuge ausgesetzt ist. Das können 20 Jahre sein, aber auch nur zwei Jahre. In einem Fitnessstudio wird sie beispielsweise viel stärker belastet als in einem privaten Haushalt. Deshalb sollte einfach reagiert werden, sobald die Fuge kaputt oder nicht mehr schön ist. Eine Erneuerung in festgelegten Zeitabständen ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll.

Kann man die Lebensdauer mit der richtigen Pflege verlängern?

Verlängern ist kaum möglich. Aber falsche Pflege kann die Lebensdauer sicher ver- kürzen. So sollte man die Fugen nicht mit einem abrasiven Schwamm reinigen. Die Oberfläche wird dadurch aufgeraut und Wasser, Seife und Schmutz können sich leichter ablagern. So entsteht schneller Schimmel.

Schimmel scheint bei Fugen im Nassbereich generell ein Dauerthema zu sein. Abgesehen von weichen Reinigungsutensilien: Was kann dagegen unternommen werden?

Wenn die Dusche oder das Badezimmer gross genug ist, die Luft zirkulieren kann und ein regelmässiger Luftaustausch stattfindet, sollte es eigentlich nicht zu Schimmel kommen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Fugen nach dem Duschen auch trockenwischen.

Kann die Schimmelbildung auch mit der Wahl des Silikons verzögert oder verhindert werden?

Es gibt spezielle Silikone, mit denen die Schimmelbildung nicht möglich sein soll. Meiner Erfahrung nach können das aber auch diese Produkte nicht verhindern.

Im Beispiel eines Nassbereiches in einem Fitnessstudio hat sich der Schimmel einfach einen Monat später gebildet als mit dem herkömmlichen Silikon. Und dies, obwohl mir der Hersteller versichert hat, dass dies nicht passieren kann. In solch hochfrequentierten Bereichen würde ich daher möglichst dunkle oder gar schwarze Fliesen und Fugen wählen, damit man den Schimmel nicht so gut sieht. Regelmässiges Lüften und Reinigen sowie das Abtrocknen der Fugen sind aber sicher die besten Massnahmen zur Vorbeugung.

 

Zur Person

Daniel Rihs ist gelernter Metallbauer und blickt auf rund 25 Jahre Erfahrung im Fugenbereich zurück. Nach seiner Lehrzeit arbeitete er unter anderem 13 Jahre lang bei der auf Bauabdichtungen und Spenglerarbeiten spezialisierten Isotech Biel-Seeland AG in Studen BE – fünf davon als Bauführer. Unter dem Namen Fugen Rihs machte er sich 2013 selbstständig und bietet seither Dienstleistungen in den Bereichen Fugenabdichtungen, Dichtbänder, Flüssigkunststoffabdichtungen sowie Brandschutz- abschottungen an.

 

www.fugenrihs.ch

Sven Bürki, sb

Veröffentlichung: 31. Juli 2025 / Ausgabe 31-32/2025

Artikel zum Thema

31. Juli 2025

Lichtspiele im Bad

Licht.  Wie entstehen Badmöbel, die mit stimmungsvollem Licht und funktionalem Design überzeugen? Durch Präzision, LED-Technik und nachhaltige Fertigung, wie zwei Beispiele aus der Praxis zeigen.

mehr
30. Januar 2025

Stark muss nicht dick bedeuten

Nassraum-Platten.  Dünn, aber in vielem fest und widerstandsfähig, werden HPL-Platten vermehrt auch für konstruktive Elemente verwendet. Ihre enorme Widerstandsfähigkeit eignet sich auch hervorragend im Badezimmerbereich. Konkurrenz kommt seitens der Keramikplatten.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Badezimmer