Lichtspiele im Bad


Spiegelschränke lassen sich unterschiedlich beleuchten – hier direkt durch das Glas. Bild: Michi Läuchli
Spiegelschränke lassen sich unterschiedlich beleuchten – hier direkt durch das Glas. Bild: Michi Läuchli
Licht. Wie entstehen Badmöbel, die mit stimmungsvollem Licht und funktionalem Design überzeugen? Durch Präzision, LED-Technik und nachhaltige Fertigung, wie zwei Beispiele aus der Praxis zeigen.
Längst ist das Badezimmer nicht mehr nur ein Ort für die Körperpflege und Hygiene, es dient ebenso der Entspannung und hilft, das passende Erscheinungsbild für jeden Anlass zu schaffen – demzufolge eine Umgebung, in der man sich wohlfühlen möchte. Licht spielt dabei eine zentrale Rolle: Es dient nicht nur dem Sehen, sondern beeinflusst auch die Stimmung und das Wohlbefinden. Die richtige Beleuchtung trägt somit zu Gesundheit und Lebensqualität bei.
Um den Anforderungen gerecht zu werden, sollte das Bad im besten Fall mit drei verschiedenen Lichtstimmungen versehen sein: zuerst einem Grundlicht, das für eine ge- nügende und gleichmässige Raumausleuch- tung sorgt. Dies übernimmt üblicherweise eine Deckenleuchte. Das Akzentlicht schafft eine gemütliche Atmosphäre und trägt zur Entspannung bei. Für praktische Aufgaben wie das Zähneputzen, Schminken oder Rasieren ist ein Funktionslicht, das sich neben oder über dem Spiegel befindet, klug.Der LED-Technik mit ihrer riesigen Bandbreite an Variationen ist es zu verdanken, dass sich mit Licht heute enorm vielfältig gestalten und auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse eingehen lässt. Die kompakten Bauteile erlauben eine Beleuchtung an Stellen, wo das früher nicht oder nur schwer möglich war. Die lichtemittierenden Dioden bieten Schreinern die Möglichkeit, sich bei der Möbelgestaltung nicht nur auf Funk- tion, Form und Material zu konzentrieren, sondern diese eben auch mit LED hervor-zuheben und optimal in Szene zu setzen. Durch einstellbare Lichtfarben, Lichtintensitäten sowie Lichtzonen wird zusätzliche Flexibilität bei der Badezimmerbeleuchtung geschaffen. Das geschieht mittels Fernbedienung, der Bedienung direkt im Schrank oder eines Wandtasters.
Die Umsetzung ist jedoch anspruchsvoll: Zum einen müssen die eingesetzten Komponenten IP-geschützt (zum Beispiel spritzwassergeschützt), zum anderen aber auch systemgeprüft sein, damit sämtliche Komponenten miteinander die sicherheits- und funktionsrelevanten Vorgaben erfüllen.
Doch wie sieht es in der Praxis mit der Farbanpassung und variablen Lichtstimmung im Badezimmer aus? «Das Dimmen der Beleuchtung ist im Bad ein grosses Thema, das Anpassen der Lichtfarbe hingegen eher eine Spielerei oder ein Verkaufsargument – nur wenige ändern sie im Alltag wirklich», sagt Christof Hess, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter der Badmöbel- Abteilung innerhalb der Loosli Gruppe. Die Firma im bernischen Wyssachen produziert mehrere Tausend Badmöbel im Jahr, die ausschliesslich über den Fachhandel verkauft werden. Zudem werden im 160- Mann-Betrieb auch Einbauschränke, Küchen, Innenausbauten und Halbfabrikate hergestellt.
«Manchmal schicken Fachhändler Kundinnen und Kunden direkt zu uns, wenn es um Spezialanfertigungen geht. Es kommt auch vor, dass Interessierte von sich aus unseren Showroom besuchen», sagt Hess. Während bewährte Designlinien über viele Jahre im Sortiment sind, werden auch regelmässig neue Designs von Badmöbeln und Spiegelschränken eingeführt. «Wir entwickeln Vorschläge für neue Modelle und beobachten, wie sie vom Handel angenommen werden.» Inspiration holt sich das Unternehmen auf internationalen Messen wie der Möbelmesse in Mailand oder der ISH in Frankfurt.
Die Schreinerei führt zwei Dutzend verschiedene Linien in ihrem Sortiment, die sich in Gestaltung, Beleuchtung und Montagemöglichkeiten unterscheiden. Standardmässig sind die Badmöbel mit einem neutralweissen Lichtband von 4000 Kelvin ausgestattet, ausserdem entsprechen sie der Schutzklasse IP24, womit sie gegen Spritzwasser und das Eindringen von Fremdkörpern bis 12,5 mm Durchmesser geschützt sind. Optional können Kundinnen und Kunden auch eine Funktion wählen, mit der sich die Lichtfarbe per Fernbedienung oder einem im Schrank integrierten Steuerkästchen verändern lässt.
Wie das Licht im Schrank scheint, sei eine wichtige Frage. «Viele Kundinnen und Kunden schätzen die integrierte Beleuchtung direkt durch das Spiegelglas. Diese sorgt jedoch nicht für eine vollständige Raumausleuchtung», betont Hess. Ob die Beleuchtung auch als Hauptlichtquelle genügt, hängt von mehreren Faktoren ab – etwa von der Raumgrösse, dem Grundriss und zusätzlichen Lichtquellen. Auch die Farbe des Wandbelages oder des restlichen Interieurs beeinflusst die Lichtwirkung merklich. Viele Spiegelschränke verfügen zudem über eine indirekte Beleuchtung zum Waschbecken hin, die sich als sogenanntes Nachtlicht separat schalten lässt. Das erweise sich als praktisch und finde bei Kunden grossen Anklang.
Nach dem vollautomatischen Zuschnitt werden die Badmöbelteile bekantet, auf der integrierten CNC-Maschine werden die nötigen Topfbandbohrungen, Rückwandnuten oder Ausschnitte erzeugt, und anschliessend werden noch die Dübel eingeschossen. Dann gelangen die Komponenten kommissionsweise in die Badmöbelabteilung, wo für jeden Arbeitsschritt spezifische Arbeitsplätze eingerichtet sind. An der ersten Station erhalten manche Teile exklusive Bearbeitungen. Danach werden sie in einer stationären Korpuspresse zu einem stabilen Korpus verleimt, mit der Rückwand verbunden und mit Aufhängebeschlägen ausgestattet. An der nächsten Arbeitsstation werden die Spiegelschränke verkabelt, also mit einer standardmässigen Doppelsteckdose, einem Konverter sowie den entsprechenden Lichtbändern versehen. «Spiegelschränke, die eine Hauptbeleuchtung und eine indirekte Beleuchtung haben, liefern wir gewöhnlich so aus, dass beide Lichtquellen gemeinsam geschaltet werden», sagt Hess. Das lässt sich aber auf Wunsch auch umstellen.
Für die Montage der LED-Beleuchtung und der notwendigen elektronischen Komponenten sind zwei speziell eingerichtete Arbeitsplätze vorgesehen. «Einen Teil der Leuchten beziehen wir fixfertig und müssen diese nur noch montieren und anschliessen. Andere fertigen wir komplett selbst – das hängt vom jeweiligen Modell und der LED-Bandlänge ab», sagt Reto Fuhrer, Teamleiter der Spiegelschrankproduktion. Die Konfektionierung der LED-Leuchten erfolgt direkt gegenüber: Dort werden Aluminiumprofile, Abdeckungen, LED-Bänder und Konverter aus dem Lager entnommen und verarbeitet. Die Konverter werden bis auf wenige Ausnahmen anhand der LED-Länge bestimmt. Bei der Stromversorgung werden nur noch 24-Volt-Leuchten verwendet, wie Fuhrer deutlich macht: «In der Küchenbeleuchtung gibt es vereinzelt noch 12-Volt-Leuchten. Im Badbereich ist das bei uns aber gar kein Thema mehr.» Sind alle Komponenten vorbereitet, wird das LED-Band eingeklebt, der Anschluss verlötet und die Funktionalität geprüft. Anschliessend erfolgt der Einbau kommis- sionsweise am dafür vorgesehenen Arbeitsplatz. An der letzten Station werden die Spiegelschränke sorgfältig gereinigt, mit Tablaren, Spiegeltüren und dem Montagematerial ausgestattet und schliesslich in passgenauen Kartonverpackungen für den Transport vorbereitet.
Bei der Produktion erhalten alle Möbel Etiketten mit Auftragsnummer, Typennummer sowie dem Produktionsdatum. Überdies werden die Möbel nach einem intern geschaffenen Nachhaltigkeitsindex bewertet und dementsprechend etikettiert. «Wir können die Produktion aktuell bis zu 20 Jahre zurückverfolgen und gegebenenfalls Ersatzteile liefern», sagt Hess.
Badmöbel und Spiegelschränke gehören auch zum Portfolio der Schreinerei Hunziker Affolter AG in Sutz BE. Im Rahmen eines umfassenden Umbaus konnte der Betrieb kürzlich die Schreinerarbeiten und die Produktion der Badezimmermöbel übernehmen. Bei der Gestaltung liess der Architekt der Firma freie Hand. Dem Kunden habe man erste Ideen präsentiert und gezeigt, welche Lösungen möglich seien. «Anhand von Zeichnungen und bereits realisierten Projekten haben wir das Badmöbel schliesslich gemeinsam entwickelt», sagt Stephan Affolter, Geschäftsinhaber der Hunziker Affolter AG.
Entstanden ist ein aufgesetzter Spiegel mit einem umlaufenden Rahmen aus Eiche. In diesen wurde ein LED-Band eingelassen, das nun sanft auf den Spiegel scheint, sodass eine elegante Wirkung entsteht. Durch die Vormauerung wirkt das Ganze so, als wäre der Rahmen direkt in die Wand eingelassen. «Ursprünglich sollte der beleuchtete Rahmen als Grundbeleuchtung dienen. Da der Raum jedoch relativ gross ist, wurden im Badezimmer zusätzliche Beleuchtungen eingeplant.»
Die Rahmenteile wurden in der Werkstatt zugeschnitten und vorbereitet. Das LED-Band sei montagefertig konfektioniert und schliesslich auf der Baustelle eingebaut worden. Das Vorschaltgerät sitzt hinter dem Spiegel in einer Wandaussparung. Die warmweisse Beleuchtung von 2700 Kelvin ist über einen Wandtaster stufenlos dimmbar. Auf verstellbare Farbtemperatur habe man bewusst verzichtet, da der Kunde dies nicht gewünscht habe. «Das brauchen wir sehr selten», sagt Affolter. «Meistens setzen wir auf eine Beleuchtung mit einer warmweissen Lichtfarbe.»
Licht sei in der Schreinerei ein immer wichtigeres Thema. «Gerade bei Schränken steigt die Nachfrage stark. Häufig werden dunklere Grundelemente mit sensorgesteuerter Beleuchtung kombiniert.» Auch bei Badmöbeln und Spiegeln sei ein klarer Trend spürbar: «Immer mehr Kunden wünschen sich Lichtlösungen direkt im Möbel – das war früher deutlich seltener der Fall.»
Veröffentlichung: 31. Juli 2025 / Ausgabe 31-32/2025
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