Glas hoch drei

Vom Zubehör für das Basteln mit Glas bis hin zur Produktionsstrasse von Flachglas zeigt die Glasstec die ganze Bandbreite rund um das Material. Bild: Messe Düsseldorf GmbH

Glasstec.  Vom 21. bis 24. Oktober 2014 drehte sich an der Glasstec in Düsseldorf wieder alles um das Material Glas und sein Zubehör. Und das ist inzwischen eine ganze Menge. So waren die Zusatzfunktionen ein wichtiges Thema nicht nur bei den zahlreichen Vorträgen.

An der Glasstec dreht sich natürlich alles um Glas und das, was dazugehört. Doch Letzteres wird immer varianten-, und damit zahlreicher. Gläser sind Funktionsschichten, je nach Bedarf und Anwendung. Technische Besonderheiten gehen Hand in Hand mit dekorativen Varianten und schaffen so schier unbegrenzte Möglichkeiten für den Einsatz von Glas in Design und Architektur. Zwar ist die Transparenz des Werkstoffs nach wie vor ein gewichtiger Aspekt auch für neue Produkte im Isolierglasbereich, doch für die vielschichtigen Anwendun-gen sind mittlerweile die Zusatzfunktionen wichtig. Der Wettlauf um die intelligentesten Produkte, die möglichst viele Aspekte in sich vereinen, scheint längst zu laufen.

Das Know-how bei der Herstellung und den Veredelungstechniken ist hier ausschlaggebend. Zum Beispiel schaltbare Gläser: Auf Knopfdruck zu transformieren, können diese auch als strahlende Mediengläser aufgerüstet sein oder in hauchdünner Ausführung als Displays eingesetzt werden. Der spanische Hersteller Dreamglassgroup etwa zeigte grossformatige, segmentiert schaltbare Gläser. Mittels einer Steuerung lassen sich einzelne Bereiche der Scheibe separat schalten.

Oder die Integration von Photovoltaik-Elementen in die Fassade. Neben der Effizenz und einem ansprechenden Design gilt es hier auch technische Knackpunkte zu lösen, vor allem, wenn solche Elemente vereinzelt integriert werden sollen.

Trends für Handwerker

Für den Schreiner interessanter sind wohl auch die Trends zum täglichen Anfassen, als Ideen der Architektur für besondere Objekte. Hier fiel auf, dass die Beschläge zurückhaltender werden. Sie sind feiner, dem Material entsprechender konstruiert und: Ihre Funktionalität steht denen von Beschlägen für Holz in nichts mehr nach. Absenkdichtungen für Glastüren, die kaum stärker sind als das Glas selbst, oder Schiebetürbeschläge, deren geräuscharme und leichte Bewegung man sonst eher von Möbelbeschlägen kennt. Ein Foto oder eine individuelle Grafik in einer grossformatigen Scheibe mit einem 3D-Effekt illuminiert wiedergeben? Mittels Lasertechnik in riesigen Dimensionen fast schon Standard.

Will man andere Effekte und Funktionalitäten, stehen Digital- und Siebdruckverfahren in noch nie dagewesenen Abmessungen zur Verfügung. Und auch die Integration von LED in Gläser ist weitergekommen. Zunächst als einzelne Lichtpunkte realisiert, stehen Anwendungen ins Haus, bei denen das Glas flächig zu leuchten scheint. Doch das wird sicher an der nächsten Glasstec zu sehen sein.

www.glasstec.de

Glastüren dicht gemacht

Gleich zwei Neuheiten zeigte die Planet GDZ AG für dichte Glastüren. Beide warten mit einer maximalen Dichtungshöhe von 16 mm auf und haben einen Schalldämmwert von 48 dB bei 7 mm Luftabstand. Für Dreh- und Schiebetüren einsetzbar, werden beide «Planet»-Modelle klebend befestigt. Besonders elegant, weil nur um insgesamt 3,5 mm stärker als eine 8 mm Glastür, ist der «KG-F8». Insgesamt 48 mm hoch, ist die Türhöhe bei der Glasbestellung um 28 mm zu verringern.

Ein Vorteil beim «KG-S»-Modell ist durch das Aufkleben die einfache Nachrüstbarkeit von Glastüren, ohne diese kürzen zu müssen.

www.planet.ag

Länger schön duschen

Glas und Wasser passen gut zusammen. Duschabtrennungen als Spritzschutz sind beliebt. Doch nach einiger Zeit wird auch ein modernes Float-Glas stumpf, denn kleine Verkratzungen führen langfristig zu Kalk- und Schmutzablagerungen. Mit der Beschichtung «Duraclear» bleibt die Glasoberfläche glatt und erhält seine Brillanz über Jahre, verspricht der Hersteller Glas Trösch, denn die Versiegelung beugt der Glaskorrosion und Alterung vor. Die Beschichtung wird im Hochvakuum-Magnetron-Verfahren aufgetragen. Dabei verschmilzt die hauchdünne Beschichtung unlösbar mit dem Basisglas. Das Glas ist damit widerstandsfähig gegen chemische, thermische und mechanische Einflüsse. Mit seiner dauerhaft glatten Oberfläche sichert die Beschichtung für das Funktionsglas die Korrosionsbeständigkeit sowie eine hohe Lebensdauer.

www.glastroesch.ch

Laser und Licht als Einheit

Das Gravieren von Glas mittels Lasern ist nicht neu. Werden die inneren Flächen einer Verbundscheibe gelasert und kommt Licht mit ins Spiel, können so dreidimensionale Effekte erzeugt werden, während die äusseren Flächen davon unberührt bleiben. Die Isophon Glas GmbH betreibt nach eigenen Angaben die weltweit grösste solcher Laseranlagen. Auf dem Bearbeitungszentrum können Scheiben mit 4 × 10 m gelasert werden. Die Motive sind dabei frei wählbar. Auch ein zweidimensionales Foto kann mit 3D-Effekt ins Glas gebracht werden. Zusammen mit einer Beleuchtung über die Glaskante können so überraschende visuelle Effekte erzielt werden. Auch Isolierglasscheiben können so bearbeitet werden. Weiter ist das Lasern an der Glasoberfläche auch interessant, um eine Rutschhemmung zu erzielen. Die Oberfläche soll durch die Laser-Bearbeitung unempfindlicher gegen Schmutz und Fingerabdrücke werden.

www.isophonglas.de

Unterdruckhelfer

«Vaku-Quick» nennt das Unternehmen Glascotec den neuen Montagehelfer zum Ausrichten von Glaszwischenwänden für das saubere Anbringen von Silikonfugen, auch bei Eckverglasungen. Zwei Vakuumstempel werden dabei angesetzt und mittels Stellschrauben kann die Fuge exakt justiert werden. Silikon anbringen, einen Einwegwinkel aus Aluminium anbringen, Saugstempel abnehmen, fertig. Ganz ähnlich funktioniert auch ein Montagesystem mit rechtwinkligen Saugwinkeln, was den Aufbau allein auch bei langen Teilen deutlich erleichtert. Eine weitere Neuheit war ein Auflagepuffer für Glasplatten. Aus festem Gummi auf Edelstahl mit 8 mm Durchmesser gefertigt, sind diese Puffer und Abstandhalter auch bei grosser Belastung form- und lichtbeständig. Bislang hat das Unternehmen noch keinen Vertriebspartner in der Schweiz, weshalb sich Interessierte direkt an den Hersteller wenden müssen.

www.glascotec.de

Wie einflüglig

Neu im Glasbeschlagsortiment Vitris der Willach Group ist die zweibahnige Schiebetürlösung «Portavant 60 twinline». Mit dem Beschlag können auch breite Durchgänge mit einer Glasschiebetür ausgestattet werden, auch wenn die daneben zur Verfügung stehende Wandfläche nur halb so breit ist wie der Durchgang.

Die Türen laufen dabei sanft und sind synchronisiert. Das heisst, dass der zweite Türflügel dem ersten stets mit halber Geschwindigkeit folgt. Dadurch kommt es nicht zu den sonst üblichen abrupten Schlägen, wenn die erste Scheibe auf den Mitnehmer der zweiten Scheibe trifft. Vor dem Erreichen der endgültigen Position bremst der Dämpfer beide Flügel über einen Verfahrweg von mehreren Zentimetern ab. Dadurch schliessen die Türen nicht nur geräuschlos, sondern auch das Einklemmen von Fingern kann nahezu ausgeschlossen werden. Die komplette Technik ist in die Laufschiene integriert.

Gleiches gilt für den «Portavant 80 automatic» bei einflügligen Türen. Der Beschlag öffnet und schliesst automatisch und hat die gesamte Technik in die Laufschiene integriert.

www.opo.ch

Stromerzeugen leicht gemacht

Fassadenintegrierte Photovoltaik ist ein Thema, mit dem sich viele Unternehmen in der Glasbranche befassen. Verschiedene Lösungen sind bereits auf dem Markt. Einen interessanten Ansatz verfolgt dabei AGC Interpane. «SunEwat XL» ist ein Verbundglas mit eingebetteten mono- oder polykristallinen Photovoltaikzellen, das bei Sonnenschein aktiv Strom produziert. Die äussere Scheibe ist besonders hell, um die solare Ausbeute zu maximieren. Die innere Scheibe kann beliebig gestaltet werden. Normalerweise brauchen solche solaren Module eine Hinterlüftung für ein funktionierendes Wärmemanagement. Im Falle von «SunEwat XL» ist das nicht nötig, weil das System bis zu 100 °C verträgt. So können die Elemente auch in eine herkömmliche Pfosten-Riegel-Konstruktion leichter integriert werden, ohne dass dabei auf die Flächenbündigkeit mit den Glaselementen verzichtet werden muss.

www.interpane.com

Vakuumscheibe für historische Fenster

Mit einem Ug-Wert von 0,9 W/m2K bei einer Dicke von 6,2 mm ist das Vakuumisolierglas «SpaciaTM Cool» von Pilkington für eine historische Sanierung von Fenstern geradzu prädestiniert. So können die vorhandenen Rahmen erhalten werden und trotzdem eine energetische Ertüchtigung in alten Gebäuden wirkungsvoll umgesetzt werden. Die schwarzen Distanzhalter zwischen den beiden Scheiben sind nur von Nahem erkennbar. Die Schutzkappe mit 12 mm Durchmesser auf der Scheibenfläche zum Evakuieren der Atmosphäre ist natürlich sichtbar. Das Produkt wird schon seit 15 Jahren in Japan hergestellt und ist jetzt auf Bestellung lieferbar. Laut Hersteller muss dabei mit sechs bis acht Wochen Lieferzeit kalkuliert werden. Für die Sanierung historischer Gebäude konzipiert, ist das Glas auch in typischen Formaten der Architektur wie Fenstern mit Rund- oder Segmentbögen sowie in Dreiecksformaten erhältlich.

www.flachglas.ch

Grösser Drucken gibt es nicht

Der keramische Digitaldruck ist für die Gestaltung und für die Implementierung von Funktionen kaum mehr wegzudenken in der zeitgenössischen Architektur mit Glas. An der Glasstec hat Sedak eine 3,2 × 14 m grosses Exponat gezeigt, das im keramischen Digitaldruckverfahren veredelt wurde. Laut Unternehmen betreibt man dafür den weltweit grössten Flachbettdrucker für die Umsetzung des Verfahrens. Nach dem Brennvorgang kann eine Scheibe zu Verbundsicherheitsglas oder Isolierglas weiterverarbeitet werden. Neben der Fassaden- und Dachgestaltung im Aussenbereich findet die Technik vor allem in repräsentativen Objektarbeiten ihren Platz.

www.sedak.com

ch

Veröffentlichung: 30. Oktober 2014 / Ausgabe 44/2014

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