Gut abgeschnitten

Durch Laserbegrenzungslinien (hier links und rechts der Schnitt-fuge) lassen sich Kappschnitte leicht und exakt nach Riss durchführen. Bild: Festool

Kapp-Zug-Sägen.  Die Kapp- und Gehrungssäge war gestern. Die Paneelsägen entwickeln sich immer mehr zu wahren Alleskönnern. Durch die Zugfunktion haben diese nicht nur eine enorme Schnittkapazität beim Kappen, sondern können auch nuten und überblatten.

Wenn bei der Montage Leisten, Parkettriemen, Täfer oder Kanthölzer abgelängt werden müssen, ist die Kappsäge dran. Sind die Querschnitte etwa bei breitem Dielenparkett, Konstruktionshölzern oder hohen Profilleisten gross, geht das nur mit einer Kapp-Zug-Säge. Deshalb hat sich auch der Begriff Paneelsäge eingebürgert. Inzwischen können die Sägen mit Zugfunktion, schwenkbarem Sägeblatt und beidseitigen Gehrungseinstellungen aber noch deutlich mehr. Sie entwickeln sich immer mehr zu Alleskönnern, die mithilfe von Schnittfugenlasern, Tiefeneinstellungen und Zubehör auch nuten können und sich so auch Überblattungen und exakte Kappschnitte nach Riss herstellen lassen.

Nicht die Grösse entscheidet

Vergleicht man die verschiedenen Modelle der Hersteller, zeigt sich, dass nicht etwa die Grösse des Sägeblattes entscheidend ist für die maximal möglichen Querschnitte. Viel entscheidender sind eine intelligente Gehäusegeometrie und technische Details. Hier zeigen sich die ersten deutlichen Unterschiede zwischen günstigen Sägen und den etwas hochpreisigeren der Markenhersteller. Bei geraden Kappschnitten geht es immerhin um 300 mm Sägetiefe und teils über 100 mm Schnitthöhe.

Es gibt Kapp-Zug-Sägen mit ansehnlichen Schnittleistungen auch schon für wenige hundert Franken, die aber nicht der Arbeitsqualität eines Profis genügen. In einem Heimwerkertest kann man etwa lesen: «Die seitlichen Werkstückauflagen stehen zu hoch – das Werkstück schwebt über dem Tisch.» Manchmal sind auch Feststellklemmen im Weg bei Gehrungseinstellungen, Skalen lassen sich nicht gut ablesen oder die Rastereinstellungen für Gehrungsschnitte sind schlicht nicht genau genug.

Aber auch bei den Profimaschinen gibt es deutliche Unterschiede sowie pfiffige Detailfunktionen, die durchaus kaufentscheidend sein können, je nach Anforderungen, die durch die Praxis definiert werden. Wer etwa Leisten und Kanthölzer für eine raumbildende Konstruktion auch mit grösseren Querschnitten zuschneiden muss oder pulverbeschichtete Aluminiumprofile, der wird sicher eine beidseitig einstellbare Gehrungsfunktion mit der Möglichkeit, das Sägeblatt nach links und rechts zu schwenken (Schifterschnitt), schätzen.

So kann in jedem Fall die saubere Kante auf der sichtbaren Fläche angeschnitten werden, weil die sichtbare Seite nicht angeschlagen werden muss. Nicht alle Modelle bieten eine solche Schwenkmöglichkeit des Sägeaggregates nach rechts. Bei der maximal möglichen Querschnittsgrösse für solche Schifterschnitte zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Modellen (siehe Tabelle auf den Seiten 24 und 25).

Eigentlich Standard mit Licht

Wer kennt das nicht: Die Säge wird bei der Montage an einem geeigneten Ort aufgestellt, wo genügend Platz ist und man gut mit den anderen Handwerkern aneinander vorbeikommt. Das Licht an diesem Platz muss dann nicht immer optimal sein. Dem schafft man Abhilfe mit einer zusätzlichen Lampe oder man hat an der Kappsägenstation gleich Schnittlinienlaser und Arbeitsplatzlicht an der Säge integriert. Einige Modelle haben beides, andere beschränken sich entweder auf einen Laser für die Schnittlinienanzeige oder eine Ausleuchtung des Schnittbereichs. Wünschenswert wäre sicher, dass sich beide Einrichtungen zum Standard entwickeln, denn dies erleichtert die Arbeit doch erheblich. Laser und Licht können bei Bedarf manuell zugeschaltet werden und gehen bei Nichtbenützung in der Regel nach einer gewissen Zeit von selbst wieder aus. Beide Lichter sind dann besonders hilfreich, wenn man mit der Kapp-Zug-Säge eine Nut, einen Falz oder eine Überblattung erstellen möchte. Mithilfe einer Kapptiefenbegrenzung wird der vertikale Schwenkbereich des Sägeaggregates beschränkt und ermöglicht so verdeckte Schnitte. Der mögliche Nutbereich ist natürlich begrenzt, doch ist diese Funktion ein praktischer Helfer bei Montagearbeiten, vor allem im Trockenbau. Bei Weitem nicht alle Sägen bieten allerdings eine solche stufenlos einstellbare Kapptiefenbegrenzung.

Innere Werte beachten

Wie bei allen Maschinen schont ein langsamer Anlauf den Motor und verlängert seine Lebensdauer. Nicht alle Sägen haben den sanften Anlauf, genauso wie die Motorbremse, die für ein deutliches Plus an Sicherheit für den Bediener sorgt. Einige der

– meist um die 1600 Watt starken – Motoren haben auch eine elektronische Drehzahlregelung. Wer Aluminium, Kunststoff oder Verbundwerkstoffe schneiden will, für den ist die Drehzahleinstellung beinahe ein Muss.

In jedem Fall wichtig ist eine gute Abkapselung des Zugmechanismus und des Lasers. Ist das Zuggestänge nicht gut gegen Staubablagerungen geschützt, kann auch der Zugmechanismus nicht gut laufen und produziert somit schlechtere Schnitte. Eine funktionierende Staubabsaugung hilft dabei. Einige Hersteller setzen aber bei einigen Modellen immer noch auf den Staubbeutel, der für den Montageschreiner im Innenausbau sicher keine Lösung ist. Man sollte deshalb auch darauf achten, dass sich das flexible Rohr eines mobilen Absauggerätes gut an der Säge anschliessen lässt, vor allem wenn man tiefe Schnitte mit Zugfunktion durchführt. Hier zeigt sich schnell, ob die Hersteller Praxisdetails berücksichtigt haben.

Möglichkeit zum Nachjustieren

Ähnliches gilt für gute Ablesbarkeit der Skalen, die Möglichkeit, diese nachzujustieren, und die Platzierung von Verstellschrauben und Klemmhebeln. Eigentlich sollte man die Maschinen mit allen möglichen Einstellungen ausprobieren, um zu merken, ob solche praxisrelevanten Details im jeweiligen Fall auch wirklich gut gelöst sind. Ebenfalls die Möglichkeit, den Schnittfugenlaser nachzujustieren, gehört in diese Kategorie. Die Beanspruchung der Maschinen kann aufgrund der möglichen Schnittleistungen recht gross sein. Auf eine solide Verarbeitung sollte man deshalb grossen Wert legen. Auch hier kann man in Testberichten mit Heimwerkermaschinen nachlesen, dass zum Beispiel «die Rastereinstellungen nicht exakt sind». Von Profimaschinen erwartet man das natürlich, aber eine Nachjustierung kann auch hier erforderlich werden, je nach Beanspruchung.

Zubehör kann gemischt werden

Nicht jeder Hersteller bietet ein passendes Untergestell für die Maschine an. Die am Markt befindlichen Sägetische unterscheiden sich ausserdem deutlich im Preis. Hier kann man auch die Produkte kombinieren. Wem eine «bunte» Säge keine Kopfschmerzen bereitet, kann in der Regel seine Säge auf einem andersfarbigem Sägetisch leicht befestigen und sich so sein Wunschwerkzeug zusammenstellen. Der Drehteller mit Sockelgestell wird dabei mit den Aufnahmeprofilen des Untergestells fest verschraubt. Die Kufen werden dann auf das Profil des Untergestells werkzeuglos «geklippt».

Zwar wechselt man nicht andauernd das Sägeblatt an einer Kapp-Zug-Säge, doch sollte man hier ebenfalls testen, ob sich das erdachte Prozedere gut durchführen lässt. Einige Modelle bieten eine werkzeuglose Spindelarretierung und auch eine Feststellklemme für die Pendelschutzhaube. Das erleichtert und beschleunigt den Sägeblattwechsel.

Ein besonderes Zubehör hat sich Festool einfallen lassen: Mit einer an der Säge verstauten doppelten Winkelschmiege lassen sich Aussen- und Innenwinkel vor Ort abnehmen. Dann kann man die Schmiege auf den Sägetisch klippen und so die Winkelhalbierende an der Säge einstellen.

Wie mobil die Sägen tatsächlich sind

Unter den Sägen gibt es wahre Leicht- und Schwergewichte. Hinsichtlich der Anforderungen an Robustheit und Langlebigkeit ist etwas mehr Gewicht sicher zielführend. Wer die Säge aber immer wieder tragen muss, ist dankbar, wenn er nicht jedes Mal 30 kg in die oberen Stockwerke befördern muss.

Viele Hersteller finden hier einen Kompromiss und bleiben beim Gesamtgewicht unter 25 kg. Gut ist es dann, wenn die Traggriffe intelligent platziert und ausgeformt sind, damit man erst gar nicht auf die Idee kommt, die Säge an beweglichen Teilen zu tragen.

Kappsäge der anderen Art

Inzwischen schon 25 Jahre

Eine Kappsäge der anderen Art bietet Mafell inzwischen seit 25 Jahren an. Das Prinzip dabei: Die Maschine kommt zum Werkstück und nicht das Werkstück zur Maschine Die Schnitte werden entlang der KSS-Schiene geführt, die fest mit der Handkreissäge verbunden ist. Mit der auf der KSS-Schiene abgebildeten Gradskalierung für Gehrungsschnitte und dem verstellbaren Anschlagnocken an der Schienenunterseite werden ohne vorheriges Anzeichnen mit Schmiege oder Winkel die Schnitte angesetzt. Ein Rückholzug bringt die Kappsäge nach dem Schnitt wieder in die Ausgangsposition.

Die Kappschienensäge ist gegenüber einer Kappsäge nicht nur deutlich kompakter, sondern auch leichter. Die maximale Schnitttiefe beträgt 49,5 mm.

www.mafell.de

ch

Veröffentlichung: 27. August 2015 / Ausgabe 34/2015

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