Aus Schweizer Hand


100 % Swiss Made in des Schreiners Werkzeugkiste sind vor allem pfeil-Tools, PB Swiss Tools und natürlich die Rali-Hobel. Bild: Christian Härtel


100 % Swiss Made in des Schreiners Werkzeugkiste sind vor allem pfeil-Tools, PB Swiss Tools und natürlich die Rali-Hobel. Bild: Christian Härtel
Handwerkzeug. Die Anzahl an Schweizer Produzenten von Handwerkzeug für Schreiner ist überschaubar. Die Werkzeughersteller haben ihren besonderen Platz gefunden, was ohne eine weltweite Vermarktung der Produkte kaum möglich wäre.
Gutes Handwerkzeug kennt keine Grenzen. Es wird in vielen Ländern dieser Welt produziert. Aus Kanada stammen beispielsweise die Veritas-Hobel, Deutschland hat die Marke Ulmia mit einem breiten Sortiment, die englischen Drechselröhren von Henry Taylor sind äusserst geschätzt, und die japanischen Werkzeuge für die Holzbearbeitung brauchen eigentlich gar keine ausdrückliche Erwähnung. Inzwischen kennt sie jeder und jede, und ebenso einmütig ist die Wertschätzung gerade was japanische Handsägen angeht.
Und weil das so ist, breitet sich inzwischen auch ein anderes Phänomen aus, die Eigenmarke. Unternehmen, die zunächst als Handelsbetrieb und Importeur in Erscheinung traten, bringen Werkzeuge unter eigenem Namen auf den Markt. Meist handelt es sich dabei um Kooperationen, sprich, eine durchgängige eigene Produktion gibt es in der Regel nicht, stattdessen lässt man produzieren, modifiziert vielleicht vorhandene Werkzeuge oder ergänzt Sortimente.
Die Ansprüche ans Handwerkzeug sind hoch. Qualität ist deshalb gefragt, und die hat bekanntlich ihren Preis. Was für Profis gilt, macht auch vor engagierten Hobbyhandwerkern nicht halt. Ganz im Gegenteil: «Die Leute wollen gutes Werkzeug. Wir haben neben Drechslern, Schreinern und Holzbauern auch sehr viele private Kunden. Die haben meist keine riesengrosse Ausrüstung, aber das, was sie haben, soll hochwertig sein», erklärt Patrick Hess, einer der Macher bei Answerk in Steg im Tösstal ZH. Das Unternehmen handelt mit hochwertigen Handwerkzeugen mehrerer Marken aus verschiedenen Ländern.
Darunter auch Stechbeitel und Schnitzeisen des Schweizer Herstellers pfeil. «Die Stahlqualität der Eisen ist wirklich top, und das dürfte auch der Grund sein, weshalb sie auf der ganzen Welt gebraucht werden», erklärt Hess. Tatsächlich liegt der Exportanteil der pfeil-Werkzeuge der Herstellerin F. Zulauf Messerschmiede und Werkzeugfabrikations AG in Langenthal BE nach eigenen Angaben bei über 90 %. Begonnen hat das Unternehmen 1902 als Einmann-Messerschmiede. Heute sind 600 verschiedene Werkzeuge im Sortiment, allen voran die Schnitzeisen. «Unsere Kunden haben hohe Erwartungen an die Swiss-Made-Schnitzwerkzeuge. Uns ist die hohe Stahlqualität und die sorgfältige Wärmebehandlung besonders wichtig», sagt Christine Zulauf, Geschäftsleiterin des Unternehmens.
Durch das hohe Kostenniveau in der Schweiz ist die Werkzeugproduktion von Schnitzmessern einer harten Konkurrenz auf dem globalen Markt ausgesetzt. Trotzdem sind die Eisen als relativ einfaches Werkzeug weltweit gefragt. Dies lässt sich durch die Qualität erklären.
Eine Erfindung aus dem Jahr 1984 finde sich in nahezu jeder Werkzeugkiste eines Schweizer Holzhandwerkers: der Rali-Hobel. So sieht es zumindest Patrik Wuillemin, Geschäftsführer der Samvaz SA in Châtel-St-Denis FR. Dort werden die Werkzeuge produziert. «Den Stahl beziehen wir aus Deutschland, aber alle anderen Produktionsschritte machen wir in der Schweiz», sagt Wuillemin. Auch hier geht es vor allem um die Qualität. Vom Entwickler bis zum Mechaniker müssten die Fachkräfte auf hohem Niveau arbeiten, und das gehe nun mal in der Schweiz besonders gut. Da man nicht jeden Arbeitsschritt oder auch die Fertigung der Kunststoffteile selbst machen könne, sei auch die Vernetzung mit kurzen Wegen ein ganz entscheidender Faktor. «Es ist enorm wichtig, dass Partnerfirmen, etwa zum Härten des Stahls, in der Nähe sind», sagt Wuillemin. Anders würde eine Schweizer Produktion der Hobel kaum funktionieren, so der Experte.
Auch bei Zulauf mit den pfeil-Werkzeugen sind die Fachkräfte ein entscheidender Faktor. «In unserer Produktion arbeiten auch Messerschmiede. Die ausgebildeten Fachkräfte sind für uns heute und in der Zukunft wichtig. Deshalb bilden wir auch selber Messerschmiede aus», sagt Christine Zulauf.
Genauso wichtig wie eine sichtbare Qualität der erzeugten Werkzeuge sei für Zulauf die Sicherheit, dass gewisse Standards hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und des Umweltschutzes über die gesamte Prozesskette hinweg eingehalten würden.
Für Zulauf als Werkzeugproduzentin auf dem Weltmarkt stellen das hohe Kostenniveau sowie die Lage der Schweiz inmitten der Europäischen Union eine grosse Herausforderung. «Der Euro-Wechselkurs zum Schweizer Franken beschäftigt uns seit über zehn Jahren. Gegenwärtig auch das Tief des US-Dollars. Bei über 90 % Exportanteil sind das Faktoren, die uns stark betreffen und wir keinerlei Einfluss darauf haben», sagt Zulauf.
Die Schweiz als Binnenmarkt ist viel zu klein, als dass Produzenten ohne die Auseinandersetzung mit diesen Themen zurechtkommen würden. Auch der Gründer von Answerk Markus Schumacher hatte eine Drechselbank entwickelt, die heute unter Federführung des österreichischen Partnerunternehmens Magma hergestellt wird. Einige Teile, wie etwa die Achse, werden nach wie vor in der Schweiz produziert, denn nirgendwo sonst würden solche Teile so exakt hergestellt werden, sagt Hess. So kommt es, dass sich die Drechselmaschinen von Magma auch mit dem Schweizer Kreuz zieren, auch wenn es eine internationale Produktion ist. «Die Gussteile kommen aus Taiwan, sonst würde schon die Grundkonstruktion der Maschine das Doppelte kosten», sagt der Experte.
www.answerk.chwww.pfeiltools.comwww.samvaz.ch
Striebig, Kündig oder Lamello kennt in der Schweiz jede Schreinerin und jeder Schreiner. Etwas anders verhält es sich mit Scintilla, obwohl es sich dabei um einen Weltmarktführer handelt. Dafür sorgt die Produktion von derzeit 1,1 Millionen Sägeblättern. Diese Anzahl verlässt Tag für Tag das Werk mitten in der Walliser Bergwelt in St. Niklaus VS, um die Stichsägen sowie Säbelsägen und Oszillationssägen dieser Welt zu bestücken. Seit 1964 gehört das Unternehmen zu Bosch. Der Produktionsstandort ist geblieben und war nach dem Krieg gewählt worden, weil im Wallis die Löhne niedriger waren, als andernorts. Das Werk zeichne sich unter anderem durch einen hohen Anteil an eigengefertigten Produktionsanlagen aus, so das Unternehmen. 2019 erfolgte die letzte Erweiterung der Produktionsfläche, um der hohen Nachfrage nach den Sägeblättern gerecht zu werden. Damit nimmt die Produktionsstätte in der Schweiz auch innerhalb der grossen Bosch-Gruppe eine besondere Stellung ein.
Das Unternehmen Scintilla hat im Laufe seiner Geschichte verschiedene Produkte hergestellt. Meilensteine sind die Magnetzünder. Auch eine Universaldrehbank findet sich noch heute in manchen Werkstätten. Dann sollte eine Dekupiersäge konstruiert werden. Damit war der Grundstein für einen besonderen Clou des Unternehmens gelegt. Die Konstrukteure stellten fest, dass es von Vorteil wäre, wenn das Sägeblatt nicht an beiden Enden fixiert, sondern «fliegend» angebunden werden könnte. Der Ingenieur Albert Kaufmann soll der Legende nach durch die Funktionsweise der Nähmaschine seiner Frau auf die Idee gekommen sein, den Hubmechanismus der Nähmaschine auf ein Sägeblatt zu übertragen. Alte Bilder zeigen die Nähmaschine mit Stichsägeblatt. Die Versuche mit einem speziell hergestellten Sägeblatt waren erfolgreich. Damit begann die Erfolgsgeschichte der Handstichsäge und des Stichsägeblatts. Die erste Stichsäge kannte noch keine Pendelbewegung des Sägeblattes. Dieses bewegte sich lediglich in vertikaler Richtung. Bei Scintilla implementierte man die Neuerung der Pendelbewegung und fügte eine Verstellbarkeit des Pendelhubes hinzu. Damit war die moderne Stichsäge, wie sie auch heute noch im Grundsatz gebaut wird, in ihrer Funktionsweise geboren.
Veröffentlichung: 01. Mai 2025 / Ausgabe 18/2025
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