Handwerkskunst vom Feinsten

Markus Ign. Müller (68) mit einem seiner Modelle in der Form eines Bugattis, einem Kunstobjekt aus Edelholz. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Ein Schiffsboden ziert das Büro von Markus I. Müller in den Möbelwerkstätten Müller Sempach, die er bis 2020 in der dritten Generation führte.

Ein altes, restauriertes Holzboot dient seitlich liegend als Regal. Der passionierte Designer und Schreiner hat ein Händchen für schöne Dinge. Und auch rund drei Jahre nach seiner Pensionierung sprüht der 68-Jährige noch vor Kreativität. So begann mit dem Modell 22 eine neue Ära. Es ist eine kunstvolle Holzskulptur in Form eines Bugattis. «Schiffe und Autos haben mich schon immer fasziniert», sagt Müller, der früher auch gesegelt hat, und hält eines seiner Kunstwerke aus Zebrano-Holz in den Händen. Das Modell erinnert an die legendären Rennwagen aus den 20er-, 30er-Jahren. «Würde man so ein Objekt in Eichenholz anfertigen, die Wirkung wäre nie dieselbe wie aus den Edelhölzern», befindet er. Unter den raren Hölzern befinden sich auch Palisander, Ebenholz oder Wenge. Müller arbeitet mit der Schreinerei Holz2 zusammen. Die Werkstatt gehört zum Verein Noveos, welcher Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen durch Arbeits- und Ausbildungsplätze neue Perspektiven ermöglicht. In der Werkstatt werden die kunstvollen Rennboliden angefertigt bis hin zur ausgeklügelten Verpackung. Sie sind beliebt als Firmengeschenke, und Müller stellt sie an Ausstellungen aus. Zuletzt hatte er einen Stand in Luzern an der Swiss Classic World.

«Ich sagte meinen Kindern immer: Das Geschäft übergebe ich euch nicht, ihr müsst es mir wegnehmen.»

Die Liebe zum Holz hat Müller ein Leben lang begleitet und liegt in der Familie: Sein Grossvater legte den Grundstein im luzernischen Rain mit der Jost Müller Schreinerei und zog 1921 ins nahe gelegene Städtli Sempach, wo die «Möbelwerkstätten Müller Sempach» hervorgingen. Sein Vater absolvierte ein Studium der Innenarchitektur. Er sei das jüngste von fünf Kindern gewesen, erzählt Müller von seinem Werdegang. «So bin ich schon als kleiner Junge immer viel in der Schreinerei gewesen.» Er selber habe nach einer Lehre als Möbelschreiner in verschiedenen Betrieben Berufserfahrung gesammelt, unter anderem in St.Gallen bei einem Innenarchitekten. «Das perfekte Rüstzeug für meine spätere berufliche Tätigkeit.» 1980 trat er in den Familienbetrieb ein und übernahm nach dem frühen Tod seines Vaters, drei Jahre später, die Verantwortung für das Unternehmen. Unter seiner Federführung war die Müller Sempach AG schon bald als Manufaktur für Mas- sivholzmöbel – auch mit zwei eigenen Kollektionen – im gehobenen Fachhandel und Objektbereich vertreten. «Ich sagte meinen Kindern immer: Das Geschäft übergebe ich euch nicht, ihr müsst es mir wegnehmen», erzählt der vierfache Familienvater und lacht. Das sei dann nicht der Fall gewesen, obwohl zwei eine Schreinerausbildung haben. So übertrug er seine beiden Kollektionen 2020 an die Vogel Design AG. «Die Ideen kommen meistens unterwegs», erzählt der Sempacher. Wenn er nicht in seinem Büro am Tüfteln ist, kann es durchaus vorkommen, dass er frühmorgens auf dem Golfplatz anzutreffen ist. «Meine Frau und ich sind Frühaufsteher», sagt er. Um vier Uhr beginne für beide der Tag. «Heute Morgen spielten wir um 5.30 Uhr die erste Runde Golf. Mittags müsse aber ein dreiviertelstündiger Mittagsschlaf sein. Er gönne sich vier Tageszeitungen und schaue zweimal wöchentlich zu seinem 101-jährigen Freund, mit dem er bereits eine 45-jährige Freundschaft pflege.

Die Menschen waren ihm schon immer wichtig. «Alles ist eine Fügung», sagt er und ist dankbar, dass er auch nach seiner Pensionierung noch so ein abwechslungsreiches Leben führen kann.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 03. Juli 2023 / Ausgabe 26/2023

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