Heisses von der coolen Platte

Ein Vorteil bei dem Produkt von TPB Tech ist das in die Keramikplatte integrierte Bedienpanel. Alternativ gibt es auch Knebel für die Montage auf der Front. Bild: Christian Härtel

Unsichtbare Herdplatten.  Ein Nischenprodukt mit Wow-Effekt sind die seit Jahren verfügbaren, unsichtbar unter der Arbeitsfläche angebrachten Induktionsplatten. Diese sind in vielerlei Hinsicht von Vorteil, weisen aber auch Besonderheiten auf und haben ihren Preis.

Kochen direkt auf der Arbeitsplatte ohne sichtbares Kochfeld. Das hat einige Vorteile. Etwa die zusätzliche Arbeitsfläche, die leichte Reinigung und das minimalistische Design. Denn normale Kochfelder, auch wenn sie flächenbündig eingelassen sind, schränken die nutzbare Arbeitsfläche spürbar ein. Küchenabdeckungen, die kochen können, sind seit vielen Jahren verfügbar. Die beiden Marken Invisacook mit europäischem Stammsitz in Deutschland und TPB Tech aus Spanien tauchen besonders häufig auf. Beide gibt es seit über zehn Jahren. Seit Kurzem gehören auch ABK Stone aus Italien, der deutsche Küchengerätehersteller Gaggenau und der Induktionsspezialist Fabita aus Italien zum Kreis der Anbieter von unsichtbaren Herdplatten.

Wie sich die Technik unterscheidet, ist nur schwer herauszubekommen, zumal das Ganze seit der ersten Stunde etwas geheimnisumwoben scheint. Zunächst waren es Kooperationen zwischen Keramik- und Gerätehersteller, die zu den Produkten geführt haben. Wenn man nachgefragt hat, wurde seitens der Anbieter die Abstimmung von Materialaufbau und Technik als entscheidende Herausforderung, sprich Betriebsgeheimnis, beschrieben. Technische Daten muss man bis heute mühsam suchen, was eine Vergleichbarkeit der Produkte beschwerlich macht. Über Watt spricht man nicht, man hat sie.

Auf der anderen Seite sind inzwischen auf www.aliexpress.com vom chinesischen Online-Anbieter Alibaba solche Technikeinheiten verfügbar. Dort gibt es die Unterbautechnik mit klassischer Anordnung von vier unsichtbaren Induktionskochstellen für einen Bruchteil des Preises der genannten Marken – freilich für den wagemutigen Selfmade-Tüftler. Denn auch dort Fehlanzeige, was die Leistungsdaten angeht.

Unterschiede gibt es wohl. Schon beim Aufbau der Abdeckung. Während Invisia die Technik einfach unter eine 12 mm starke Dektonplatte aus dem Hause Cosentino, Sapienstone, Neolith und andere installiert, besteht die Keramikabdeckung bei TPB Tech aus vier Schichten. Die Sichtfläche bildet dabei das Feinsteinzeug, die Keramikoberfläche. Darunter sitzt eine Schicht Aluminium, die als Wärmesenke wirken soll, und darunter eine Bakelitschicht, die wohl Stösse besser aufnimmt als Keramik. Darunter folgt nochmals eine Lage Aluminium. Dieser Verbundwerkstoff soll mit den Temperaturunterschieden besser zurechtkommen, sprich die Bruchgefahr minimieren. Auf der anderen Seite soll das Material ja gar nicht heiss werden, und in der Tat wird die Oberfläche nur warm. Dafür sorgen auch Distanzhalter zwischen Topf und Platte. Diese sind entweder magnetisch am Topf angebracht oder werden in Form von Matten oder Ringen auf der Abdeckung platziert.

Wow-Effekt fest installiert

Aber grau ist alle Theorie, und deshalb ist ein unsichtbares Kochfeld zuallererst ein Hingucker. «Zu sehen, wie Kunden darauf reagieren, ist sehr spannend», sagt Andrea Ruepp, Inhaberin der Ruepp Schreinerei AG in Sarmenstorf AG. Das Unternehmen hat seit Kurzem das TPB Tech Kochfeld über die Whitehouse AG im Programm und einen Demoküchenblock in der Ausstellung. Ganz ähnlich erlebt man das auch bei der Arthur Girardi AG in Hedingen AG, wo man eine grosse selbst entworfene Küche mit unsichtbaren Herdplatten von TPB Tech zeigt. «Im letzten Jahr haben wir unser 100-jähriges Bestehen gefeiert. Zum Fest haben wir angekündigt, das unsichtbare Kochfeld zu präsentieren, und die Leute sind gekommen, um das zu sehen. Das Interesse ist definitiv da», berichtet Roger Schmutz, zuständig für das Marketing bei der Girardi AG. Die Demonstrationen sind eindrücklich, und die Platten funktionieren einwandfrei. Das Wasser kocht auf der Fläche im Handumdrehen, und anschliessend ist die Fläche etwas warm, aber längst nicht heiss. Trotzdem dürfe man nicht suggerieren, dass die Herdplatte kalt bleibt, bemerkt Ruepp. Die Inhaberin der Schreinerei sieht den maximalen Effekt der unsichtbaren Herdplatte bei Anwendungen, die für Überraschungseffekte sorgen, wie etwa bei einem Tisch. So dachte man wohl auch beim Induktionsspezialisten Fabita in Italien und hat als Erster einen Tisch mit integrierter Kochfläche in Serie auf den Markt gebracht.

Die handfesten praktischen Vorteile der Arbeitsfläche zum Kochen kommen auch bei beschränktem Platz zum Tragen. Gerade in kleinen Küchen könnte man so für viel zusätzlich nutzbare Fläche sorgen. Gegenüber zustellbaren Kochplatten eine komfortable Lösung.

Seit langer Zeit eine Nische

Viel Erfahrung mit den unsichtbaren Kochfeldern hat Monika Ruf, Geschäftsführerin der Ruf Design AG in Horn TG. «Wir machen das schon sehr lange, fast 20 Jahre.» Die Küchenbauerin hat heute auch das System von Invisacook im Programm. «Das bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings ist die Leistung für gehobene Ansprüche etwas zu gering. Dann verwenden wir Profi-Induktionstechnik», erklärt Ruf. Das funktioniere ohne Probleme, und auch mit dem besonderen Material der emaillierten Lavaplatten der Küchenbauerin sei die Technologie mit dem Unterbau der Induktionsquellen problemlos.

Die Invisa-Kochfelder gibt es mit zwei bis fünf Kochplatten. Die Gesamtleistung beginnt bei zwei Platten mit 3,6 kW und reicht bei fünf Platten bis 10,2 kW. Bei TPB Tech gibt es auch einzelne Kochzonen, mit bis zu 3 kW je Platte.

Neben Leistung und Konfiguration der Platten sind auch die Bedieneinheiten unterschiedlich gelöst. Bei TPB Tech kann man wählen zwischen Knebeln an der Frontseite der Küche oder einem integrierten Bedienpanel in der Arbeitsplatte. Vermutlich ist der schichtweise Aufbau hierbei von Vorteil. Denn bei der Induktion von Invisacook muss das Bedienfeld mit Glaskeramikoberfläche eingelassen oder in einem Auszug unter der Arbeitsplatte untergebracht werden. Beides steht optisch wie praktisch dem Mehrwert eines unsichtbaren Kochfeldes etwas entgegen.

Für Rico Girardi, Geschäftsleiter der gleichnamigen Schreinerei, ein Grund, auf TPB zu setzen. Zumal auch der Dunstabzug mit dem versenkbaren Lüfter unsichtbar gelöst ist. Auch er sagt klar: «Das ist ein Nischenprodukt, schon wegen des Preises.» Die Planung macht Girardi, das Produkt kommt aber komplett konfiguriert samt Tischlüfter, wenn man das möchte. Optional ist auch die Lichtkante, die zeigt, welche Platte gerade in Betrieb ist. Preislich liege man dann beim Faktor 1,5 bis 2 einer sichtbaren Variante. Preisvergleiche seien eher schwierig, weil man dann das ganze Ensemble vergleichen müsse. In jedem Fall sei man mit der unsichtbaren Herdplatte preislich im High-End-Bereich.

www.rueppschreinereiag.chwww.tpbtech.comwww.invisacook-deutschland.dewww.whitehouse.chwww.gaggenau.comwww.girardi.chwww.abkstone.comwww.rufdesign.ch

Christian Härtel

Veröffentlichung: 26. Juni 2025 / Ausgabe 26/2025

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