Hinter die Kulissen geschaut

Als Gründungsmitglied ist Beat Furrer (56)dem Theaterverein Schwarzenbach seit 25 Jahren treu. Bild: Claudia Waldmann

In der Mitte des Saales, der während einer Veranstaltung normalerweise dicht besetzt ist von Zuschauern, sitzt während jener Theaterprobe nur ein Mann auf einem einzeln stehenden Stuhl. Es ist Beat Furrer, der Regisseur des Stückes. Konzentriert schaut er sich an, wie die Darsteller die Geschichte im Drehbuch umsetzen und die Figuren zum Leben erwecken.

Der Regisseur scheint ziemlich zufrieden zu sein mit dem heutigen Ergebnis, denn gut gelaunt gibt er nur ein paar Anweisungen an wenigen Stellen. Furrer ist ein gross gewachsener, schlanker Mann von 56 Jahren, seit 30 Jahren glücklich verheiratet mit Ehefrau Josy und stolzer Vater von drei Söhnen. Auf den ersten Blick eher ernst und zurückhaltend, offenbart sich bald ein aufgeschlossener, humorvoller und fröhlicher Charakter. Seine Begeisterungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft, ge- paart mit Scharfsinn und gesundem Ehrgeiz, bilden die Grundlage für die unterschiedlichen Tätigkeiten, die der Schreiner aus Schwarzenbach LU in seinem Heimatdorf ausübt. Seit über 30 Jahren führt er dort eine eigene Schreinerei und amtet daneben als Sakristan in der katholischen Kirche – und dann ist da eben noch jener Theaterverein. Nach Gründung des Vereins vor 25 Jahren stand Gründungsmitglied Furrer acht Jahre lang selbst als Darsteller auf der Bühne.

Furrer war nicht nur als Schauspieler für den Verein tätig, sondern auch als Vorstandsmitglied. Als der Verein einen neuen Regisseur brauchte und die Zeit knapp wurde, weil die Proben für das neue Theaterstück anstanden, sagte sich die Gruppe: «Wenn wir keinen neuen Regisseur finden, machen wir es halt selber.» Die Wahl fiel auf Beat Furrer, der die Herausforderung nach kurzem Zögern annahm.

Er übte seine neue Aufgabe mit grosser Leidenschaft und dem notwendigen Feingefühl aus. Und dank seiner Authentizität schätzte ihn das Ensemble vom ersten Tag an in seiner neuen Rolle. Wie in jedem Jahr im Frühling – und bereits zum 17. Mal für Beat Furrer als Regisseur – geht es auch in diesen Tagen für den Theaterverein Schwarzenbach auf die Premiere zu. Bereits übermorgen Samstag ist es so weit. «Es ist immer wieder etwas Besonderes, wenn wir im Januar mit den Proben für ein neues Stück beginnen», sagt Furrer. «Wir haben eine gute Stimmung untereinander, wir lachen viel und gehen nach der Probe auch gerne noch etwas trinken.»

Auch das gehört für Furrer dazu. Auf die Frage, was ihm an seinem Job als Regisseur denn am besten gefällt, antwortet er verschmitzt: «Am meisten mag ich es, dass ich keine Texte mehr auswendig lernen muss, seit ich Regisseur bin.»

Nach über 30 intensiven Proben, sogar mit Probewochenenden, sind alle Mitglieder bereit für den Auftritt. 1000 bis 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden erwartet. Die letzte Vorstellung findet am 12. Mai statt. Ob er jeweils melancholisch wird, nachdem der letzte Vorhang gefallen ist? Der Regisseur verneint erstaunt und erinnert daran, welche weiteren Aufgaben ihn in seinem gut strukturierten Alltag erwarten. «Da bleibt keine Zeit für Melancholie.»

Und bald beginnen bereits wieder die Vorbereitungen für die nächste Saison. Das heisst, es muss erst einmal ein spannendes Drehbuch gefunden werden. Danach stehen noch viele Schritte an wie das Verteilen der Rollen, die Planung der Kulissen oder die Auswahl der Requisiten. Dann geht es wieder an die Proben und den Feinschliff, damit das Publikum auch im nächsten Jahr begeistert werden kann.

«Am meisten mag ich es, dass ich keine Texte mehr auswendig lernen muss, seit ich Regisseur bin.»

cw

Veröffentlichung: 03. Mai 2018 / Ausgabe 18/2018

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