Höllisch gut kombiniert


Mit seinem Langlaufsieg legte der Schreiner Oliver Zurbrügg (27) den Grundstein zur Titelverteidigung bei der Super-Kombination am Inferno-Rennen in Mürren. Bild: Bruno Petroni


Mit seinem Langlaufsieg legte der Schreiner Oliver Zurbrügg (27) den Grundstein zur Titelverteidigung bei der Super-Kombination am Inferno-Rennen in Mürren. Bild: Bruno Petroni
Das Inferno-Rennen Mürren ist der wohl verrückteste Ski-Event des Jahres: 1850 Athleten, ein Nachtlanglauf, ein Riesenslalom und eine teuflische Abfahrt. Im Intervall von zwölf Sekunden stürzen sich die Teilnehmer am Schilthorn die Piste hinunter, bewältigen steile Hänge sowie eine Steigung – bis sie nach 14,9 Kilometern und mit brennenden Oberschenkeln die Ziellinie in Lauterbrunnen passieren. Die Jungfrauregion befindet sich in diesen Tagen im Ausnahmezustand, und bei Oliver Zurbrügg steigt das Rennfieber. Der Schreiner aus Lauterbrunnen geht als Titelverteidiger der Super-Kombination an den Start. Er ist verhalten zuversichtlich: «Bei drei Rennen kann einiges schieflaufen.» Aber der Ehrgeiz des Spitzensportlers ist geweckt. Übers ganze Jahr betrachtet ist das infernale Ereignis jedoch nur eine weitere Trainingseinheit. Als Kind und Jugendlicher träumte Zurbrügg vom alpinen Weltcup. Im Kader des Berner Oberländischen Skiverbands arbeitete er hart für diesen Traum. Es kam anders. Verletzungen warfen ihn zurück, und gegenüber der Konkurrenz hatte er einen entscheidenden Nachteil: «Ich war kleiner und leichter als sie.» Er suchte nach neuen Zielen und richtete den Fokus zusehends auf das Zweirad. Auf dem Bike machte Zurbrügg schnell Fortschritte und sorgte für Gesprächsstoff – zum Beispiel vor vier Jahren, als er, damals noch Hobbyfahrer, die Swiss Bike Marathon Series für sich entschied und dabei sämtliche Lizenzfahrer im Feld auf die Plätze verwies.
Eine Begegnung mit dem Wheeler-Team in der Toskana – die Profifahrer weilten zum Saisonausklang in Italien, Zurbrügg war ihr Guide – brachte einen Karriereschub. «Sie stellten fest, dass ich auf dem Velo gar nicht mal so langsam bin», sagt er und lacht. Kurzerhand wurde er ins Team aufgenommen. Auf langen, technisch anspruchsvollen Strecken mit vielen Steigungen und Abfahrten fühlt sich der Ausdauerathlet wohl.
Im flachen Gelände sei er ohne Chance, in den Bergen dagegen ist er zu Hause. «Ich bin in Lauterbrunnen aufgewachsen und da geht es nun mal immer ‹obsi›», erklärt er. Im Winter trainiert er vor seiner Haustür und hält sich mit Bergläufen, Skitouren und Langlauf fit. Aktuell fährt Oliver Zurbrügg für das Marathon-Team von Bixs. Er ist gut unterwegs, der Abstand zur absoluten Spitze wird kleiner. An der WM letztes Jahr in Val Gardena fuhr er auf Rang 34. Sein Ziel, die Top 30, verpasste er nur knapp, und dies trotz einem Platten. Den Erfolg verdankt er auch seinem Umfeld. Freunde, Freundin, Vater oder Mutter stehen häufig am Streckenrand. Sind die täglichen Trainingskilometer abgespult, kann er bei ihnen abschalten und auftanken. «Ich bin kein Star wie Cancellara, aber ich gebe alles für meine Ziele. Da ist es wichtig, ein gutes Umfeld zu haben.»
Seit 2015 ist der 27-Jährige nur noch Teilzeitschreiner; von März bis Oktober konzentriert er sich ganz auf den Sport. Der Aufwand hat sich bezahlt gemacht: «Ich konnte mich konstant steigern», sagt er. Auf diesem Niveau steckt der Teufel im Detail. «Es braucht unglaublich viel Arbeit, um die kleine Lücke zu den Allerbesten zu schliessen», erklärt er. Deshalb arbeitet Zurbrügg 2016 erstmals mit einem Trainer.
Aber zunächst konzentriert er sich auf den Höllenritt am Inferno-Rennen. Den Langlauf hat er bereits für sich entschieden, den Riesenslalom als Neunter beendet. Mit der Startnummer 10 geht er in die Abfahrt.
Ein Sturz des vor ihm gestarteten Fahrers wirft ihn zurück. Am Ende ist es knapp, aber es reicht. Die Mission Titelverteidigung ist geglückt. So kann das Jahr 2016 weitergehen.
«Es braucht unglaublich viel Arbeit, um die kleine Lücke zu den Allerbesten zu schliessen.»
Veröffentlichung: 04. Februar 2016 / Ausgabe 5/2016
Leute. Martin Rindlisbacher aus Utzigen BE ist ein vielseitiger Mensch: handwerklich geschickt, musisch begabt, hat ein Auge für Fotografie und ist dazu auch noch Autor von berndeutschen Büchern. «Die Kreativität liegt wohl in meinen Genen», sagt er und schmunzelt.
mehr
Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.
mehr
PaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr