Holz in den Gartenbau gebracht

Markus Mai (58) brachte sich und sein Handwerk in eine Gartenbaufirma ein. Bild: Franziska Gertsch

Markus Mai ist ein Macher. Das war er immer schon und das ist er auch heute in der Gartenbaufirma, die er mit drei Partnern führt. Mit der Berner Gartenkultur GmbH legt er Gärten an, die mehr sein sollen als eine einfache Aussenumgebung. «Wir wollen einen Garten erschaffen, der als Wohn- und Lebensraum optimal zu seinem Besitzer passt. Dabei kultivieren wir ein Stück Natur und streben stets Exzellenz an», wirbt er.

Dass der ausgebildete Schreiner heute als Gartenbauer auf der Baustelle steht, ist einer wechselvollen Lebensgeschichte geschuldet. Schon bald nach der Lehre im Emmental bildete sich Mai zum Sozialpädagogen aus. «Ich habe in den 25 Jahren im sozialen Bereich und doch immer auch mit Holz gearbeitet», sagt er. Der 58-Jährige leitete in Institutionen für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen Werkgruppen, baute Beschäftigungswerkstätten auf oder unterrichtete während 14 Jahren als Werklehrer. Sein soziales Engagement ging aber weit über den Beruf hinaus. Mit elf Mitstreitern baute er vor über 20 Jahren ein Mehrfamilienhaus in der Nähe von Thun. Dieses ist nicht nur als generationenübergreifendes Wohnprojekt mit Gemeinschaftserfahrungen konzipiert, sondern es leben dort auch Menschen, die Unterstützung benötigen. «Als Sozialpädagoge habe ich wiederholt erlebt, dass die berufliche Integration zwar gelingt, aber zum abschliessenden Schritt zurück in die Selbstständigkeit ein soziales Netz fehlt. Das wollen wir diesen Menschen bieten», erklärt er. Er habe immer schon das Bedürfnis gehabt, sich sozial zu engagieren. Doch nach jahrelangem Einsatz und der Krebserkrankung eines seiner sechs Kinder stürzte Mai vor rund 20 Jahren in ein schwarzes Loch.

Er erlitt ein Burn-out und kämpfte sich über drei Jahre lang mit der Hilfe seiner Familie und von Freunden zurück ins Leben. «Es ist ein Wunder, dass ich den Weg zurückgefunden habe», sagt er. Als er einige Jahre später erneut an einen Punkt gelangte, an dem er merkte, dass ihm die Kräfte ausgehen, zog er die Notbremse. Er nahm sich eine Auszeit und heuerte dann als Hilfsarbeiter im Gartenbau-Unternehmen von Freunden an. Als Schreiner brachte er das Element Holz in die Firma. Rasch baute er immer mehr Holzdecks und fix installierte Holzmöbel und eignete sich Kenntnisse im Gartenbau an. «Die Arbeit an Gärten erfüllt mich. Besonders mag ich die Vielseitigkeit der Materialien: Ich arbeite mit Stein, Erde, Pflanzen, Wasser, Metall, Licht – und eben auch sehr viel mit Holz», erklärt er. Seit über zwölf Jahren ist Mai Mitinhaber einer preisgekrönten Firma, die sich sozial engagiert und deshalb auch Menschen mit einer Beeinträchtigung beschäftigt. Das Erfolgsrezept? «Wir verwirklichen besonders schöne Projekte, weil wir die Kundenwünsche und die Begabungen der Mitarbeitenden zusammenbringen.» Ausserdem liege ihrer Arbeit der christliche Glaube zugrunde. «Wer nach christlichen Werten arbeitet und führt, erreicht Grösseres und ist letztlich wirtschaftlich erfolgreicher», ist er überzeugt.

Auch wenn Mai mit seiner Tätigkeit zufrieden ist, rührt er heute noch die Werbetrommel für die Schreinerlehre: «Man erwirbt extrem vielseitige Fertigkeiten. Und es lohnt sich definitiv, ein Handwerk zu erlernen und in diesem Bereich Exzellenz anzustreben.»

«Und es lohnt sich definitiv, ein Handwerk zu erlernen und in diesem Bereich Exzellenz anzustreben.»

fg

Veröffentlichung: 13. September 2018 / Ausgabe 37/2018

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