In Holz schwimmen

Mit stehenden Bohlen konstruiert, können beliebige Formen für einen Timberra-Pool realisiert werden. Bild: Der Steirerhof

Naturpools in Holz.  Mit Holz lassen sich auch Swimmingpools bauen. Eine gelungene Kombination. Denn für das ungetrübte Badevergnügen in klarem Wasser sorgen bei solchen Naturbecken nicht etwa Chemikalien, sondern fein abgestimmte biologisch-mechanische Filteranlagen.

So mancher Messebesucher staunte nicht schlecht an der letzten Swissbau in Basel. Gleich zwei Aussteller zeigten Swimmingpools aus Holz, besser gesagt, beide. Denn das Badevergnügen in Holz bieten vor allem zwei Holzbauer aus Österreich an. Die Philosophien unterscheiden sich dabei etwas, gemeinsam ist ihnen das Besondere an diesen Pools: das Schwimmen in Holz. Kleinere Holzpools als Bausatz kann man dagegen aus vielerlei Quellen beziehen, während die beiden Hersteller «Timberra» und «Holc» eine massgeschneiderte Erstellung und damit auch eine beliebige Grösse umsetzen können.

Dabei liegen die Knackpunkte noch nicht einmal bei der Verwendung und der Konstruktion in Holz. Das Zusammenspiel der Komponenten muss stimmen. «Bei unseren Naturpools kommt kein Chlor zum Einsatz, das den Schmutz zersetzt und im Wasser erhalten bleibt, sondern Filtertechnologie, die durch eine ständige Umwälzung mittels Pumpen das Wasser vom Schmutz befreit», erklärt Klaus Reiter, Inhaber der Timberra Holzsysteme GmbH. Dies gilt für alle Naturpools, die sich generell immer grösserer Beliebtheit erfreuen, auch solche aus Beton oder in anderen Materialien.

Das Mass der Technik ist entscheidend

Die Begrifflichkeiten für das Badevergnügen ohne chemische Wasserzusätze gehen etwas durcheinander. Ein Schwimmteich unterscheidet sich vom Bio- oder Naturpool vor allem durch den Grad der eingesetzten Technik. Je weniger Technik verwendet wird, desto grösser muss die bepflanzte Fläche sein, die für die Aufbereitung des Wassers benötigt wird. Auch ein Holzpool innerhalb eines grossen Schwimmteiches mit Pflanzen ist möglich. Der besondere Charme eines Naturpools in Holz liegt in seiner optischen Anmutung als Pool und der mittels des sogenannten Skimmers biologisch-mechanischen Wasseraufbereitung durch Filteranlagen mit Mikroorganismen. Diese Flachwasserzone mit Sand und Kies zur Filtrierung kann auch gänzlich versteckt und analog der Randgestaltung etwa mit einem Holzrost abgedeckt und damit unsichtbar sein. Die Technik kommt dann mit einem Flächenanteil von wenigen Prozent von der gesamten Poolfläche aus. Zusammen mit dem Poolrand als Holzdeck ist die Ausführung eines solchen privaten Schwimmbades komplett in Holz möglich.

Trickreiche Verbindungen

Damit ein Swimmingpool in Holz auch in der Praxis einwandfrei funktioniert, kommt ein einfacher Trick zur Anwendung. Die Holzkonstruktion muss permanent und komplett unter Wasser sein. Zusammen mit einem nährstoffarmen, klaren und hautfreundlichen pH-Wert des Wassers bleibt das Holz stets durchfeuchtet und so vor allem lange haltbar. Was dem Pflanzenwachstum zu Schaffen macht, nützt hierbei dem Holz.

Ein weiterer «Trick» kommt bei der Konstruktion von Timberra zum Tragen. Die Bohlen der Wände werden leimfrei, allein mittels Klemmleisten in Längsrichtung mit der Form eines doppelten Schwalbenschwanzes miteinander verbunden. Für die Poolwände und gegebenenfalls auch für den Boden kommt dabei ausschliesslich das Holz der Weisstanne zum Einsatz. Dieses ist bekanntlich harzfrei und beeinträchtigt so nicht die Wasserqualität. Das patentierte Verfahren braucht auch deshalb keinen Klebstoff, weil das Holz durch die Wasseraufnahme quillt und so die Fugen dicht werden. «Das Holz befindet sich nie oberhalb der Wasserlinie und wird so permanent durchfeuchtet und dadurch an den Verbindungen dicht», sagt Reiter.

Anders als bei herkömmlichen Pools verbleibt das Wasser durch die ununterbrochene Reinigung biologisch-mechanischer Art ganzjährig im Pool. «Frostige Temperaturen vorausgesetzt, kann man im Winter sogar auf dem eigenen Pool Schlittschuh laufen», weiss Herbert Lassnig, Inhaber der Holc Lassnig GmbH.

Montage eines Pools

Im Gegensatz zu den Timberra-Pools aus stehenden Bohlen in Weisstanne baut Holc seine Naturpools aus Brettsperrholz. In beiden Fällen erfolgt die Vorfertigung im Werk, sodass ein Schwimmbecken innerhalb von ein bis zwei Tagen montiert werden kann. «Bevor ein Naturpool aufgebaut wird, muss für einen waagrechten und setzungsfreien Untergrund gesorgt werden. Eine Betonplatte ist nur eine Möglichkeit von vielen, allerdings die bevorzugt eingesetzte Variante», erklärt Reiter.

Auf den vorbereiteten Untergrund kommt dann zunächst ein Vlies und darauf eine Kautschukfolie, die für eine dauernde Boden- und Seitenabdichtung sorgt. Ein Kontakt zum feuchten Erdreich muss natürlich vermieden werden. Dann können die Wände aus Holz gestellt werden und je nach Kundenwunsch wird der Boden mit Naturstein, keramischen Fliesen oder auch Holz ausgeführt.

Zu so mancher Detailausbildung möchte Reiter lieber keine Auskunft geben. Wie immer steckt der eine oder andere Teufel darin. Und wie so oft gibt es Akteure, die ein solches Produkt auch nachbauen. Hinter dem Naturpool läge langjährige Entwicklungsarbeit, erklärt Reiter. Alle Bestandteile müssten miteinander harmonieren. «Das Problem dabei ist nicht eine neue Konkurrenz, sondern, dass Fehler aus Unerfahrenheit gemacht werden. Bei einem fehler- haften Naturpool würde der Kunde dem Sichtbaren, also der Holzkonstruktion, den Fehler zuschreiben», weiss Reiter aus Erfahrung. Neben Konstruktionsdetails sind es vor allem die Wasser selbst, die nach viel Erfahrung verlangen. Denn jedes Wasser ist anders. Ein Feld, auf dem auch jeder Spezialist täglich hinzulernt.

Teilweise hat man das Know-how zusammen mit den Herstellern von Filteranlagen über mehr als zehn Jahre hinweg aufgebaut. Denn so gilt es zum Beispiel auch, Belastungen mit der Technik auffangen zu können. Dies können aussergewöhnliche Eintragungen aus der Umgebung sein, etwa durch Starkregen eingespültes Düngemittel aus der Landwirtschaft. Bezogen auf die lange Nutzungszeit eines solchen Swimmingpools müssen auch solche Attacken abgepuffert werden können, ohne die Hygiene und die optische Sauberkeit zu beeinträchtigen. «Der Teil des Holzbaus macht noch nicht einmal die Hälfte des Konzeptes aus», so Reiter, weshalb ein Poolbauer auch immer ein Wasserwerker sein muss.

Hygienisches und klares Wasser

Während man bei einem Schwimmteich mit bepflanzten Reinigungszonen auch mit tierischen Gästen aller Art rechnen muss, bietet der richtig geplante Naturpool kein geeignetes Umfeld für Stechmücken und andere unliebsame Begleiter. Grundlage dafür ist die ständige Umwälzung des Wassers durch die mikrobiologische Filteranlage. Diese sorgt für nährstoffarmes Wasser, wodurch etwa ein Algenwachstum im Wasser vermieden wird. Andererseits ist der sogenannte Biofilm ein wichtiger Bestandteil von sauberem Wasser. Dort sitzen ebenfalls mit dem Abbau von Inhalts- und Nährstoffen beschäftigte Lebewesen und halten ein Gewässer in einem dynamischen Gleichgewicht.

Der Biofilm siedelt sich vor allem an festen Oberflächen an. Nur Wasser komplett frei von Nährstoffen hat keinen Biofilm, was dann aber nicht mit einem Naturpool funktioniert. Gleichwohl erwarten die Kunden kristallklares Wasser, weil für diese die optische, ästhetische Qualität des Pools entscheidend ist. Das sagt aber noch nichts über die Hygiene des Wassers aus. So kann es sein, dass ein visuell als rein empfundener Pool gesundheitlich bedenklich ist, während ein anderer mit leichter Trübung des Wassers hygienisch völlig unbedenklich ist.

Aufwendige Wartung

Das mit dem Wasser ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Eine vorausgehende Analyse der Inhaltsstoffe des Wassers, mit dem ein Pool gefüllt werden soll, ist unabdingbar. Es macht einen deutlichen Unterschied, ob ein Pool in Graubünden oder im Jura errichtet wird. Und es macht einen Unterschied, ob das Wasser dabei aus dem Hahnen kommt, vom Himmel fällt oder aus einem Bachlauf stammt.

Schliesslich kommt der Pflege, der Reinigung und der Wartung eines Naturpools eine besondere Bedeutung zu, damit das Badevergnügen von Dauer ist. Die Flächen und Randbereiche eines Pools müssen mindestens zweimal jährlich mechanisch gereinigt werden. Dafür gibt es Roboter, die an sich aber auch gewartet, sprich gereinigt werden müssen. Ebenso die Filteranlagen müssen mittels Rückspülung regelmässig von den unerwünschten Ansammlungen befreit werden. Kein Wunder, gibt es inzwischen sogar Dienstleister, die sich um die regelmässige Kontrolle und Pflege der Badegewässer kümmern.

Der Swimmingpool – ob aus Holz als Naturpool oder konventionell gebaut mit Chlorwasser gefüllt – gilt immer noch als Luxusartikel. Ein Pool aus Holz ist aber nicht unbedingt teurer als ein konventioneller Pool auf hohem Qualitätsniveau, so der Fachmann Klaus Reiter. Die aufwendige Technik der Filteranlagen für einen natürlichen Pool ist jedoch hochpreisiger.

Bei den Betriebskosten sieht es wieder anders aus. Aufgrund der guten Wärmedämmung und des geringen Auskühleffektes des Wassers in Holz kann bei den Energiekosten im Falle eines beheizten Pools deutlich eingespart werden. Für einen Holzpool mit den Massen von 8 × 4 Metern muss man mit Energiekosten in Höhe von umgerechnet etwa 250 Franken pro Jahr rechnen. Bei einem herkömmlichen Pool können diese bis zu drei Mal so hoch liegen, so Herbert Lassnig.

www.timberra.comwww.holc.at

ch

Veröffentlichung: 14. Juni 2018 / Ausgabe 24/2018

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