«Holz und Musik ist Leidenschaft»

Daniel Waser (33) mit den Schüpferimeitli Silvia von Rotz-Bucher (l.) und Anita Tresch-Bucher. Bild: Jakob Christen

Daniel Waser schaut zur Begrüssung aus dem Fenster seines idyllischen Bauernhauses in Beckenried NW. Das rund 350 Jahre alte Gehöft liegt direkt am Vierwaldstättersee. «Holz fasziniert mich schon seit Kindesbeinen», erzählt der 33-Jährige, während er an seinem selbstgeschreinerten Arvenholztisch sitzt.

«Mein Vater ist Schreiner und Forstwart und so bekam ich schon früh mit, wie Holz geschnitten und geerntet wird.» Der Wald sei sozusagen seine zweite Stube gewesen. Er habe schon bald gewusst, dass er Schreiner oder Zimmermann lernen wolle. «Nach einer Schnupperlehre war mir klar, dass ich mich für den Schreinerberuf entscheide. Die Arbeit ist filigraner und das gefällt mir.» Heute arbeitet er in einem Beckenrieder Treppenbauunternehmen und reist in der ganzen Schweiz herum. Es ist nicht nur das Holz, das den bodenständigen, naturverbundenen Familienvater begeistert: «Die Musik ist ein wichtiger Teil in meinem Leben», erzählt er. «Seit der dritten Klasse spiele ich Akkordeon. Als kleine Buben lauschten mein Bruder und ich an der Tür den Klängen meines Vaters und seines Kollegen bei den Proben.» Auch sein Vater liebt die Musik: Das Handorgelduett Waser-Käslin musiziert seit mehr als vierzig Jahren zusammen.

Unweit von Beckenried zwischen See und Bergen liegt die Bauernliegenschaft Schüpferi. Dort sind die «Schüpferimeitli» aufgewachsen, denen das Singen und Jodeln in die Wiege gelegt wurde. Seit 2011 begleitet Waser deren Gesang mit seinen Handorgelklängen. «Ich kenne Anita und Silvia vom ‹Musigen› und vom Ausgang», erzählt er. Begonnen habe alles mit einem Naturjodel-abend auf der Klewenalp. «Sie haben mich spontan angefragt, ob ich Lust habe, für diesen Abend zu proben.» Zwei Jahre später hat das Trio einen Auftritt im Schweizer Fernsehen und gewinnt die Alpenrosentrophäe. «Dadurch wurden uns viele Türen geöffnet.» Kurz darauf erscheint die erste CD: «S’Härz vonrä Muetter». Wenn Waser nicht mit Holz arbeitet oder musiziert, hat er noch eine andere Leidenschaft: Er zeichnet Porträts mit Bleistift. Diese sind so genau, dass sie kaum zu unterscheiden sind von einem Foto. «Es kommt vor, dass ich an einem Porträt bis zu siebzehn Stunden arbeite.» Nach einer oder zwei Stunden brauche er aber eine Pause, denn die Arbeit sei mit höchster Konzentration verbunden. «Und manchmal auch mit Nachtarbeit», lacht er. Um die siebzig Porträts habe er schon angefertigt. Schnitzen gehört auch zu Wasers Freizeitbeschäftigungen. «Da ist es ähnlich wie beim Zeichnen: Für beides braucht man ein genaues Vorstellungsvermögen.» Damit aber noch nicht genug der Freizeitbeschäftigungen: «Im Winter gehört ‹Geisslä chlepfä› dazu», fügt er an. Bleibt bei allen Aktivitäten noch genug Zeit für die Familie?

«Die Familie ist das Wichtigste», sagt Waser. Die bald dreijährige Maria geniesse es, wenn sie mit «Dädi» und seinem Holzkanu in den See sticht und zum Bräteln fährt. Das Kanu hat er mit seinem ehemaligen Lehrmeister gebaut. «Fünf Meter ist es lang und aus Weisstanne, Lärche und Nussbaum.» Nach einem anstrengenden Tag genüge es manchmal, einfach im Garten zu sein und die Ruhe zu geniessen mit Blick auf den See und die umliegenden Berge.

«Als kleine Buben lauschten mein Bruder und ich an der Tür den Klängen meines Vaters und seines Kollegen bei den Proben.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 12. September 2022 / Ausgabe 36/2022

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