Holz weben

Rohe Fichtenbalken bilden die offene Fassade für die Lagerhalle in Dübendorf. Bild: Andreas Graber

Lagerhalle.  Um Brennholz zu lagern, genügt ein Schutzdach im Wald. Doch der Architekt Andreas Feurer überzeugte die Holzkorporation Dübendorf und entwarf eine luftige Holzbau-Konstruktion, die den Siedlungsrand mit dem Wald verzahnt.

Der Ururgrossvater sass schon im Vorstand der Holzkorporation, genauso wie jede folgende Generation. So erfährt der junge Architekt Andreas Feurer vom Vater und Präsidenten, dass die Holzkorporation im zürcherischen Dübendorf eine Fertighalle aufstellen will, und zwar auf einem Lagerplatz neben dem Werkhof im Gebiet Geeren. Der Bauplatz liegt am Ende der Siedlung, aber auch am Waldrand – laut Zonenplan sogar im Wald.

Der Kanton verlangt nach einer Spezialbewilligung. Feurer beginnt zusammen mit seinen Partnern von Clou Architekten aus Zürich mit Volumenstudien. Die Korporation als Bauherrschaft muss dem Kanton beweisen, dass man den Platz für 600 Ster Holz betrieblich tatsächlich braucht. Und die Beamten wollen keine geschlossene Halle. Sie stellen sich eher ein Schutzdach vor, wie man es schon andernorts in den Wald gestellt hat. Doch die jungen Architekten sehen im Projekt einen Abschlussstein der Siedlung, geben nicht klein bei und machen eigene Entwürfe.

Gebäude mit offenen Wänden

So kommt es, dass nun ein Mischwesen auf dem Grundstück steht. Das Volumen passt zu den umliegenden Häusern, doch mit «offenen Wänden» versuchen die Architekten, auch dem Wald gerecht zu werden.

Sechs Holzbinder stehen auf einem zu grossen Betonsockel, der auch als Arbeits- und Abstellfläche dient. Sparren und Pfetten tragen sekundär. Und da die Architekten nicht nur eine aufgesetzte Verkleidung wollten, trägt auch sie mit: «Wandpfetten» nennen sie diese nicht ganz ernsthaft. Ein Querbalken spreizt die schief stehenden Hölzer der Fassade auf, die sich oben mit den Pfetten verbinden.

Mit Nut und Zapfen

Was sprachlich schwer zu beschreiben ist, sieht in Wirklichkeit einfach aus. Würde man weben, wäre der Querbalken ein Schussfaden. Jedenfalls sind die 100 × 200 Millimeter starken Fassadenhölzer mit Nut und Zapfen verbunden und stehen auf einem Metallrohr, was das Leichte und Luftige der Konstruktion verstärkt – ein gelungenes Erstlingswerk mit Baukosten von rund 525 000 Franken. Von den Architekten wird man noch hören, denn sie planen für die Stadt Zürich die Siedlung Leutschenbach mit 400 Wohnungen. Den Wettbewerb haben sie 2015 gewonnen.

www.clouarchitekten.ch

IB

Veröffentlichung: 17. Mai 2018 / Ausgabe 20/2018

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