Hühnerställe und Rodelschlitten

Seit gut zehn Jahren baut und entwickelt Renato Stiz (58) Rennrodelschlitten. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Renato Stiz freut sich auf den Winter. Dann wenn wieder Schnee liegt und er mit dem Sportrodelschlitten die Hänge unsicher machen kann.

Doch zunächst ist da noch sein Beruf, und er zeigt auf einen Hühnerstall in Arbeit: «Während der Pandemiezeit hatten wir sehr viele Anfragen für Hühnerställe», erzählt der gelernte Schreiner aus Stansstad NW, der als Arbeitsagoge in der Schreinerei bei der Caritas in Luzern tätig ist. Hinter den Hühnerställen sind nebst Stühlen, Schränken und Tischplatten auch Rodelschlitten zu sehen. Daneben reihen sich Kufen, Beinlinge, Böcke und Holme, bereit zur Verarbeitung. Vor etwas mehr als zehn Jahren habe er begonnen mit der Entwicklung der Rodelschlitten. Ein Arbeitskollege habe ihn auf die Idee gebracht. Dieser sei nun Testpilot. Es sei eine ewige Tüftelei. «Der erste Prototyp mit Chromstahlschienen hat nicht funktioniert», erzählt der 58-jährige Vater von zwei Töchtern. Eine spezielle Stahllegierung sei die Lösung gewesen, und auch die Struktur der Schienen, Kufen-Biegung, und die Flexibilität des gesamten Rodels müsse perfekt passen. Der Sportrodelschlitten aus der Caritas-Werkstatt sei einer der schnellsten und erreiche ein Tempo von bis zu 70 Stundenkilometern – rund die doppelte Geschwindigkeit eines herkömmlichen Schlittens. Das Rodelschlittenprojekt ist nur eines von vielen bei der Caritas. In der Schreinerei bereiten Stellensuchende gespendete Möbelstücke auf oder arbeiten an anderen Holzprodukten. «Hier haben wir nebst unserer Schreinerei auch noch Nähatelier, Malerei, Velowerkstatt, Elektro- und Upcyclingwerkstatt und vieles mehr», sagt Stiz, der Menschen hilft, sich wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Und fügt an: «Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt.»

«Der Rodelschlittenbau ist eine ewige Tüftelei. Der erste Prototyp mit Schienen aus Chromstahl hat nicht funktioniert.»

So wird dann auch der Rodelschlitten von A bis Z in den Caritas-Werkstätten hergestellt. «Hier haben wir sogar die Möglichkeit, Firmenlogos auf die Sitzplanen zu plotten», sagt er. Er selber sei polysportiv. Im Winter sei er nebst dem Rodeln auch gerne auf den Langlaufloipen und im Sommer am Segeln. Aber auch Wandern, Pilze sammeln und Biken gehören zu seinen Freitzeitaktivitäten. So sei er vorige Woche quer durch Slowenien gebikt. «Ich bin durch und durch ein Naturmensch», sagt er mit einem Lachen. Wenn dann wieder Schnee liege, freue er sich auf die Freitagabende: «Diese sind ganz dem Rodeln gewidmet.» Dann gehe es nach Feierabend auf die Rodelbahn Melchsee-Frutt, und nach dem Rodeln geniesse man beim gemütlichen Beisammensein Fondue oder Raclette. Für das Rodeln brauche es ein paar grundlegende Handgriffe. Je nach Sportlichkeit sitze man aufrecht auf dem Rodel oder nach hinten gelehnt. Das Lenkseil halte man mit beiden Händen oder lasse eine Hand am Sitz. «Gesteuert wird der Rodel durch Gewichtsverlagerung und Zug am Lenkseil, so kann man lang gezogene Kurven wie mit einem Carving-Ski schön auf Zug fahren», erklärt Stiz. Mit dem Verein «Luzerner Rodelteam» geht er dann auch wieder an verschiedene Rennen. Schliesslich habe man mit den schnellen, sportiven Flitzern schon dreimal das Fruttrennen gewonnen und einen Sieg an den Schweizermeisterschaften geholt.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 23. Oktober 2023 / Ausgabe 41/2023

Artikel zum Thema

10. November 2025

Ein Sanitär mit viel Herz fürs Holz

Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.

mehr
03. November 2025

«In jedem von uns steckt ein Dörfler»

Leute. Gossliwil gibt es wirklich. «Ich bin wohl der einzige Gossliwiler, dem ihr in eurem Leben je begegnen werdet», sagt Valerian Mollet. «Und wenn ihr doch einmal jemanden anderen aus Gossliwil treffen solltet, dann ist das einer meiner Brüder.» Das Publikum im Casinotheater Winterthur lacht.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Leute