Hunde als Lebensinhalt

Sieben Jahre lang hat Schreiner Ralph Niederer (22) Leopard-geckos gezüchtet. Nun möchte er dies mit Hunden versuchen. Bild: SZ, Monika Hurni

Drei Hunde, zwei Katzen, fünf Leopardgeckos, eine Königsnatter und ein Aquarium voller Fische – was sich anhört wie eine kleine Zoohandlung, ist in Wahrheit das Zuhause von Ralph Niederer und seiner Freundin im thurgauischen Hauptwil. Angefangen hat alles im Teenageralter. Niederer wünscht sich nichts sehnlicher als Leopardgeckos. Doch seine Eltern sind nicht dafür zu begeistern. So beschafft sich der 14-Jährige während deren Ferien kurzerhand ein Terrarium und seine ersten beiden «Leos». Bald schon kauft er einen Brutkasten und beginnt die nachtaktiven Reptilien zu züchten. Die Weibchen legen alle vier Wochen zwei Eier. «Wenn du die nicht in den Brutkasten legst, dann wird nichts daraus», sagt Niederer. Die Temperatur entscheidet über das Geschlecht der Tiere. «Bei 26 °Celsius gibt es Weibchen und je höher die Temperatur, desto wahrscheinlicher werden es Männchen», erklärt der Züchter. Während seiner Schreinerlehre beginnt er, eigene Terrarien zu bauen. «Leos sind sehr pflegeleicht», sagt er. «Sie brauchen nur ein schönes Terrarium, ihre Mehlwürmer und genügend Wasser, um zufrieden zu sein.» Sieben Jahre lang hat der 22-Jährige Leopardgeckos gezüchtet.

Nun möchten er und seine Freundin, die er an einer Terrariumbörse kennengelernt hat, mit ihren Mini Australian Sheperds Milow und Eloa den Schritt in die Hundezucht wagen. Im Gegensatz zu den Geckos brauchen die Hunde viel Bewegung und ebenso viel Aufmerksamkeit. «Sie beanspruchen praktisch unsere gesamte Freizeit», sagt Niederer. Denn neben den beiden «Aussies» ist da ja auch noch die Deutsche Pinscherhündin Chelsea. Da ist der Garten vor dem Häuschen Gold wert. «Wenn wir draussen sind, ist Action, wenn wir drinnen sind, ist es ruhig.»

Um dem Bewegungsdrang der Hunde gerecht zu werden, geht Niederer mit ihnen zum Hundefrisbee. Wie die jüngere «Eli» hat auch Milow in der Kategorie «Mini» begonnen, wo es darum geht, den Frisbee innerhalb einer Minute möglichst oft zurückzubringen. Nun darf der «Grosse» in die Kategorie Freestyle wechseln. Hier wird jeweils eine zweiminütige Kür mit Musik erarbeitet, die dann an Wettkämpfen von einer Jury bewertet wird. Als Kriterien gelten Choreografie, Schwierigkeit, gefangene Würfe, Wurftechnik und das Zusammenspiel von Mensch und Hund. «Wir stehen noch ganz am Anfang», erklärt Niederer. Hundefrisbee sei aber nicht nur für Milow eine spannende Abwechslung, sondern auch für ihn selber guter Ausgleich zum Berufsleben. Noch ist Niederer als Schreiner tätig. Wegen stetiger Rückenschmerzen wird er wohl bald gezwungen sein, sich umschulen zu lassen. «Das fällt mir ziemlich schwer.» Eine vierjährige Ausbildung zu machen, um dann gerademal zwei Jahre auf dem Traumberuf arbeiten zu können, sei bitter. «Das Schreinern macht mir Spass. Ich finde es schön, am Ende des Tages zu sehen, was ich gemacht habe.»

Was er geleistet hat, sieht er auch bei seinen Hunden. Mit Milow hat er einen Trüffelkurs absolviert. Das Resultat führt er in seinem Garten vor, indem er einen Trüffel vergräbt, den die beiden vor wenigen Tagen gefunden haben. Milow kann sich vor lauter Aufregung kaum halten, beginnt sofort eifrig zu schnüffeln und hat den Pilz in kürzester Zeit gefunden. «Die Trüffelsuche ist ein guter Jagdersatz», erklärt Niederer, während er die Leine von Milows Halsband abmacht. Einem Halsband übrigens, dass er selber aus dem Nylonmaterial Paracord geflochten hat. Denn wenn Niederer und seine Freundin neben ihren Aktivitäten etwas Zeit finden, ruhen sie nicht einfach aus, sondern fabrizieren Halsbänder und Hundeleinen.

«Ich finde es schön, am Ende des Tages zu sehen, was ich gemacht habe.»

mh

Veröffentlichung: 01. Oktober 2015 / Ausgabe 40/2015

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