«Ich bin mein eigener Gegner»


Der Golfplatz liegt nicht in Schlagdistanz, aber sehr nah am Betrieb: Adrian Fisch (37) in der Ausstellung der Warger Schreinerei in Amriswil TG. Bild: Franziska Hidber


Der Golfplatz liegt nicht in Schlagdistanz, aber sehr nah am Betrieb: Adrian Fisch (37) in der Ausstellung der Warger Schreinerei in Amriswil TG. Bild: Franziska Hidber
Fünf Minuten oder 3,8 Kilometer. So nahe liegen Arbeit und Hobby für Adrian Fisch beieinander. Die Arbeit: Das ist die Schreinerei Warger in Amriswil TG. Hier setzt er als Geschäftsführer und Mitinhaber seine Strategien um. Das Hobby: Das ist der Golfclub im Nachbarort Erlen. Hier sind neben Fischs Strategien auch seine Muskeln gefragt. «Es mag erstaunlich klingen, aber ich habe tatsächlich öfter Muskelkater vom Golfspielen. Betroffen sind zum Teil Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt», sagt Fisch, legt einen Golfball auf den sechs Meter langen Tisch im neuen Ausstellungsraum der Warger AG und setzt spielerisch zum Schlag an. Mit Golfbällen hatte er schon als Bub zu tun. Der Bauernhof in Niederbüren SG, wo seine Mutter aufgewachsen ist, grenzt direkt an einen Golfplatz. Weilte Adrian bei seinem Gotti in den Ferien, spielte er mit Vorliebe mit den verschossenen Bällen, die er rund ums Haus fand. Zum Golfen aber ist der 37-Jährige erst vor fünf Jahren gekommen und auch das durch Zufall. Ein einfaches Zeitungsinserat hat ihn zum Sport gebracht, den er heute leidenschaftlich gern betreibt. «Es war eine Ausschreibung für die Platzreife-Prüfung», erinnert er sich und lacht: «Ehrlich, wenn ich im Voraus gewusst hätte, wie viele Regeln es gibt und wie komplex die Technik ist, hätte es mir womöglich abgelöscht.»Aber er kniete sich in die Materie, erlangte die theoretische Platzreife, übte mit seinem Lehrer auf dem Platz, feilte an der Technik, bestand die praktische Prüfung. Gestartet ist er wie alle mit einem Handicap von 54, inzwischen liegt es bei 10,7. Damit gibt sich der Schreiner nicht etwa zufrieden. Sein erklärtes Ziel für diesen Sommer: In den einstelligen Bereich vorzudringen.Er sei ein Zahlenmensch, sagt Fisch, und sein Handicap stets zu verringern, sehe er als Anreiz. «Dabei bin ich mein eigener Gegner – ich spiele immer gegen mich.» Genau das mag er am Golfen: «Anders als beim Fussball oder Tennis geht es nicht darum, gegen jemanden zu gewinnen.» Es ist nicht das Einzige, das ihn für diesen Sport einnimmt: «Mir gefällt es, mich in der Natur zu bewegen – ob im Hochsommer oder im Winter bei null Grad – und gleichzeitig Kopfarbeit zu leisten.» Nie könne er besser abschalten als beim Golfspiel, denn das Fokussieren auf den nächsten Schlag lasse kein Grübeln über andere Dinge zu. «Beim Joggen gehen mir tausend Dinge durch den Kopf, ich überlege dies und das, entwickle im Flow Ideen. Beim Golfen habe ich dafür keine Zeit.» Es gibt aber auch den geselligen Aspekt, gerade auf einem kleinen Platz wie Erlen: Man kennt sich, plaudert auch mal oder «schnurret dumms Züüg» beim Plauschturnier. Für Fisch ist Golf der ideale Familiensport. Seine Frau ist heute schon auf dem Golfplatz unterwegs, und vermutlich ist es eine Frage der Zeit, bis auch die beiden Kinder –ein Jahr und drei Jahre alt – ihre Bälle schlagen werden. Dass Golfen den Reichen und Schönen vorbehalten sein soll, gehört gemäss Fisch längst der Vergangenheit an. «Natürlich muss man etwas Geld in die Hand nehmen, aber das ist beim Skifahren nicht anders.» Die Kosten seien etwa vergleichbar, abhängig davon, welche Ansprüche man an die Ausrüstung stelle.Durchschnittlich acht Stunden pro Woche verbringt der Ostschweizer mittlerweile auf dem Golfplatz – das wirkt sich auch auf seine Arbeit aus, aber anders, als man womöglich vermuten würde: «Das Golfen hat mich geduldiger gemacht. Ich werde weniger schnell nervös, wenn im Betrieb etwas mal nicht so läuft, wie es sollte.» Die Distanz zwischen seinem Hobby und seinem Beruf ist rein mental weit geringer als die 3,8 Kilometer auf der Strasse.Franziska Hidber
Veröffentlichung: 15. Juli 2021 / Ausgabe 29-30/2021
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