Ich sehe was, was du nicht siehst

Prototyp bei Fenix: Induktion in die Küchenabdeckung integriert. Die Metallgleiter für das Kochgeschirr stehen einige Millimeter hervor. Bild: Christian Härtel

Messe.  Vom 17. bis 20. Oktober 2023 war wieder Sicam-Zeit im norditalienischen Pordenone. Die Veranstaltung der Möbelzulieferbranche für Beschläge, Materialien und Komponenten hat sich längst etabliert. Die 14. Ausgabe hielt einige Hinweise für das nächste Küchenjahr bereit.

Nach der Interzum ist vor der Sicam. Das gilt in ungeraden Jahren wie diesem, da die Interzum alle zwei Jahre stattfindet. Die beiden Messen für Beschläge, Materialien und Komponenten im Möbelbau decken den Markt ab. In Jahren, in denen der Platzhirsch Interzum in Köln läuft, geht es in der norditalienischen Provinz Pordenone meist etwas ruhiger zu. Die Interzum dominiert das Feld. Die Sicam, die jährlich im Oktober ein internationales Publikum lockt und in den letzten Jahren stets ausgebucht war, hat es dann etwas schwer, aus dem Schatten der grossen Veranstaltung in Köln zu treten. Daran ändert auch der neue Anbau an die zentrale Halle 5 nichts. Aber einige Hundert Quadratmeter Ausstellungsfläche sind so hinzugekommen, was dazu führt, dass Aussteller nicht abgewiesen werden müssen. Rund 650 Aussteller sollen einen Platz gefunden haben. An der Sicam lassen sich immer wieder Neuheiten finden, die nur dort zu sehen sind. Darunter auch Prototypen von Beschlägen und Komponenten, um die Reaktionen in der Branche zu erkunden.

Neue Ideen für das Kochfeld

Hie und da erhielt man an den Ständen die Auskunft «wir zeigen nichts Neues». Aber gerade im Hinblick auf die kommende Küchenmesse am Salone del Mobile in Mailand gab es doch einige Zeichen zum Deuten.

So dürfte das Kochfeld schon bald vielgestaltiger werden. Bislang in der Regel mit dunklem Glas ausgeführt, werden die Kooperationen zwischen den Unternehmen zahlreicher, vor allem zwischen Herstellern der Induktionsherde und den Materialproduzenten. Am Ende sieht man fast nichts mehr, weil das Induktionsfeld integriert und auf das Material abgestimmt ist. Waren es bislang vor allem keramische Werkstoffe, auf denen man sein Kochgeschirr scheinbar frei platzieren konnte, hat nun Fenix von Arpa auch sein eigenes unterbautes Kochfeld in der Schublade. Lediglich vier Metallstäbe sind sichtbar, auf denen das Kochgeschirr steht. Einen etwas anderen Weg geht der Spülenspezialist Blanco. Das Unternehmen kooperiert mit dem niederländischen Hersteller von Gasherden Pitt. Pitt fertigt konfigurierbare Gas-Kochstellen als einzelne Brenner, die separat in die Abdeckung platziert werden. Jetzt gibt es diese Art auch als Induktionsplatten.

Nichts zu sehen von Kochzonen ist wiederum bei Cooking Surface Prime. In den Feinsteinzugplatten ist die Technik unsichtbar integriert. Auf die nächste italienische Küchenmesse Eurocucina im April 2024 darf man durchaus gespannt sein.

Die nächste Sicam findet vom 15. bis 18. Oktober 2024 statt. Für ein Jahr gilt: Nach der Sicam ist vor der Sicam.

www.exposicam.it

 

Korpusverbinder, der hält

Für Platten ab 16 mm Stärke hat der deutsche Hersteller Scheulenburg einen neuen Korpusverbinder gezeigt, der in gewohnter solider Qualität daherkommt. Stirnseitig wird das Material mit einem Stufenbohrer zur Aufnahme der massiven «Hülse» gebohrt. Dieses Herzstück wird später mit einer Madenschraube angezogen. Für das Eindrehen gibt es ein Hilfswerkzeug. Das Gegenstück ist Bolzen in zwei Varianten. Zum direkten Eindrehen nach dem Bohren oder mit metrischem Gewinde in eine Eindrehmuffe. Fixiert wird die Verbindung dann über die M5- Madenschraube mit einem Anzugweg von bis zu 3,5 mm. Sichtbar bleibt die 6-mm- Bohrung für die Madenschraube.

In der Schweiz sind die Scheulenburg-Produkte bei der Ackutech AG in Rotkreuz ZG erhältlich.

www.ackutech.ch

 

3D-Furnier für Formen

Das dreidimensionale Furnier des italienischen Herstellers Xilowood hat eine stärkere und eine schwächere Richtung, wenn es um das dreidimensionale Formen geht. Diese Richtungsabhängigkeit resultiert aus dem Herstellungsverfahren. Auf einem Vlies aufgebracht, wird das Furnier in Längsrichtung mit einer Klinge geritzt, wodurch es flexibel wird.

www.xilowood.com

 

In beide Richtungen

Das norditalienische Unternehmen Colcom ist Teil der Simonswerk-Gruppe. Als Spezialistin für Türbänder und Beschlagsysteme für Ganzglastüren und hydraulische Bänder hat Colcom mit dem Band Originale eine Weiterentwicklung des Biloba-Türschliesserbandes gezeigt, das es schon viele Jahre gibt. Die Tür schliesst selbsttätig und behält und arretiert bei 0° und 90° in beide Richtungen. Die Türbreite ist auf 1000  mm, das Türgewicht auf 100 kg begrenzt.

Optisch ist Originale äusserst gefällig, weil es keine sichtbaren Schrauben oder andere störende Elemente gibt. Neben Aluminium gibt es das Band auch in einer dunklen Ausführung.

www.simonswerk-group.com

 

Jetzt auch mit textilem Look

Rehau bietet ein umfassendes Sortiment an Möbelrollläden aus Aluminium mit verschiedenen Oberflächen samt einem Konfigurator, um die jeweilige Situation einfach und schnell zu lösen.

Neben vielen Dekoren und Glasimitat zeigte das Unternehmen in Pordenone nun auch Rollläden in Stoff- und Filzoptik. Dabei handelt es sich um bedruckte Lamellen, welche echte Stoffe und Filze replizieren sollen. Derzeit sind vier unterschiedliche Textildekore sowie ein Filzdesign verfügbar, was das Sortiment noch umfänglicher macht.

interior.rehau.com

 

Werkbank bei Bedarf

Wer zusätzliche Rüstfläche in der Küche benötigt, hat mit Oplà von Atim eine Option. Ein paar Handgriffe genügen, um die Arbeitsfläche aus dem Schrank zu ziehen. Ein kleiner Schwenk nach oben und zurückstossen – angerichtet ist die erweiterte, mit dem Tablar flächenbündige Arbeitsfläche. Die Version aus Edelstahl ist in 600 und 1200 mm Breite erhältlich. Die Tragkraft des Auszuges aus Aluminium beträgt bis zu 80 kg. Wer eine andere Oberfläche möchte, kann die Auflage auch selbst fertigen. Für die hölzige Variante hält Atim den Beschlag auch ohne Tablarfläche vor.

www.atimspa.com

 

Holz auf Aluminium

Das Ummanteln von Aluminiumprofilen wird meist mit Dekorfolien bewerkstelligt. Je feiner die Ausprägung des Profiles, desto heikler das Unterfangen. Das norditalienische Unternehmen Fiam hat sich auf die Ummantelung mit echtem Holz spezialisiert und darin über die Jahre grosses Know-how aufgebaut. Besonders interessant ist das Verfahren bei Konstruktionen in kleinen Querschnitten und Abmessungen, für die Holz zu wenig stabil ist, aber die Oberfläche und Haptik des warmen und angenehmen Holzes gewünscht sind. So arbeiten die italienischen Hersteller von Schiebe-Raumteilern wie ADL/Boffi, Rimadesio oder Lualdi mit der Holzummantelung ihrer Profile.

www.fiamlegno.it

 

Feuer von der Rolle

Das österreichische Label Sun Wood by Stainer hat in den letzten Jahren mit siebdruckbeschichteten Platten auf sich aufmerksam gemacht. Die Oberflächen bieten eine besondere, natürliche Haptik. In Pordenone hat das Unternehmen erstmals die Ergebnisse seiner Bemühungen mit Linoleum gezeigt. Zum Einsatz kommt das Möbellinoleum von Forbo mit Sitz in der Schweiz. Sun Wood veredelt die Oberfläche des Rollenmaterials, so- dass etwa eine verkohlte Holzoberfläche nachgebildet werden kann. Auch ein wie Baumrinde wirkendes Design ist im Angebot. Daneben sind es vor allem Holz- und Unitöne, die mit einer kratzfesten Farblackierung versehen werden.

www.stainer-sunwood.com

 

Staunen beim Schieben

Der Schiebetürbeschlag Magic von Ternoscorrevoli sorgt immer wieder für Staunen beim Fachpublikum. Der Grund: Man sieht keinerlei Führungselemente. Die Tür scheint vor der Wand zu schweben und wird doch sicher geführt. Nun hat das Unternehmen Magic 2 im Programm. Das Upgrade beinhaltet vor allem den Dämpfungsmechanismus, der die Bedienfreundlichkeit verbessert. Die Höhenverstellung der Tür erfolgt vom Boden aus über den eingelassenen Laufwagen. Dieser soll grössere und leisere Gummirollen bekommen haben. Der Abstand der Tür zur Wand und die Parallelität sind ebenfalls justierbar. Eingestellt wird dies über die Führungseinheit mit Laufwagen, der sich eingefräst in der Türfläche befindet.

www.ternoscorrevoli.com

 

Matt bis in die Poren

Sieht aus wie Eiche und soll sich auch so anfühlen: Der Holzwerkstoffhersteller Egger will mit der neuen ST40 Feelwood Oakgrain mit Matt-in-Matt-Ausführung der natürlichen Optik und Haptik von Holz besonders nahekommen. Die Oberfläche soll wie ein geöltes Furnier wirken. Möglich wird dies, weil sowohl die Holzporen in der Tiefe als auch die Struktur zwischen den Poren matt ist.

www.egger.com

 

Klein und fein

Nach unten öffnende Klappen weisen konstruktionsbedingt meist störende Scharniere im Zugriffsbereich auf. Italiana Ferramenta hat mit Kimana Skin ein Scharnier im Angebot, das nur wenig aufträgt und auffällt. Einstellbar ist das Band in der Tiefe, horizontal und verti- kal. Die Schrauben sind durch Abdeckkappen verdeckt. Weitere Besonderheit: Die Klappenstärke beginnt bei 16 mm.

www.italianaferramenta.it

Christian Härtel, CH

Veröffentlichung: 26. Oktober 2023 / Ausgabe 43/2023

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