Im Rausch der Oberfläche

Die Chemikalien-Bar: In zwei Wochen arbeiteten sich die Schreiner durchs Oberflächenmaterial. Archivbild: VSSM

75 JAhre Bürgenstock.  Ablaugen, wässern, schleifen und polieren: Im Oberflächenbehandlungskurs auf dem Bürgenstock war viel Handarbeit gefragt. Kombiniert mit dem Lehrstoff über chemische Substanzen traf die Weiterbildung damals eher den Geschmack des männlichen Publikums.

«Guten Tag, meine Herren, wo liegen die Probleme?» So startete Rolf Günther am Ende der 1970er-Jahre jeden Morgen um 8 Uhr den Oberflächenkurs auf dem Bürgenstock. Die Männer waren unter sich. Frauen, die sich mit chemischen Beizen, Harzen und Lacken auseinandersetzen wollten, gab es damals kaum.

Zu dieser Zeit war sehr viel Handarbeit gefragt. In den zweiwöchigen Kursen wurden viele Stunden mit Ablaugen, Wässern, Bleichen, Mattieren, Schleifen und Polieren verbracht. Nach viel Lösungsmittelduft und Schleifstaub ging es an den Abenden entsprechend mit Bierschaum und Inspirationsgeist im Restaurant Trogen weiter.

Aufgefrischte Serviertabletts

Jeder Teilnehmer nahm 30 A3-Musterbrettchen und ein kleines Möbel zum Auf-frischen zu den Kursen mit. Speziell das Restaurieren, das Ausbessern und das Angleichen wurden mit Akribie geübt. Um praktische Erfahrung zu sammeln, wurden auch grössere Arbeiten gemacht, zum Beispiel die Schulräume im Schreinerhaus aufgefrischt oder der grosse Konferenztisch im Sitzungszimmer restauriert. Nicht zuletzt wurden auch die Servierboyrollis und die Serviertabletts des Waldhotels erneuert. Als Gegenleistung gab es von den Besitzern ein Dessert oder einen Apéro.

Damals wie heute wurden den Schreinern Farbenlehre, chemische Begriffe, Vorschriften zum Bearbeiten und Wissen um das Lagern und Entsorgen der Lacke eingetrichtert. Die gebräuchlichsten Holzarten waren Tanne, Fichte, Ahorn, Nussbaum, Eiche, Palisander, Mahagoni, Teak und Wenge. Im Laufe der 80er-Jahre kamen dann die MDF-Platten und vorgrundierten Spanplatten auf, die farbig lackiert werden konnten. Heute werden vor allem DD-Lacke verwendet, die sehr widerstandsfähig sind.

In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Oberflächenbehandlung in der höheren Berufsbildung von VSSM und Frecem etwas nachgelassen. Neben dem Grundwissen aus der Lehre und den Erfahrungen im Betrieb müssen rund 35 Lektionen genügen, um die wichtigsten Themen zu kennen. Spezialkurse werden an der Höheren Fachschule Bürgenstock zurzeit in Kombination mit den Diplomausbildungen angeboten.

RR

Veröffentlichung: 31. Oktober 2019 / Ausgabe 44/2019

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