Im Universum der Lackfarben


Der 36-jährige Marco Dossenbach sprayt in seiner freien Zeit Bilder aus Lackfarben. Bild: Franziska Herren


Der 36-jährige Marco Dossenbach sprayt in seiner freien Zeit Bilder aus Lackfarben. Bild: Franziska Herren
«Es dauert nicht länger als eine Viertelstunde, um ein Bild aus Lackfarben herzustellen», sagt Marco Dossenbach. Für ein Bild in Schwarz-Weiss würden ihm sogar fünf Minuten reichen. «Ich brauche dazu nur wenige Hilfsmittel: Farbe, Plastikfolie oder einen Plastiksack, einen Kessel, einen Pfannendeckel, eine Blechbüchse, Gummihandschuhe und einen Spachtel.» Wer seine effektvollen Bilder sieht, kann sich nur nur schwer vorstellen, dass diese in so kurzer Zeit entstehen können. An seiner Arbeitsstelle bei der Adler-Lack AG in Tuggen SZ, wo der gelernte Schreiner seit drei Jahren als Anwendungstechniker und Kursleiter arbeitet, dreht sich fast alles um Holzlackfarben. Dort entstehen auch all seine Bilder. Nachdem er eine MDF-Platte angeschliffen hat, zeigt er gleich vor, wie es geht: «Hier soll der Mond hinkommen», erklärt Dossenbach, während er auf der Platte eine leere Blechbüchse platziert. Mit der Fliessbecherpistole sprayt er mit schwarzer Lackfarbe um die Blechbüchse herum. «Nun fabriziere ich die Sterne», fährt er fort. Er spritzt sich weisse Farbe an seine Handschuhe und schnippt die Farbe auf das Bild, sodass winzige weisse Pünktchen in der schwarzen Fläche sichtbar werden. Auch den unteren Rand des Bildes sprayt er weiss. Er drückt eine Klarsichtfolie auf die weisse Fläche und bewegt diese leicht, sodass eine Struktur entsteht. Nun hebt er die Blechbüchse vom Bild. «Das ist der allerschönste Moment», betont der Lack-Künstler. Auf dem Fünfminuten-Bild taucht ein Mond im schwarzen Weltall auf. «Am unteren Rand sehen die einen vielleicht eine Meeresbrandung und andere nehmen eine Felslandschaft wahr.»
Vor etwas mehr als einem Jahr machte Dossenbach die ersten Versuche mit Lackbildern. Auf die Idee brachte ihn ein Kunde, der einen speziellen Oberflächeneffekt für seine Gitarre wünschte. Dossenbach begann mit Lackfarben zu experimentieren, die er mit der Fliessbecherpistole auf Oberflächen sprayte. Was daraus entstand, begeisterte die Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten. Die Bilder, auf denen Planeten in Rot, Grün, Blau oder Grau im Weltall schweben – umgeben von Sternen, Lichtflächen oder Lichtstreifen – strahlen eine seltene Ruhe aus. «Die Lackbilder anzufertigen, ist für mich Entspannung und Erholung pur», beschreibt Dossenbach sein Gefühl. Manchmal arbeitet der 36-Jährige auch mit Schablonen, die er mit seinem Plotter ausschneidet. Diese Bilder zeigen zum Beispiel Wälder im Polarlicht. «Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt», wiederholt Dossenbach immer und immer wieder, wenn er über seine Bilder spricht. Meist hat er am Anfang eine Idee im Kopf, die bei ihm ganz spontan auftaucht – am Frühstückstisch oder beim Autofahren. Wenn der zweifache Familienvater sich nach der Arbeit oder am Wochenende Zeit nehmen kann, sprayt er an seinem Arbeitsplatz die Ideen auf die weisse Platte. «Jedes Bild ist ein Unikat. Ich würde es so kein zweites Mal hinkriegen.»
Farben bedeuten ihm viel. Während er sich im Frühjahr und im Sommer ob der Farbenpracht in der Natur freut, mag er die grauen Töne unter der Nebeldecke im Herbst und Winter weniger. Er flieht dann in die Berge, wenn er kann und dort der Himmel blau ist und der Schnee glitzert. Bald werden neue Planetenbilder aus Lackfarben fertig sein und bei der Adler-Lack AG im Konferenzraum hängen. Dossenbach interessiert sich nicht für Science-Fiction – auch wenn dies auf der Hand liegen könnte. Manchmal fragt er sich aber, ob es irgendwo im Weltall eine solche Landschaft wie auf seinen Bildern geben könnte.
«Die Lackbilder anzufertigen, ist für mich Entspannung und Erholung pur. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.»
Veröffentlichung: 20. Januar 2022 / Ausgabe 3/2022
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