Inspirierende Ausstellungen

Eine gute Ausstellung macht Produkte erlebbar und darf auch mal überraschen. Bild: Braun AG

Werkstoffhandel.  Wer Material einkaufen will, möchte dieses real vor sich haben, um eine Wahl treffen zu können. Die wenigsten Schreiner sind in der Lage, ihren Kunden eine angemessene Auswahl zu bieten. Einige Werkstoffhändler helfen mit ihren Ausstellungen.

Wenn ein Schreiner mit seinem Endkunden zusammensitzt, um dessen Innenausbau zu besprechen, und seinem Gegenüber die vorgeschlagenen Materialien näherbringen möchte, gibt es sehr oft ein Ungleichgewicht. Der Schreiner setzt sich täglich mit vielen Materialien auseinander und kennt dadurch deren Eigenschaften und Wirkungen in verschiedenen Einbausituationen. Der Endkunde setzt sich unter Umständen das erste Mal konkret mit einem Ausbau auseinander und ist zwar motiviert, aber in vielem überfordert. Materialwirkungen anhand von Handmustern in einem frisch geplanten Ausbau einzuschätzen, braucht ja auch bei einem erfahrenen Fachmann viel Vorstellungsvermögen. Ein Rendering, das zeigt, wie der Raum später aussehen soll, ist ein guter Anfang für den Kunden, hilft aber nur als farblicher Ansatz bei der Materialbestimmung. Real verlegte Parkettflächen beispielsweise geben, auch wenn diese nur wenige Quadratmeter gross sind, ein authentisches Gefühl für die spätere Wirkung. Das Gleiche gilt für grossflächige Muster oder eingebaute Mustertüren, wo nicht nur das Türblatt, sondern auch die Rahmensorte ausgewählt werden kann. Eine Ausstellung, die umfassend genug ist und zudem auch noch den aktuellen Trends entspricht, übersteigt jedoch die Möglichkeiten einer normalen Schreinerei.

Ausstellung für drei Parteien

Immer mehr Werkstoffhändler haben erkannt, dass es nicht mehr reicht, ihren Kunden, also den Verarbeitern, neue Produkte im Verkaufsladen oder mittels Printmedien sowie Internetpräsentationen zu zeigen. Wo möglich, sind Ausstellungen aufgebaut worden, die dem Verarbeiter mit seinem Endkunden helfen sollen, eine überzeugte Auswahl zu treffen. Angesprochen werden mit diesen Präsentationen drei Parteien:

  • Die Verarbeiter, also die Handwerker. Sie orientieren sich über Neues sowie über Möglichkeiten für ihr laufendes Projekt und erhalten umfangreiche Informationen und Angaben auch zu Konstruktionsaufbauten.
  • Die Bauherren, also Endkunden. Sie kommen entweder zusammen mit dem Handwerker oder werden oft auch von diesem alleine geschickt. Sie benötigen eine umfassende und verständliche Beratung für ihr Projekt, wobei dann der Handwerker eine Rückmeldung des Ausstellungsberaters wünscht.
  • Die Architekten. Sie lassen sich von der Flut an Mustern gerne inspirieren, um optimal planen zu können. Dadurch kann es dann gut vorkommen, dass in der Bauausschreibung schon sehr konkrete Produkte angegeben werden, um eine gewünschte Wirkung auch wirklich zu erreichen.

Die Erfahrungen bei der PVA AG in Altendorf SZ zeigen, dass sich sehr viele Bauherren ohne ihre Handwerker beraten lassen. In ihrer Ausstellung sind daher alle Produkte mit einem Bruttopreis ausgezeichnet. Dadurch erhält der Bauherr ein ungefähres Kostengefühl. Der Preis bezieht sich auf die reine Ware, unverbaut und unverlegt, und enthält den Rabatt für den Handwerker, welcher der Kunde der Firma ist.

Holz erlebbar machen

Gezeigt werden in den Händlerausstellungen nur Produkte für den dekorativen Ausbau wie Wandverkleidungen, Türen oder Bodenbeläge und keine Konstruktionsprodukte aus dem Holzwerkstoffsortiment. Besonders wichtige oder im Trend liegende Produkte werden oft so eingebaut, dass sie in einer realistischen Situation, wie später verbaut, betrachtet werden können.

Patrik Braun von der Braun AG in Gossau SG war es bei der Ideenfindung für die Ausstellung wichtig, dass der Werkstoff Holz von den Besuchern erlebt werden kann. «Lebendig, vielseitig und mit Überraschungseffekt soll die Ausstellung kleinen und grossen Besuchern die Möglichkeit bieten, ein Gefühl für das Thema Holz zu bekommen. Daher auch die Namensgebung ‹Holz erleben›.» Neben einer breiten Produktauswahl stehen dem Besucher detaillierte Informationen sowie Ausstellungsberater zur Verfügung. Gezeigt wird sogar eine Zeitreise durch die Geschichte.

Eine authentische Vorstellung bieten

Selbst grosse Mustertafeln lassen sich auf vielfältige Weise präsentieren. So zeigen bogenförmig aufgestellte, herausnehmbare Platten wie auch solche, die leicht schräg in einer Halterung stehen, schon beim Durchgehen einen Teil von sich. Nimmt man Muster heraus, können diese individuell beispielsweise zu Türen gestellt oder auf den Boden gelegt werden. Auch der Inhalt von Auszugsschubladen kann entnommen werden. Die horizontale Lage eignet sich besonders gut für die Präsentation von Bodenbelägen. Hintereinander aufgehängte und seitlich schiebbare Elemente erlauben ein schnelles Vergleichen von Wandverkleidungen.

«Damit der Besucher sich ein gutes Bild vom Aussehen und von der Qualität der Produkte machen kann, ist zudem ein wohnliches Ambiente wichtig», ist man bei der Herzog-Elmiger AG in Kriens LU überzeugt. Dadurch kann man sich die atmosphärische Wirkung von Böden, Türen und Wandverkleidungen besser vorstellen. Langjährige Erfahrung und Kompetenz bei der Beratung runden das Bild ab.

Die Konsequenz im späteren Objekt

Wirklich begehbare Parkettböden haben eine sehr starke visuelle Wirkung beim Darübergehen. So vermittelt ein Fischgratparkett ein ganz anderes Gefühl als eine grosse Landhausdiele. Solche Dielen können sogar ungeteilt die Länge eines Zimmers haben, wie in der Ausstellung der Eduard Steiner AG bewiesen wird. Bei der Beratung wird auch über die spätere Pflege der Produkte gesprochen. Die Erfahrung mit den Endkunden hat gezeigt, dass Angebote im Pflegeservice eine gute Nische für die Handwerker abgeben würden.

Bei Steiner widmet sich eine zweite Ausstellung ausschliesslich den Türen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass mittels vieler Einbausituationen auch die unterschiedlichen Rahmentypen gezeigt werden. Diese haben optisch wie auch funktional eine grosse Wirkung auf den Raum und müssen schon in einem sehr frühen Planungsstadium bestimmt werden. Ansonsten ist so mancher Typ kaum noch realisierbar. Die Firma bietet ausser fundierten Beratungen in verschiedenen Bereichen auch ihre Unterstützung bei der Türplanung an. Das geht bis zur Übernahme von Avor-Arbeiten als Auftragsarbeit.

Der Aufwand, aktuell zu bleiben

Die vier Standorte der Woodpecker Holding AG, HWS Gfeller in Landquart GR, HWS Frauenfeld TG, HWS Reiden LU und Küchler AG in Schlieren ZH, haben alle eine entsprechende Ausstellung. Jene in Reiden und Landquart sind die grössten und haben zusätzlich jeweils ein Altholzstübli, das die umfangreichen Möglichkeiten mit Altholz in der Anwendung zeigen.

«Das permanente Update des Sortiments und das Marktgespür sind die Voraussetzung, dass wir als Händler ein guter Partner für unsere Verarbeiter sind», ist man bei Woodpecker überzeugt. Dazu werden in der Regel zwei bis drei verbaute Elemente ausgewechselt. «Für die Ausstellungen bilden wir unsere Sortimentsauswahl ab, mit der wir zirka 80 Prozent der Besucherwünsche in den verschiedenen Preis- und Qualitätskategorien abdecken können. Hier ist eine gute Vorbereitung das A und O, gibt es doch allein beim Boden Tausende Produkte auf dem Markt. Davon können wir im Showroom einige Hundert zeigen, entweder als Flächenboden oder als grosse Mustertafeln.» Ausser der Beratung wird auch die Dokumentierung für Ausschreibungen angeboten und Bemusterungen gemacht. Alle genannten Händler geben bei Bedarf auch den Endkunden leihweise Muster mit, damit diese vor Ort eine bessere Entscheidungsgrundlage haben.

Eine gute Präsentation für die drei angesprochenen Parteien Handwerker, Endkunde und Architekt beginnt im Webshop mit dem vollständigen Sortiment, zeigt in der Ausstellung einen guten Produktemix und endet beispielsweise bei Woodpecker mit einem Musterordner voll von aktuellen Markttrends – einem «HosentaschenShowroom».

www.pva.chwww.braun.chwww.herzog-elmiger.chwww.holzsteiner.chwww.woodpeckerholding.ch

Andreas Brinkmann

Artikelsammlung zum Thema Holzwerkstoffe

Im Dossier Holzwerkstoffe finden sich Informationen und eine Fachartikel-Sammlung zu den verschiedenen Holzwerkstoffen: Von deren Einsatzmöglichkeiten bis hin zu aktuellen Trends und Verfügbarkeit.

Veröffentlichung: 18. November 2021 / Ausgabe 47/2021

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