Junger Tiger mit Faible für Holz


Simeon Ninck ist Schreinerlernender im ersten Jahr. Bild: PD


Simeon Ninck ist Schreinerlernender im ersten Jahr. Bild: PD
Durststrecke. Simeon Ninck verfolgt zwei grosse Ziele: Er möchte Eishockeyprofi werden und macht gleichzeitig eine Lehre als Schreiner. Die Doppelbelastung ist für den 16-jährigen Berner nicht ohne. Die Corona-Pandemie hat die Saison auf dem Eis jäh beendet. Seitdem trainiert er alleine.
Eis hat Simeon Ninck seit Mitte März keines mehr gesehen. Für einen jungen Eishockeyspieler ist das eine lange und harte Zeit. «Wir hatten in der U17-Meisterschaft gerade das Play-off-Viertelfinal gegen Biel gewonnen und wären im Halbfinal auf Bern getroffen. Doch die Corona-Pandemie hat die Saison jäh beendet», erzählt der 16-Jährige. «Das ist sehr schade. Das wären tolle Matches gewesen.» Er spielt bei den SCL Young Tigers in Langnau BE und hat dort einen Fünf-Jahres-Ausbildungsvertrag. Seit zwei Jahren ist Ninck im Emmental, wo es im gut gefällt. «Es ist ein toller Club, und ich fühle mich sehr wohl.» Sein grosses Ziel: Eishockeyprofi werden.
Als er in der ersten Klasse war, hat der Berner in Münchenbuchsee mit dem Eishockey begonnen. Nach einem Jahr bei Lyss landete er später bei der U15 des SC Bern, wo es für ihn in Richtung Leitungssport ging. «In Bern gab es jedoch zu viele Verteidiger, und ich konnte nicht bleiben. Das war schon hart», erzählt Simeon Ninck. «Es ist mir aber nicht so schwer gefallen, mich neu zu orientieren. Und mit Langnau habe ich eine super Lösung gefunden, und ich kann meinen Traum weiterverfolgen.»
Das Eishockey und seine Teamkollegen fehlen ihm. «Nach dem Lockdown hatten wir zuerst Ferien, dann musste jeder selber trainieren. Es ist normal mit dem Aufbauprogramm losgegangen, nur ist halt jeder für sich. Das ist schon komisch», erzählt Simeon Ninck. «Wir haben einen Plan bekommen. Zuerst war es schon sehr mühsam, weil man nirgends Sport machen konnte, ausser laufen zu gehen.» Als die Schulhäuser wieder öffneten, konnte er wenigstens den dortigen roten Sportplatz benutzen.
«Seit zwei Wochen dürfen wir auch endlich wieder ein- bis zweimal die Woche in den Kraftraum. Das bringt wieder Abwechslung in den Alltag, obwohl die Motivation für mich kein Problem ist», sagt Ninck. «Ich glaube aber nicht, dass wir bald wieder im Team trainieren. Es gibt zwar Lockerungen, aber die Abstandsregeln gelten
ja weiterhin.» Er freue sich aber, wenn es irgendwann endlich wieder aufs Eis gehe. «Es fehlt mir.»
Da der Sport eine Zwangspause macht, kann sich der junge Berner dafür umso mehr auf seine Schreinerlehre konzentrieren. Im Sommer beendet er das erste Lehrjahr. Er hat sich für eine Berufslehre entschieden, weil er nach der Sekundarschule nicht mehr länger die Schulbank drücken wollte und es für ihn nicht infrage kam, in einem Büro zu arbeiten. «Ich wollte etwas Handwerkliches machen», erzählt Simeon Ninck. In seinem Eishockeyteam ist er allerdings nur einer von dreien, die eine handwerkliche Lehre machen. Die meisten gehen ans Sportgymnasium. Er ist mit dieser Lösung sehr glücklich und hat es nicht bereut, zwei Ausbildungen und Herausforderungen zu kombinieren.
Simeon Ninck macht die Lehre bei der Fankhauser Schreinerei AG in Langnau. Und zwar keine sogenannte Sportlerlehre, sondern eine ganz normale. «Ich bin einfach in einem 90-Prozent-Pensum angestellt. So habe ich etwas mehr Zeit fürs Training», erzählt er. «Ich schaue, dass ich über den Sommer ein Polster an Überstunden anhäufe, das ich dann über den Winter abbauen kann.»
Denn im Winter trainiert er bis zu zweimal am Tag und steht siebenmal in der Woche auf dem Eis. Das funktioniere wunderbar, sagt er. Ein grosser Vorteil für ihn ist auch, dass der Betrieb nur fünf Minuten vom Stadion entfernt ist. So kann er schnell hin und her wechseln.
«Mein Chef und meine Arbeitskollegen haben grosses Verständnis für mich und das Training und sind flexibel. Das ist super, und ich bin dafür dankbar, dass mir das hier ermöglich wird», sagt er erfreut. «Wir haben ein tolles Team, und ich habe einen lässigen Mitstift.» Die Arbeitskollegen seien auch schon einmal an einen Match von ihm gekommen und hätten ihn angefeuert. Das hat ihn gefreut. «In Langnau ist sowieso fast jeder Eishockeyfan. Das ist cool.» Im Emmental lebt er bei einer Gastfamilie. Denn seine Eltern und zwei Brüder wohnen in der Nähe von Bern. «Mir gefällt es dort gut. Die Gastfamilie hat fünf Kinder, da läuft was», sagt er und lacht.
In der Berufsschule am Bildungszentrum Emme in Langnau durchläuft Simeon Ninck das Talentförderungsprogramm, das ihn von einigen Lektionen (Sport und Allgemeinbildung) befreit. «Bisher geht alles auf, und ich kann mich gut auf Lehre und Sport konzentrieren. Ich hoffe, das bleibt so, wenn es auf beiden Seiten strenger wird. Davor habe ich Respekt.» Er denkt dabei vor allem ans dritte Jahr und die Teilprüfung.
Die Lehre ist ihm sehr wichtig, weil er sich ein zweites Standbein aufbauen will. «Ich weiss ja nicht, ob es mit dem Eishockey klappt. Und wenn man sich verletzt, kann die Karriere sehr schnell vorbei sein. Deswegen möchte ich eine Ausbildung machen», begründet er.
Der Schreinerberuf hat dem Lernenden beim Schnuppern am besten gefallen. «Ich habe grosse Freude an der Arbeit mit Holz. Diese ist auch so breit gefächert, das fasziniert mich.» Der Schreiner sei ein Multi-Handwerker. «Er kann fast alles.»
Nach der Lehre träumt der Jugendliche von einem Profivertrag. «Ich denke, der Weg zuerst in die Nationalliga B und dann in die NLA ist realistischer, als direkt zu einem Klub in der obersten Schweizer Liga zu kommen.» Er werde alles versuchen. «Das Grösste wäre natürlich, in die Nationalmannschaft zu kommen und in Nordamerika spielen zu dürfen. Träumen darf man ja.» Zuerst muss sich Simeon Ninck aber in der U20 von Langnau durchsetzen, in die er auf die neue Saison hin altersmässig aufrückt. «Dafür bin ich bereit.»
ndo
Veröffentlichung: 03. Juni 2020 / Ausgabe 23/2020
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