Karate als Inbegriff des Respekts


Für Raoul Keusch (22) ist Karate viel mehrals nur ein Hobby. Es ist Lebensschule und Eintauchen in eine andere Welt. Bilder: PD


Für Raoul Keusch (22) ist Karate viel mehrals nur ein Hobby. Es ist Lebensschule und Eintauchen in eine andere Welt. Bilder: PD
Er trägt den schwarzen Gürtel und ist 2015 Kyokushinkai-Karate-Vizeweltmeister geworden. Raoul Keusch hat schnell Karriere gemacht. Zu Hause stehen reihenweise Pokale von nationalen und internationalen Turnieren. Kyokushinkai ist einer der härtesten Karate-Stile, denn hier wird im Vollkontakt gekämpft, bis jemand k.o. geht. Da erstaunt die Aussage des gelernten Schreiners: «Sämtliche Verletzungen, die ich je hatte, holte ich mir ausserhalb des Karates – beim Snowboarden, in der RS, auf der Arbeit.» Keuschs Karate-Disziplin wird nicht über einen Verband finanziert. Deshalb bezahlt er alles aus der eigenen Tasche. Mit 10 Jahren fing der heute 22-Jährige Feuer. «Ich hatte genug vom Fussball und besuchte im Rahmen des Ferienpasses eine Karate-Lektion. Da hat es mich voll gepackt.» Sieben Mal pro Woche stand er im Trainingsraum, dem Dojo, und trainierte mit eiserner Disziplin und Ausdauer. Dies nebst seiner Ausbildung zum Schreiner. Schon bald kletterte er den Regenbogen der verschiedenen Gürtelfarben hinauf: von weiss, rot, blau über gelb, grün und braun bis zur Meisterebene – dem schwarzen Gürtel. Nebst den eigenen Trainings unterrichtet er Kinder und Erwachsene in der Kunst des Kampfes. «Was mich am meisten an unserem Karate-Stil fasziniert, sind die Tradition und die Disziplin. Ein Training hat einen klaren Ablauf mit definierten Regeln. Schon die Begrüssung besteht aus einem fixen Ritual. Die Karateka sind in der Reihenfolge ihres Grades aufgestellt. Es herrschen klare Hierarchien. Jeder weiss, wo sein Platz ist und was seine Kompetenzen sind und seine Verantwortung ist.» Es sei eine völlig andere Welt – ein starker Kontrast zum Arbeitsalltag, erzählte er. «Durch die klar vorgegebenen Abläufe kann ich meinen Kopf abschalten und zur Ruhe kommen, denn mein Körper hat die Abläufe und die japanischen Befehle verinnerlicht und macht alles wie von alleine.» Was ihn auch fasziniere, sei der Respekt, der stets spürbar sei. Nicht bloss im eigenen Team, auch unter den Gegnern und den Fans. «Hier ist man anständig, freundschaftlich gesinnt und friedlich.» Keusch wohnt in Waltenschwil AG im Freiamt und arbeitet 70 Prozent als Projektleiter bei der Brunnen Küchen AG im nahen Bettwil. Nebenher besucht er die höhere Fachhochschule, wo er sich zum Innenarchitekten weiterbildet. Trotzdem hat Karate mit bis zu vier Trainings pro Woche seinen fixen Platz. «Karate ist eine Lebensschule. Ich habe gelernt, was Respekt und Disziplin bedeuten. Ich kenne meinen Körper inzwischen sehr gut. In den Trainings lernst du Schmerzen zu ertragen und deine Grenzen immer weiter auszudehnen.» Oft habe man das Gefühl, dass nichts mehr gehe, doch man sei viel stärker, als man glaube. Wie gross auch immer eine Aufgabe oder ein Problem sei, mit Entschluss und Ausdauer komme man über alle Hindernisse. «Unsere Schule trainiert uns das Mantra: ‹Never ever give up›» – gib niemals auf.
Nach diesem Motto lebt Keusch, selbst dann, wenn er nach einem Turnier grün und blau geschlagen nach Hause kommt und eine Woche kaum laufen kann. Schläge in den Solarplexus oder auf die Leber, die zu einem kurzen Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit führen, das gehöre dazu, meint er nur. «Ich werde nie mit Karate aufhören.»
«In den Trainings lernst du Schmerzen zu ertragen und deine Grenzen immer weiter auszudehnen.»
Veröffentlichung: 16. Juni 2022 / Ausgabe 24/2022
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