Kein Gedanke ans Zurücklehnen

Eine ruhige Kugel schiebt ISP-Präsident Bruno Durrer (74) höchstens am Billardtisch zu Hause in Sarnen. Bild: Caroline Mohnke

Leute. «Als Kinder spielten wir jeden Samstag in der grossen Parqueterie-Fabrik», erzählt der 74-jährige, sportliche Bruno Durrer in seinem Wohnzimmer im ehemaligen Haus seiner Grossmutter in Sarnen OW.

Er ist zusammen mit vier Geschwistern in Sarnen aufgewachsen. Die Geschichte der Durrers reicht weit zurück: Sein Urgrossvater Josef Durrer gründete 1864 in Kägiswil eine Parkettfabrik und ein Baugeschäft. Bruno Durrer stieg 1974 in der vierten Generation ins Geschäft seines Vaters ein. «Nach der Handelsmatura wusste ich noch nicht wohin des Weges.» Das anschliessende Wirtschaftsstudium in Bern habe er etwas zu wörtlich genommen und gerne die Berner Knellen ausgekundschaftet, erzählt er mit einem Lachen. Schliesslich habe er entschieden, ins Geschäft seines Vaters einzusteigen. Sein Urgrossvater Josef Durrer hatte zu seiner Zeit die Primarschule verlassen, um bei seinem Vater im Zimmerhandwerk zu arbeiten. Später traf er Franz Joseph Bucher, einen Milchbauern aus Kerns, und die beiden entwickelten ein Unternehmen, das Parkettböden herstellte und Häuser baute. 1870 eröffneten die einfallsreichen Unternehmer ein Hotel als Ausstellung für ihre Parkettböden. Ohne Erfahrung im Gastgewerbe wurde das Hotel Sonnenberg in Engelberg ein Erfolg. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass Josef Durrer einen guten Tag hatte, wenn er einen Franken verdiente. Fussmärsche über den Brünig gehörten damals zum Arbeitsleben. «Mein Vater kam mit 92 Jahren noch jeden Tag ins Büro.»

«Mir gefällt, wenn Leute nicht allein an einem Tisch sind, sondern zusammensitzen und miteinander reden können.»

Auch Bruno Durrer denkt nicht ans Zurücklehnen. Seit 9 Jahren ist er pensioniert, seine Tage sind ausgefüllt. «Das Parkett-Virus erhielt ich schon mit der Muttermilch», sagt er mit einem Lachen. Eine andere grosse Leidenschaft sei das Kochen. «Schon mit 20 habe ich gerne Leute eingeladen und bekocht.» Er habe immer von einem kleinen Restaurant geträumt. Seit 7 Jahren schwinge er nun jeden Donnerstag den Kochlöffel bei seiner Tochter Nora im ehemaligen Gasthaus Mühle in Sarnen und zaubere ein Menü auf den Tisch. Seine Tochter sei Gastronomin und miete das Lokal einmal in der Woche. Der langjährige Geschäftsführer der Parqueterie Durrer AG in Alpnach koche auch zu Hause gerne. Die Küche sei gross, und im ersten Stock des Hauses habe er ein Kochstudio: ein Zimmer mit vielen Kochbüchern und einem grossen Tisch. Dort tüftle er die Menüs aus. Die Einkaufstour übernehme er jeweils auch. «Wir legen grossen Wert auf regionale und saisonale Produkte.» An den vier Tischen hätten je sechs bis acht Personen Platz. «Mir gefällt, wenn Leute nicht allein an einem Tisch sind, sondern einige zusammensitzen und miteinander reden können.» Der verheiratete Familienvater von zwei Kindern und drei Enkelkindern mochte es schon immer gesellig. «Meine Frau ist für den Blumenschmuck in der ehemaligen ‹Mühle› zuständig und bekocht die Grosskinder, während ich bei Nora koche.»

Vergangenes Jahr wurde der passionierte Koch und Holzliebhaber für weitere drei Jahre als Präsident der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) bestätigt. «Ich fahre immer noch rund 20 000 Kilometer Auto im Jahr», erzählt er. Er wolle nicht vergreisen und interessiere sich immer noch dafür, was auf dem Parkettmarkt geschehe. Bis vor einigen Jahren habe er wettkampfmässig gesegelt, heute spiele er mit seiner Frau Golf oder besuche Kunstausstellungen. Wenn es die Zeit zulasse, spiele er auch gerne eine Runde Billard, sagt er und zeigt auf den Billardtisch, der sich in der Wohnküche befindet.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 29. Januar 2024 / Ausgabe 4/2024

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